Yume (1990)
Als Kurosawa "Akahige" (1965) drehte, der kürzlich sein 50. Jubiläum feiern konnte, war das sowohl das Ende der Zusammenarbeit zwischen Kurosawa und Mifune, als auch das Ende einer äußerst produktiven Phase des japanischen Meisterregisseurs, der in seiner Heimat oftmals als westlicher Regisseur betrachtet worden ist und einem westlichen Publikum zugänglicher zu sein schien als etwa Ozu oder Mizoguchi. Als es Kurosawa nach "Akahige" schwer fiel, seine Projekte zu finanzieren, lag ein Abstecher nach Hollywood also durchaus nahe: doch das Projekt "Runaway Train" kam nie zustande und Kurosawas Mitwirkung bei "Tora! Tora! Tora!" (1970) war ein eher unzufriedenstellendes Erlebnis. Als er Ende der 60er Jahre wieder nach Japan zurückkehrte, gelang es ihm schließlich mit der Unterstützung von Kon Ichikawa, Keisuke Kinoshita und Masaki Kobayashi "Dodesukaden" (1970) zu inszenieren, nachdem ein anderes Projekt aus Geldgründen gescheitert war; doch "Dodesukaden", sein erster Farbfilm, fiel beim Publikum durch und gilt als finanzieller Misserfolg, in dessen Folge Kurosawa einen Suizidversuch unternahm. Freilich nahm auch die Schwierigkeit, weitere Filmprojekte zu finanzieren, noch weiter zu - fortan enstanden zwei Jahrzehnte lang nur noch alle fünf Jahre weitere Spätwerke des Meisterregisseurs: der großartige "Dersu Uzala" (1975) entstand in Koproduktion mit der Mosfilm in der Sowjetunion, "Kagemusha" (1980) entstand dank der Unterstützung von George Lucas & Francis Ford Coppola und "Ran" (1985) verdankt sich nicht zuletzt der Produzententätigkeit Serge Silbermans.
"Yume" entstand dann 1990 dank der Unterstützung Steven Spielbergs. Der Film, dessen Finanzierung Kurosawa ohne Spielbergs Unterstützung trotz geringer Kosten nicht bewerkstelligen konnte, ist ein ausgesprochen persönliches Projekt: Das Drehbuch schrieb Kurosawa ganz allein, zum Großteil nach eigenen Träumen; die acht Kapitel, die zum Teil dem Pazifismus, der Kunst und der Natur huldigen, behandeln persönliche Ideale, Hoffnungen, Sehnsüchte und Befürchtungen des Filmemachers, der die unterschiedlichen Kapitel nur über ihren traumhaften, phantastischen Charakter miteinander verbindet, um einen altersweisen Rückblick auf ein ganzes Menschenleben zu werfen. Der entspannten Dramaturgie entspricht ein gemächlicher Rhythmus der einzelnen Episoden, von denen Kurosawa mindestens zwei in die Hände seines langjährigen Freundes Ishirô Honda ("Gojira" (1954)) gelegt haben soll, während Scorsese in einer weiteren in einer Schlüsselrolle als Darsteller auftritt. Die acht Phantasien über Fuchsgeister, belebte Puppen & Pfirsichblüten, Schneefrauen, den anklagenden Aufmarsch gefallener Soldaten, durchquerbare Van Gogh-Gemälde, apokalyptische Reaktorunfälle, postatomare Endzeitvisionen und den harmonischen Einklang mit der Natur überraschten das Publikum weltweit - und wenngleich das überwiegend positive Echo der Kritik nicht allzu enthusiastisch ausfiel (was am leisen, zurückhaltenden Tonfall des Films liegen mag), besitzt "Yume" heute den Ruf eines beachtlichen & beliebten Spätwerks, während Kurosawas letzten zwei Filme - "Hachigatsu no kyôshikyoku" (1991) mit Richard Gere und der leise Abschiedsfilm "Madadayo" (1993) - vergleichsweise unpopulär geblieben sind.
Der vergriffenen deutschsprachigen Warner Bros.-DVD ist die (ebenfalls vergriffene) vielfältig untertitelte, originalsprachige US-DVD sicherlich vorzuziehen: Fassungseintrag von Digital_Masta
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