Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Fantasy von den Schöpfern des Poetischen Realismus – als politische Allegorie

Stichwörter: 1940er Arletty Berry Carné Cuny Déa Fantasy Frankreich Jubiläum Klassiker Ledoux Liebesfilm Phantastik Prévert Resnais Signoret Spielfilm

Les visiteurs du soir (1942)

Kriegsbedingt erlebte der französische Film in den frühen 40er Jahren eine Krise: Renoir, Clair, Duvivier setzten sich etwa in den englischsprachigen Raum ab, Feyder entfleuchte in die Schweiz. Marcel Carné, ein Aushängeschild des Poetischen Realismus, blieb hingegen in Frankreich, wo seine Arbeit seit dem Waffenstillstand nicht mehr ohne größere Probleme möglich war; nur zwei Filme realisiert er bis Ende des Krieges: Sein Meisterwerk "Les Enfants du paradis" (1945) und "Les visiteurs du soir", der am 5. Dezember 1942 in die Kinos gelangte und sich ein gutes Jahr lang in den Kinos halten konnte, um damit zum erfolgreichsten Film während der Okkupation zu avancieren. Ursprünglich hatte Carne einen utopischen, im Jahre 4000 angesiedelten Stoff realisieren wollen, musste aber im Vichy-Regime von diesem Vorhaben Abstand nehmen. Jacques Prévert, der als Drehbuchautor von Carne und Renoir ein anderes Urgestein des Poetischen Realismus war, trug dann "Les visiteurs du soir" an ihn heran. Eine ins Mittelalter verschobene, phantastische Geschichte des Kampfes zwischen Gut und Böse, die nun allerdings keinen reinen Eskapismus darstellt, auch wenn dieser Fantasy-Stoff auf den ersten Blick wenig mit dem sozialen Anliegen des Poetischen Realismus gemein hat. Aber am Ende steht dann ein beeindruckendes Bild, das Filmgeschichte geschrieben hat: Das vom Teufel versteinerte Heldenpaar  ist am ambivalenten Ende des Films gebannt worden - ihre Herzen schlagen jedoch unter der steinernen Oberfläche hörbar weiter. Das dürfte den Erfolg dieses Films während der Okkupation erklären - und es verwundert, dass Carne und Prévert diesen Stoff in dieser Form umsetzen konnten. Dabei ist der Film allein schon wegen der Besetzung sehenswert: Alain Cuny, Arletty, Marie Déa und Fernand Ledoux tragen die Handlung mit Leichtigkeit, Jules Berrys Teufel ist zauberhaft und in kleinen, frühen Rollen sollen Piéral, Alain Resnais und Simone Signoret zu sehen sein...
Worum es geht? Inhaltsangabe von PierrotLeFou


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme