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von ratz

Vor 75 Jahren: Billy Wilders erster Beitrag zum Film Noir

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Double Indemnity (1944)

Mit dem Hollywood-Regiegiganten Billy Wilder verbindet man heute in erster Linie seine unsterblichen Komödien, vorzugsweise diejenigen mit Marilyn Monroe in der Hauptrolle, und kommt erst im Nachsatz auf Wilders Filme, die in der Geschichte des Mediums fraglos die bedeutenderen waren. Mit „Double Indemnity“, der am 3. Juli 1944 in die US-Kinos kam, wurde nach der Meinung mancher Kritiker das Genre des Film Noir aus der Taufe gehoben, jener düsteren Kriminaldramen, die auch einen eigenen visuellen Stil mit sich brachten und längst den vielleicht wichtigsten Fixpunkt in der amerikanischen Filmgeschichte darstellen.

Die Voraussetzungen für die Schaffung eines filmischen Meilensteins waren rückblickend ideal: „Double Indemnity“ basiert auf der Vorlage von James M. Cain, einem erfolgreichen Hardboiled-Autoren, der sich wiederum von einem realen Kriminalfall hatte inspirieren lassen. Als Co-Autoren konnte Wilder niemand Geringeren als den Krimiautoren Raimond Chandler gewinnen, den Erfinder des Privatdetektivs Philip Marlowe – etliche von Cains und Chandlers Romanen sollten nach dem Erfolg von „Double Indemnity“ ebenfalls verfilmt und ihrerseits zu Klassikern des Film Noir werden. Nachdem er reiche Erfahrung als Drehbuchautor gesammelt hatte, war Wilder in Hollywood erst zwei Jahre zuvor erstmalig als Regisseur tätig geworden („The Major and the Minor“ (1942), Anniversary-Text), verstand es aber nun, die essentiellen Noir-Zutaten perfekt zusammenzumischen: meist im Dunkeln spielende Szenen, realistische urbane Settings, skrupellose und unsympathische Hauptcharaktere, geschliffene Dialoge und schließlich einen von unerwarteten Wendungen gespickten Plot, der sich haarscharf an den Grenzen des Production Code entlanghangelt. Hinzu kommt die perfekte Besetzung durch Barbara Stanwyck, die trotz drittklassiger blonder Perücke die inzwischen zum Stereotyp gewordene, ruchlose femme fatale mit Verve verkörpert. Fred MacMurray gibt den zunächst arroganten, später panischen Versicherungsverkäufer, der sich für schlauer hält, als er eigentlich ist, und Edward G. Robinson stiehlt jede Szene mit seinen cholerischen Wortkaskaden, die er in atemberaubender Geschwindigkeit abliefert und deren Witz zu einem Markenzeichen quasi jedes Wilder-Filmes werden sollte.

Indessen mochte sich Wilder nie auf ein Genre festlegen und verstand es, seine Fähigkeiten und Talente weiterhin sowohl dem Film Noir als auch der Komödie angedeihen zu lassen. Der Klassikerstatus von „Double Indemnity“ trägt erfreulicherweise dazu bei, daß der Film bei uns als Blu-ray (Fassungseintrag) und DVD (Fassungseintrag) erhältlich ist, wenn auch ohne Bonusmaterial – für vertiefende Extras muß der Interessierte die Fassungen des englischsprachigen Auslands erwerben. In seinem Review legt Professor Moriarty die Vorzüge und die Bedeutung von Wilders Film ausführlich dar.


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