Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Henry Kings Präsidenten-Biopic

Stichwörter: 1940er Biographie Coburn Drama Ford Hardwicke Historienfilm Jubiläum King Klassiker Price Spielfilm USA

Wilson (1944)

US-Präsidenten-Biopics sind eine ganz besonders prestigeträchtige Spielart des Biopics: Oliver Stone hat mit ihnen Highlights seiner Karriere hingelegt und das erste Paradebeispiel eines solchen Films drehte kein Geringerer als der Filmpionier D. W. Griffith (mit "Abraham Lincoln" (1930), dessen Titelfigur zuletzt erst Spielberg zu einem entsprechenden Biopic veranlasst hatte). Henry King, einer der gewichtigsten US-Filmemacher seiner Zeit, machte Woodrow Wilson zum Gegenstand eines Biopics und erschuf damit einen der (von Kritik & Publikum) gerühmtesten Filme des Jahres, wenngleich der große kommerzielle Erfolg letztlich ausblieb und die immensen Kosten nicht wieder eingespielt werden konnten: Wie Leo McCareys "Going My Way" (1944) erntete "Wilson" zehn Oscar-Nominierungen (und immerhin fünf Auszeichnungen, wohingegen "Going My Way" mit sieben Auszeichnungen den ersten Platz belegte). Wilson seinerseits war durchaus filmaffin und pries Griffith' problematisch-umstrittenes Historienepos "The Birth of a Nation" (1915) nach einer Privatvorführung im Weißen Haus über Gebühr. 1924 verstorben, erlebte er seine eigene filmische Würdigung nicht mehr: dabei ist diese durchaus schmeichelhaft ausgefallen, denn wie die meisten frühen Präsidenten-Biopics ist auch "Wilson" wohlwollend, unkritisch und simplifizierend ausgefallen – durchdrungen von einer recht patriotischen, recht amerikanischen Perspektive, was seine Relevanz allerdings kaum schmälert. 1944 kam der Film in ideologischer Hinsicht gewissermaßen zur rechten Zeit, erlebten Wilsons Anstrengungen inmitten eines erneuten Weltkrieges doch eine Art Revival: So wie Wilson seinerzeit um den Völkerbund bemüht war – wofür er 1920 den Friedensnobelpreis verliehen bekam – schien der Wilsons diesbezügliches Engagement verhandelnde Film der zeitgenössischen Presse dann auch eine Warnung vor einem Dritten Weltkrieg zu sein. Für (Film-)Historiker und Henry-King-Liebhaber eignet sich der Film somit gleichermaßen; ansonsten lohnt aber auch die prominente Besetzung mit Charles Coburn, Cedric Hardwicke, Vincent Price, Ruth Ford u. a. eine Sichtung...


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme