What's New, Pussycat (1965)
Woody Allen ist eine der populärsten Gestalten des US-Kinos: als der frühere Stand-up-Comedian mit "Annie Hall" (1977) schließlich auch als ernsthafter Künstler Anerkennung gefunden hat, konnte er zugleich seine Kunstfigur des neurotischen New Yorker Intellektuellen fest im populären Film verankern. 44 Kino-Spielfilme hat er als Regisseur & Drehbuchautor (und meist auch als Hauptdarsteller) in den letzten 47 Jahren abgeliefert, hinzu kommen Kurzfilme, Fernsehfilme, die parodistische Überarbeitung eines asiatischen Films und Omnibusfilm-Episoden; seit über zwei Jahrzehnten häufen sich große Stars in zahlreichen Nebenrollen, er selbst verkörperte seine ureigene - und teilweise auch von ihm selbst ironisch abgewandelte - Kunstfigur in etlichen Werken diverser Kollegen (u.a. Martin Ritt, Jean-Luc Godard, Paul Mazursky, Alfonso Arau, John Turturro), lieh den Figuren einiger Animationsfilme seine Stimme und geisterte als Comicfigur durch die Comicstrips von Stu Hample. Bevor er jedoch mit "Take the Money and Run" (1969) seine Karriere als Regisseur beginnen konnte, legte er eine lange Strecke als Gagschreiber und (TV-)Bühnenkomiker zurück.
"What's New, Pussycat" - uraufgeführt am 22. Juni 1965 - war Allens erster Versuch, die große Leinwand zu erobern. Zu diesem Zweck schrieb er sich eine größere Rolle als Victor Shakapopulis auf den Leib, die jedoch teilweise wieder zusammengekürzt worden ist (und die er später nochmals in "Everything You Always Wanted To Know About Sex, But Were Afraid To Ask" (1973) übernahm); auch darüber hinaus wurde sein Drehbuch auf Wunsch des Produzenten und der Stars mehrfach überarbeitet, während beim Dreh zudem großzügig improvisiert worden ist. Und die Rolle eines wirren Psychiaters an der Seite von Peter O'Toole, für welche Allen gerne Groucho Marx gehabt hätte, wurde schon sehr früh auf Produzentenwunsch für Peter Sellers reserviert. Trotz aller Eingriffe ist vieles am Film bereits Allen-typisch: Seine Rolle fröhnt seiner schon damals typischen Koketterie mit Feigheit & kulturellem Interesse, sein Drehbuch lebt seine Vorliebe für Vorbilder (darunter Fellini, dessen "Otto e mezzo" (1963) nicht nur über die Besetzung mit Eddra Gale heraufbeschworen wird) ebenso aus, wie seine Fixierung auf die Themen Liebe & Sexualität. Diese werden spritzig, ausgelassen, etwas albern & dem Zeitgeist der 60er gemäß zu einem Potpourri aberwitziger Einfälle verquirlt und kommen in Verbindung mit Slapstick, Wortwitz, Situationskomik und parodistischer Verweise daher... und alles dreht sich um den verlobten Frauenhelden Michael James (Peter O'Toole), der den Versuchungen durch zahlreiche Frauen auszuweichen gedenkt und sich Hilfe ausgerechnet beim Psychiater & komplett erfolglosen Schwerenöter Dr. Fassbender (Peter Sellers) sucht, bis es im turbulenten Finale zum verhängnisvollen Zusammentreffen von beiden Männern, deren Partnerinnen, diversen Frauenbekanntschaften und weiteren - auf erotische Abenteuer hoffenden - Gästen in einem Hotel kommt. Die Dramaturgie ist so rasant & vital wie Tom Jones' Titellied und mit Romy Schneider, Capucine, Ursula Andress, Richard Burton, Howard Vernon und Daniel Emilfork ist der Streifen bis in kleinste Rollen hochinteressant besetzt.
Weshalb "What's New, Pussycat" trotz aller Albernheiten und des eher geringen Tiefgangs dennoch ein empfehlenswerter Komödienklassiker ist, legt bluebottle in ihrem Review dar.
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