Beitrag

von Stefan M

Vor 50 Jahren: Polanskis okkultes Meisterstück

Stichwörter: 1960er Cassavetes Farrow Gordon Horror Jubiläum Klassiker Komeda Levin Literaturverfilmung Mieter-Trilogie Polanski Spielfilm Thriller Trilogie USA

Rosemary's Baby (1968)

Roman Polanski hatte mit "Tanz der Vampire" gerade die Vampir-Thematik von der komischen Seite angepackt, als er sich auch schon gleich dem nächsten Horror-Stoff widmete, und zwar diesmal dem Teufel persönlich – wobei die Geister ja bis heute darüber streiten, ob das, was Rosemary (Mia Farrow) da einst gebar, wirklich Satans Sohn ist oder bloß das Hirngespinst einer überspannten Mutter, die so sehr in den Einfluss einer Sekte gerät, dass sie das alles nur glaubt, zu bewusst uneindeutig hat Polanski die Romanvorlage des Bestsellerautors Ira Levin inszeniert.

Damit diese Uneindeutigkeit bis zum Schluss erhalten bleibt, hält sich die Kamera konstant bei der weiblichen Hauptfigur auf, einer jungen Frau, die gemeinsam mit ihrem Mann Guy (John Cassavetes), einem erfolglosen Schauspieler, in eine Mietwohnung zieht und sich bald nicht mehr wohlfühlt in ihrer Haut, weil hier irgendwas nicht stimmt: Eine Frau springt in den Tod und zwei alte Nachbarn (die oscarprämierte Ruth Gordon und Sidney Blackmer) drängen sich ungefragt immer mehr in ihr Leben, was Guy wiederum überhaupt nicht zu stören scheint. Im Gegenteil: Er gerät immer mehr in den Bann des vordergründig doch so freundlichen Ehepaars und erhält durch einen unfassbaren Zufall die Hauptrolle in einem Theaterstück. Und dann ist da noch dieser mysteriöse Alptraum, in dem Rosemary von einem unmenschlichen Wesen mit rot leuchtenden Augen vergewaltigt wird. Nach dieser Nacht ist sie schwanger...

Spätestens von diesem Zeitpunkt an überträgt der Regisseur Rosemarys sowohl körperlich als auch psychisch immer besorgniserregender werdenden Zustand auch auf den Zuschauer und zieht ihn unweigerlich in den Bann, wenn sich das Leben der bedauernswerten Frau allmählich selbst in einen Alptraum verwandelt, weil die merkwürdigen, mitunter folgenschweren Ereignisse einfach nicht aufhören wollen und jeder Ausweg für sie verstellt ist. Dabei verzichtet Polanski vollständig auf Effekte – die für die offene Frage, ob Rosemary mit ihrer Vermutung, gefährlichen Teufelsanbetern ausgesetzt zu sein, richtig liegt oder sich in ihre eigene Paranoia hineinsteigert, aber auch nur kontraproduktiv gewirkt hätten –, sondern setzt vielmehr auf eine beunruhigende Atmosphäre mit immer hektischerer Kameraarbeit und einem nicht selten befremdenden Score von Christopher Komeda, dessen von Mia Farrow selbst eingesungenes, den Film einleitendes und abschließendes Wiegenlied gewiss noch weiteren Generationen die Schuhe ausziehen wird.

"Rosemary's Baby", das am 12. Juni 1968 uraufgeführte Mittelstück der inoffiziellen "Mieter"-Trilogie des Regisseurs  (nach "Ekel" und vor "Der Mieter"), ist auch nach 50 Jahren noch ein einlullendes, vorzüglich gespieltes Stück Horrorkino und rief nicht umsonst unzählig viele, mehr oder weniger talentierte Plagiatoren auf den Plan, die sich der Okkult-Thematik nur zu gern annahmen. An die Wirkung dieses Meisterwerks ist aber bis heute wohl keiner herangekommen.

Günstig & gut greifbar ist die BluRay von Paramount: Fassungseintrag von Muhagl


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme