Beitrag

von ratz

Vor 25 Jahren: Ein New-York-Märchen vom Ex-Python Gilliam

Stichwörter: 1990er Bridges Drama Gilliam Jubiläum Klassiker Spielfilm Tragikomödie USA Williams

The Fisher King (1991)

Der Trickfilmer, Autor und Regisseur Terry Gilliam war schon immer ein Außenseiter – ob als einziger Amerikaner in der britischen Komikertruppe Monty Python, wo er eher im Hintergrund blieb und seine typischen Animationen zur Überbrückung der Sketche fertigte, oder später als Regisseur im Hollywoodbetrieb, wo er bis heute als schwierig, kompromißlos und unberechenbar gilt. Seinen Ruf als enfant terrible holte sich Gilliam schon mit seinem dritten eigenen Spielfilm „Brazil“ (1985), da er sich während der Fertigstellung mit dem Studio überwarf, als er auf seiner eigenen finalen Schnittfassung beharrte. Das großangelegte Folgeprojekt „Baron Münchhausen“ (1988) geriet finanziell völlig aus dem Ruder und floppte an den Kinokassen, was der Reputation des Regisseurs nicht unbedingt nützte. Doch wie der Titelhelden seines letzten Films zog sich Gilliam nun gleichsam am eigenen Zopf aus dem Sumpf: Mit „The Fisher King“, der seine US-Premiere am 27. September 1991 feierte, gelang ihm erstmals ein Erfolg im Mainstream-Segment, ohne dabei seine Vision zu verraten.

Denn es waren (und sind) Gilliams barocke, überbordende künstlerische Visionen, die ihm zwar einerseits zu einem unverkennbaren und inzwischen hochgeschätzten visuellen und narrativen Stil verhelfen, ihn aber in der Realität der Filmindustrie immer wieder an Grenzen stoßen und Konflikte verursachen und eskalieren lassen. Doch im Gegensatz zu den effektlastigen Fantasy-Sujets von Gilliams vorherigen Filmen ist das Drehbuch zu „The Fisher King“ von Richard LaGravenese (der seit diesem oscarnominierten Debüt weiterhin als Autor erfolgreich ist) fest in der Gegenwart der frühen 90er Jahre verankert. Die nahezu universal gültige Geschichte von einem New Yorker Radio-DJ (Jeff Bridges) und seiner schicksalhaften Beziehung zu einem Obdachlosen (Robin Williams) behandelt, beinhahe untypisch für den Filmemacher, die ganz großen dramatischen Themen des Menschseins: Schuld, Sühne, Verlust, Schmerz, Vergebung, Liebe. Daß dabei jedoch kein schwermütiger Film herausgekommen ist, verdankt sich den beiden großartigen weiblichen Hauptrollen (Amanda Plummer und, mit Nebenrollen-Oscar belohnt, Mercedes Ruehl), wohldosierten Slapstick-Momenten, witzigen Dialogen sowie dem immer noch gut wahrnehmbaren ‚Gilliam Touch‘, der sich hier auf das Visuelle (Ausstattung, Kamera) und wenige, pointierte Fantasyelemente beschränkt. Man könnte sagen, daß Gilliams absurd-fantastische Visionen hier auf eine Art magischen Realismus eingedampft wurden – eine versöhnliche Tragikomödie, kommensurabel für das breite Publikum, jedoch mit eigener, unverkennbarer Autorenhandschrift.

Vergleichbare Erfolge sollten für Terry Gilliam die Ausnahme bleiben, schon bald begab sich der Regisseur zurück auf den steinigen Pfad der Verwirklichung von persönlicheren und damit weniger massenkompatiblen Projekten. „The Fisher King“ ist bei Columbia/Sony auf DVD (Fassungseintrag von Kötenkalle) und Blu-ray (Fassungseintrag von blubbie) erschienen, allerdings ohne jegliche Extras. In den USA ist dagegen  eine reichlich mit Bonusmaterial ausgestattete Blu-ray bei der Criterion Collection erhältlich. In seinem kompakten OFDb-Review betont MäcFly das Märchenhafte des Films.


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme