Through the Back Door (1921) & Little Lord Fauntleroy (1921)
"Through the Back Door", uraufgeführt am 5. Mai 1921, gehört zu den beliebtesten Mary-Pickford-Filmen. Zwar ging die Schauspielerin bereits auf die 30 zu – gedreht wurde der Film zu ihrem 28. Lebensjahr, zur Uraufführung war Pickford bereits 29 Jahre alt –, aber dennoch agierte Pickford einmal mehr in sehr kindlich-mädchenhafter Rolle. Zugleich aber macht sich hier wie im anschließend gedrehten "Little Lord Fauntleroy", der im September 1921 in die Kinos gelangte, eine allmähliche Verschiebung ihrer Leinwandrollen bemerkbar: "Die junge Mutter", so der deutsche Titel von "Through the Back Door" bringt es eigentlich auf den Punkt, denn Pickford oszilliert hier auf seltsame Weise zwischen Tochter- und Mutterrolle (weshalb es nicht unwahrscheinlich ist, dass Pippi Langstrumpf-Autorin Astrid Ericsson, spätere Lindgren, die den Film 1922 gesehen hatte, sich hier ein paar Inspirationen holte). Bis hin zum horriblen Drama (oder tragischem Horrorfilm) "Sparrows" (1921) und gewissermaßen in der Nachfolge ihres "The Hoodlum" (1919) agierte Pickford zunehmend auch als Mädchen, das beschützend für andere, etwas jüngere Kinder eintritt, bzw. spaltete sie sich – wie in "Little Lord Fauntleroy" – in einer Doppelrolle auf in eine Mutter und ihren Knaben (um sich ab "My Best Girl" (1927) dann ernsthaft auf Erwachsenenrollen zu verlegen).
In "Through the Back Door" verlässt eine Mutter in den frühen 00er Jahren des 20. Jahrhunderts für einen Amerikaner ihre kleine Tochter, die in der Obhut eines Kindermädchens in Europe zurückbleibt, welches nun vollends die Mutterrolle übernimmt. Nach Jahren will die Frau ihre Tochter zu sich holen, diese jedoch sei gestorben – so das Kindermädchen, das den Zögling längst liebgewonnen hat. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, schickt die besorgte Frau das Mädchen (Mary Pickford) dann doch in die USA. Unterwegs gerät Pickford an zwei jüngere Waisenjungen, die sie mit sich nimmt. Doch ihre Mutter verkennt die Tochter, die sich daraufhin als Bedienstete im Hause der unwissenden Mutter anstellen lässt, um zugleich die Waisenkinder als eigene Zöglinge auszugeben.
Während Pickfords Leinwandrollen zunehmend mehr erwachsen werdende Kinder umfassen, war die Darstellerin selbst freilich alles andere als kindlich oder gar kindisch: Pickford galt als sehr selbstbewusst, an ihrer immensen Geschäftstüchtigkeit ist nicht zu zweifeln. Eine Parallele wäre aber vielleicht die ergriffene Fürsorge, denn Mary Pickford sorgte sich spätestens seit 1917 auch um die Karriere ihres jüngeren Bruders Jack. Jack Pickford, der seit 1910 mehrfach in Kleinstrollen vor der Kamera stand, avancierte Ende der 10er Jahre dank Pickfords Einfluss ebenfalls zu einem Leinwand-Star: und lieferte denn 1921 seine ersten und letzten Regiearbeiten ab... die Rede ist von "Through the Back Door" & "Little Lord Fauntleroy", die er beide gemeinsam mit dem erfahreneren Alfred E. Green drehte.
Für "Little Lord Fauntleroy" – Pickfords zweite Frances Hodgson Burnett-Verfilmung nach "The Little Princess" (1917) – schlüpfte die Darstellerin wie schon einst in "Stella Maris" (1918) in eine Doppelrolle: diesmal jedoch in eine Doppelrolle, die einen frappierenden Altersunterschied sowie einen Unterschied der Geschlechtszugehörigkeit aufweist. Mary Pickford spielt sowohl den kleinen Lord als auch dessen Mutter. Auch "Little Lord Fauntleroy" erwies sich als äußerst beliebter Publikumserfolg und gehört noch immer zu den sehenswertesten Verfilmungen der Stoffes; Jack Pickford setzte die recht passabel begonnene Regiekarriere allerdings nicht weiter fort. Dieser Abbruch war nur einer in einer ganzen Reihe unglücklicher Entwicklungen: Im September 1920 war Jack Pickfords erste Partnerin Olive Thomas verstorben, nachdem sie sich – vermutlich unter Alkoholeinfluss – vergiftet hatte. Alkohol und härtere Drogen spielten auch bei Jack Pickford selbst eine große Rolle, hinzu gesellte sich eine triebhafte Sexualität, ebenso Untreue wie auch Gewalttätigkeiten. Die Karriere ließ in den 20er Jahren allmählich nach, den Sprung in den Tonfilm hatte Jack Pickford nicht mehr gemeistert. Mit 36 Jahren war der vom Drogenmissbrauch – sowie von angeblichen Geschlechtskrankheiten – geprägte All-American Boy dann bereits tot...
Beide Pickford-Klassiker sind bei Image Entertainment auf DVD erschienen: "Through the Back Door"-Fassungseintrag von Azriel ... "Little Lord Fauntleroy"-Fassungseintrag von Azriel
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