Beitrag

von PierrotLeFou

Vor (75 und) 50 Jahren: Hiroshima und Nagasaki und die Bombe

Stichwörter: 1940er 1960er 1970er Barnouw Dokumentarfilm Japan Jubiläum Klassiker Krieg Kurzfilm Propaganda USA

Hiroshima Nagasaki August, 1945 (1970)

Am 6. und am 9. August 1945 kam es zu den verhängnisvollen Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki. Was damals aus US-amerikanischer Sicht meist – und für den mitverantwortlichen Piloten Paul Tibbets sogar noch bis an sein Lebensende – als eine erfolgreiche Aktion wahrgenommen worden ist, mit der auch der Einsatz atomarer Waffen im städtischen Raum erprobt werden konnte, um zugleich eine fraglos schuldig gewordene Täternation endgültig zur Kapitulation zu zwingen, entwickelte sich angesichts des verheerenden menschlichen Elends und der langwierigen schlimmen Folgewirkungen als eine der fatalsten Kriegshandlungen im 20. Jahrhundert. Das ermöglichte Japan eine andere Erinnerungskultur als etwa Deutschland oder Italien, was eine Konzentration auch auf die Opferrolle Japans ermöglichte, wie sie sich etwa in "Hadashi no Gen" (1983, Barfuß durch Hiroshima) und den entsprechenden Manga-Vorlagen bemerken lässt. Schon im August 1945 entstanden Aufnahmen in den betroffenen Gebieten, die das Ausmaß der Katastrophe verdeutlichen sollten, aber nach abschließender Montage im Folgejahr zum beeindruckenden Dreistünder durch die US-Besatzung eingezogen wurden. Erst 1968 wurde der Film, der den unrühmlichen "Erfolg" der Operation zeigte, veröffentlicht, nachdem von japanischer Seite die Herausgabe des Materials gefordert worden war: Unter dem Titel "The Effects of the Atomic Bombs Against Hiroshima and Nagasaki" waren die über Jahrzehnte konfiszierten Aufnahmen somit ab April 1968 wieder zu sehen – in Japan. Wesentlich bekannter ist indes die Kurzfassung "Hiroshima Nagasaki August, 1945", die der kritische Medienhistoriker Erik Barnouw 1970 (auch unter Einbeziehung US-amerikanischer Archivaufnahmen) anfertigte und die in Verbindung mit (englisch eingesprochenen) Berichten von Augenzeugen auf der Tonspur auch der US-amerikanischen Bevölkerung erstmals einen ausführlicheren Eindruck des Elends vermittelte (nachdem schon im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg eine größere Bereitschaft zur Kritik US-amerikanischer Außenpolitik möglich und Mode geworden war). Barnouw, der als Professor und Historiker ohnehin ein gewisses Renommee besaß, erhielt für seine Antikriegs-Kurzdoku viel Aufmerksamkeit und Zuspruch; und "Hiroshima Nagasaki August, 1945" avancierte schnell zu den populärsten Kurzdokus der Filmgeschichte...


Kommentare und Diskussionen

  1. PierrotLeFou sagt:

    Eigentlich war der Titel ja für den 6. August geplant; jetzt hat es nicht einmal zum 9. August geklappt, gänzlich unter den Tisch fallen lassen (oder ihn gar recht pietätlos zum Jahrestag der Kapitulation Japans verschieben) wollte ich den Film aber auch nicht – so kommt er nun mit leichter Verspätung als Bonustitel… Heute Abend geht es dann mit einem Spielfilmklassiker im gewohnten Rhythmus weiter…

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme