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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Einstmals verschollene Juhani-Aho-Verfilmung

Stichwörter: 1920er Aho Drama Jubiläum Klassiker Liebesfilm Literaturverfilmung Schweden Spielfilm Stiller Stummfilm

Johan (1921)

Im skandinavischen Raum sind der finnische Schriftsteller Juhani Aho und sein Roman "Juha" (1911) noch ziemlich gut bekannt als renommierte Vertreter der finnischen Literatur. Besagter Roman erschien in deutscher Übersetzung 1920 als "Schweres Blut", dürfte aber hierzulande eher als Geheimtipp einzustufen sein. Ganz anders dagegen die Erstverfilmung, die im Jahr darauf – am 28. Februar 1921 – ihre Erstaufführung erlebte und innerhalb des Sektors skandinavischer Stummfilmklassiker die Nase recht weit vorn hat. Das mag auch daran liegen, dass der vom Meisterregisseur Mauritz Stiller umgesetzte Film ab 1941 lange Zeit nicht mehr aufzutreiben war und rettungslos vernichtet schien. Und nicht zuletzt die Cinémathèque Française-Legende Henri Langlois stufte Stillers Stummfilmdrama als einen der wichtigsten verschollenen Filme überhaupt ein, ehe dann in den 60er Jahren wieder Material gefunden wurde und in den 70er und 00er Jahren umfangreich restauriert werden konnte. Hinzu kommt der Umstand, dass kein Geringerer als Aki Kaurismäki mit "Juha" (1999) vor nicht allzu langer Zeit eine Neuverfilmung in die Kinos brachte, die sich mit ihren Stummfilm-Anleihen ausdrücklich auf Stiller bezieht (der zwar das Aushängeschild schwedischen Kinos, aber auch gebürtiger Finne war, was in seine Stoffwahl und Kaurismäkis Bezugnahme vielleicht hineingespielt haben mag): So erlebten dann auch beide Filme im Doppelpack – anders als die fast ausschließlich in Finnland bekannten Zweit- und Drittverfilmungen – ihre DVD-Veröffentlichung bei absolut Medien (Fassungseintrag von Freddy J. Meyers). Und "Johan" lohnt definitiv den Blick mit seinen symbolträchtigen Landschaftsaufnahmen und den (das Originalplakat wie den englischen Titel "Troubled Waters" prägenden und) zumindest damals als äußerst spektakulär wahrgenommenen Stromschnellen-Szenen, die mit dem eindringlichen Spiel eine doch recht gewöhnliche Dreiecksgeschichte aufwerten (in der ein Mann den Verführer seiner Gattin ausstechen muss und sich letztlich mit der Verführten versöhnt); und an Stillers Lagerlöf-Filme reicht sein "Johan" dann auch nicht heran und man mag ein wenig enttäuscht sein von diesem einstmals verschollenen Werk, das manch einem eine Art heiliger Gral des Kinos gewesen ist.


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