La belle histoire (1992)
"Toute une vie" (1974), "Partir, revenir" (1985), "Il y a des jours… et des lunes" (1990) - immer wieder wandte sich Claude Lelouch im Laufe seiner Karriere Stoffen zu, die sich über verschiedene Dekaden erstreckten und bisweilen auch eine Vielzahl von Hauptfiguren miteinander verknüpften. "Partir, revenir" brachte auch das Thema der Widergeburt in Lelouchs Schaffen, welches gerade im Spätwerk immer wieder mit esoterischen Inhalten liebäugelte. Als Opus Magnum Lelouchs gilt dann schließlich "La belle histoire" (1992), der insbesondere im weniger zurückhaltenden deutschen Titel "Die schönste Geschichte der Welt" auf eine eigene Größe hinweist. Auch die ziemlich pathetisch eingesprochenen Credits zu Beginn unterstreichen diese etwas eitle Haltung, die sich vor allem auch in der monströs ausufernden, 3½stündigen Handlung niederschlägt, in welcher Béatrice Dalle und Gérard Lanvin als sich seit 2000 Jahren verfehlendes, wiedergeborenes Liebespaar auftreten.
Als prätentiös und hochtrabend wurde der am 18. März 1992 angelaufene Film dann auch angesehen: Die komplex verwobenen Geschichten des Heilands, des Wiedergeburt & Mitleidsethik lehrenden Professors Tricot, der Lehrerin Marie, die an die Wiedergeburt glaubt und einem Mythos der "Bienen von Israel" nachspürt, des auf dem Jahrmarkt arbeitenden Roma Jésus, der Kleinkriminellen Odona und des Kunsthändlers Pierre Lhermitte, der in eine Kriminalgeschichte verwickelt wird, umfasst 2000 Jahre und zieht sich durch diverse Länder. Eine zu längeren Fahrten neigende Kamera, der Hang zur dominierenden, lange Passagen untermalenden Musikuntermalung, die überhaupt sehr vielschichtige gestaltete Tonspur, die Farbpracht, die kleineren Spektakelszenen zwischen Bühnen, Arenen und Jahrmärkten, die melodramatischen Überhöhungen - all das macht "La belle histoire" sicherlich zu einer der ambitioniertesten, wenn nicht sogar der ambitioniertesten Arbeit Lelouchs. Doch die Komplexität, die Phantastik und die Melodramatik verbinden sich zu einer Melange, die man auch leicht als schwülstigen Kitsch & irrationale Esoterik ablehnen kann. Aber unabhängig davon, wie man zur Handlung des Films steht, so lassen sich inszenatorische Raffinesse, eine sorgsam unter Thierry Flamand arrangierte Ausstattung und engagierte Darstellerleistungen kaum übersehen.
Das hierzulande immer wieder mal zur Weihnachtszeit im Fernsehen gelaufene Wiedergeburtsepos, das eigentlich weit besser in die Osterzeit passt, wurde vor 12 Jahren als exklusiver Bestandteil der Claude Lelouch Edition 1 von Warner / Black Hill auf DVD herausgebracht - in mäßiger Qualität (letterboxed & ohne UT) und scheinbar geschnitten: Fassungseintrag von dirkvader
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