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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Lang verfehlt sein Ziel: Große Ambitionen, kleiner Film

Stichwörter: 1940er Agententhriller Cooper Ford Ingster Jubiläum Klassiker Lang Lardner Larkin Liebesfilm MacBain Maltz Noir Spielfilm Thriller USA

Cloak and Dagger (1946)

Cloak and Dagger verweist als Wendung unweigerlich auf die Spionage-Thematik, doch der gleichnamige Filme, den Fritz Lang ab dem 5. September in die Kinos brachte, hatte ursprünglich wesentlich mehr im Sinn. Herangetragen wurde Albert Maltz' und Ring Lardners Drehbuch, das auf einer Story von Boris Ingster und John Francis Larkin sowie einem Sachbuch von Corey Ford und Alastair MacBain fußt, an Fritz Lang, als dieser damit beschäftigt war, ein Filmprojekt über Erfindung und Einsatz der Atombombe ins Leben zu rufen. "Cloak and Dagger" dürfte Lang da ganz recht gekommen sein, denn die Geschichte eines US-Physikers namens Alvah Jesper (Gary Cooper), der 1944 vom Geheimdienst eingesetzt wird, um Kontakt mit einer Wissenschaftlerin herzustellen, die nach der Zusammenarbeit mit den Nazis zwecks Produktion einer Kernwaffe in die Schweiz geflohen ist, dreht sich ja rund um die Atombombe. Lang hatte große Pläne mit diesem Projekt, denn "Cloak and Dagger" sollte nichts Geringeres als eine Reise ins Herz der Finsternis werden: Gary Cooper sollte aus den USA über die Schweiz und Italien ins Nazideutschland selbst vordringen, wo er gegen Ende eine Zwangsarbeiterfabrik unterhalb einer Alpenfestung entdecken sollte - angefüllt mit zehntausenden toten Zwangsarbeiter-Kadavern, das nackte Grauen im Gesicht angesichts der Vorstellung einer Atombombe in den falschen Händen. Da wäre er noch einmal gewesen, der langsche Mabuse-Horror, der längst von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs eingeholt worden war... Stattdessen ist "Cloak and Dagger" eine weitgehend konventionelle Spionage-Geschichte geworden: mit etwas Thrill, etwas Romanze, brüllenden Nazis und einer Bombenthematik, die eher ein MacGuffin darstellt. Starke, kontrastreiche Bilder, Pathos und das ernste Thema sorgen dafür, dass der dank abwechslungsreicher Kulissen, routinierter Darsteller(innen) und anständiger Dramaturgie kurzweilige Spionagethriller in film noir-Gefilden eine ansprechende Schwere erhält: indes – angesichts des ursprünglichen Vorhabens Langs, dem United States Pictures einen Strich durch die Rechnung machte, ist das Endergebnis doch vergleichsweise wenig spektakulär & beklemmend geraten...
Günstig zu bekommen ist die britische DVD von Palladium/Blackhorse (Fassungseintrag von pm.diebelshausen), derweil die deutsche DVD von Studiocanal (Fassungseintrag von Die wilde 13) längst vergriffen und meist nur kostenspielig zu erwerben ist.


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