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von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Aushängeschild des (tschecho)slowakischen Films

Stichwörter: 1960er Avron Drama Frankreich Jakubisko Jubiläum Klassiker Liebesfilm Liska Luther Nová-vlna Prager-Frühling Spielfilm Sýkora Tragikomödie Tschechoslowakei Vásáryová Zensur

Vtackovia, siroty a blazni (1969)

Die tschechoslowakische Neue Welle ist in erster Linie für die tschechischen Beiträge bekannt. Unter den slowakischen Filmschaffenden zählte u. a. Juraj Jakubisko zu den raren, international wahrgenommenen Größen – und dessen am 27. September 1969 im italienischen Sorrento uraufgeführter "Vtackovia, siroty a blazni" konnte gar mehrfach den Ruf ergattern, der beste aller slowakischen Filme zu sein. Als das Ende des Prager Frühlings längst begonnen hatte, drehte Jakubisko die unkonventionell-ausgelassene Tragikomödie dreier Außenseiter, die sich andeutungsweise in der Phase unter Alexander Dubček verortet und das brutale Scheitern einer kleinen Revolution abbildet, worin seinerzeit eindeutig eine Bezugnahme auf das unrühmliche Ende des Prager Frühlings zu sehen war. Wegen dieser allzu deutlichen Bezugnahme wurde das Werk im Ostblock rund 20 Jahre beschlagnahmt und erlebte 1990 eine Wiederaufführung, die "Vtackovia, siroty a blazni" schließlich als Zeitdokument zu einem der großen Meilensteine des tschechoslowakischen Kinos avancieren ließ – kurz bevor sich die Tschechoslowakei schließlich in zwei Staaten aufteilen sollte. Aber nicht bloß inhaltlich (und als Zeitdokument) ist Jakubiskos Klassikers ungemein spannend, sondern auch formal: die Kameraarbeit unter Igor Luther ("Die Blechtrommel" (1979), "Danton" (1983)) und die eindringlich-wehmütige Musik des großen Zdenek Liska ("Obchod na korze" (1965), "Marketa Lazarová" (1967), "Spalovac mrtvol" (1968)) machen aus dem fantasievoll ausgestatteten und von Philippe Avron, Jirí Sýkora und Magda Vásáryová lebhaft gespieltem Film ein ausgesprochen sinnliches Spektakel.
Bei Second Run liegt der Film mit einem informativen Booklet auf DVD vor: Fassungseintrag von Carnage


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