Home Alone (1990)
Die Weihnachtszeit hat einige Filmklassiker herausgebracht. Ein ewiger Evergreen ist wohl Frank Capras mittlerweile schon fast 70 Jahre alter „Ist das Leben nicht schön?“, aber auch „Der kleine Lord“ in seiner wohl bekanntesten Version von 1980 mit Alec Guinness erfährt alle Jahre wieder am letzten Freitag vor Heiligabend eine regelmäßige Ausstrahlung in der ARD – nicht zu vergessen die zahllosen Inkarnationen von Charles Dickens' „Weihnachtsgeschichte“.
Ein Film, der ebenfalls bereits 25 Jahre auf den Buckel hat, ist „Kevin – Allein zu Haus“, was unvorstellbar erscheint, wenn man selbst – wie der Autor dieses Artikels – damit groß geworden ist und ihn seit der ersten Ausleihe der Eltern aus der Videothek Anfang der 90er etliche Male gesehen hat. Chris Columbus' Komödie um den Jungen einer Großfamilie, der von seinen Eltern schlicht zu Hause vergessen wird, als sie mit Kind, Kegel und anderen Verwandten in den Urlaub fliegen, ist also mittlerweile unzweifelhaft ebenfalls bei den Klassikern angekommen. Sie wurde ein Riesenerfolg bei Jung und Alt, weil sie zwar letzten Endes den üblichen Hollywood-Schmalz mit dem in den Vereinigten Staaten so oft gesungenen Hohelied auf die Zusammengehörigkeit der Familie und dicksten Sentimentalitäten auffährt, die man sich gerade zu Weihnachten ja so gern gefallen lässt, dies aber um die reizvolle und den Film mühelos tragende Prämisse, dem Traum eines jeden Kindes, wenigstens kurzzeitig die Familie mit lästigen Geschwistern und nervigen Eltern verschwinden zu lassen, ergänzt.
Dies verdankt „Kevin – Allein zu Haus“ zum einen dem unbekümmerten Spiel Macaulay Culkins – mittlerweile abgesehen von einigen öffentlichen Skandalen der Vergessenheit anheim gefallen –, zum anderen aber auch dem über weite Strecken hervorragenden Einfangen des Zaubers und der Besonderheit des Kindseins. Oder gibt es jemanden, der damals nicht davor träumte, Eis in Hülle und Fülle zu verspeisen und bis spät in die Nacht nicht jugendfreie Filme zu schauen, ohne dass der mahnende Zeigefinger der Erziehungsberechtigten erhoben werden würde? Oder kennt man nicht möglicherweise auch den angeblich bösen wortkargen Nachbarn, der Kindern das Fürchten lehrte, weil allerlei Gerüchte über ihn kursieren? Den meisten Spaß des Films bereitet der kindlichen bis jugendlichen Zielgruppe aber sicherlich der slapstickhafte (und bisweilen sogar recht brutale) Kampf des Jungen gegen zwei renitente und dämliche Einbrecher, die sein Haus ausrauben wollen und dabei in bester Wile-E.-Coyote-Manier blindlings in jede Falle laufen, die er ihnen stellt.
John Hughes hatte in den 80ern sicherlich einfühlsamere und anspruchsvollere Drehbücher geschrieben. Das ändert jedoch nichts daran, dass er mit dem zu „Kevin – Allein zu Haus“ genau die richtige Mischung fand, um einen kleinen Weihnachtsklassiker zu schaffen. Es folgte die unumgängliche Fortsetzung „Kevin – Allein in New York“, die fast schon ein Remake ist, so sklavisch und risikolos, wie sich die Macher an den unmittelbaren Vorgänger hielten.
Beide Teile liegen bei 20th Century Fox auf BR vor: Fassungseintrag von Mr. Hankey
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