Nach dem überwältigenden Erfolg von „The Big Boss“ wurde Bruce Lee über Nacht zum Megastar in ganz Asien. 1972 folgte sein zweiter Film „Fist of Fury“ (in Deutschland „Todesgrüße aus Shanghai“), der wie schon sein Vorgänger alle Kassenrekorde brach. Unter den Fans gilt dieser als Beliebtester, ist aufgrund seiner rassistischen Gedanken aber auch nicht ganz unumstritten.
Die Story des Films ist wohl die am meisten Kopierteste der Hongkong Filmindustrie, man denke nur an das phantastische Remake „Fist of Legend“ mit Jet Li oder dem eher mäßigen Sequel „New Fist of Fury“ (Meister aller Klassen 3) mit Jackie Chan. Alle Filme idealisieren das Recht auf Rache, wobei dieser Gedanke im Original am meisten zum tragen kommt.
Die Geschichte spielt zur Zeit der japanischen Expansion im besetzten Shanghai. Chen Zhen (Bruce Lee) kehrt nach längerer Abwesenheit zurück um seinen Sifu zu besuchen, muss aber erfahren das eben jener beim Kampf mit einem japanischen Meister ums Leben kam. Chen will nicht glauben das sein Meister in einem Zweikampf starb und vermutet eine Verschwörung. Die Spur führt zum japanischen Dojo wo Chen das Heft selbst in die Hand nimmt. Ein blutiger Konflikt zwischen Japanern und Chinesen scheint unumgänglich.
„Fist of Fury“ ist harter Tobak, da die rassistischen Tendenzen für westliche Verhältnisse ungemein hoch sind. Der Film spielt zur Zeit der japanischen Besetzung Chinas im 19. Jahrhundert, ein Konflikt der bis heute beide Nationen spaltet. So ist auch die Unterdrückung des chinesischen Volkes am intensivsten ausgearbeitet. Stellvertretend sei eine Szene im Park genannt, wo ein Schild darauf aufmerksam macht das der Zugang für Hunde und Chinesen nicht gestattet sei. Zur Versöhnung beider Völker wird dieser Film sicher nicht beitragen, da regelrecht schwarz-weiß malerisch in gut und böse unterschieden wird. Die Chinesen sind natürlich die Guten und Unterdrückten, die japanischen Besetzer allesamt Verbrecher. Sieht man mal über die propagandistische Sichtweise hinweg, ist die Geschichte durchaus spannend und unterhaltsam erzählt, nur im Mittelteil gibt es ein paar kleinere Längen. Lee-Filme zeichneten sich ja bekanntlich nie durch eine tolle Story aus, „Fist of Fury“ ist da eine angenehme Überraschung. Der chinesisch-japanische Konflikt ist recht interessant umgesetzt, gefällt aber in erster Linie durch seine einmaligen Actionszenen.
Phänomenal ist wiedereinmal die physische Präsenz von Bruce Lee, von der bekanntlich all seine Filme leben. Bruce bekommt dieses Mal auch etwas Raum seine schauspielerischen Fähigkeiten auszuleben, wie z.B. eine kleine Jerry Lewis Imitation. Freilich ist er kein Charakterdarsteller, einige Szenen sind zum Beispiel arg theatralisch „over-acted“, sein Charisma und besonders die kämpferischen Fähigkeiten bleiben dennoch unereicht.
Maßstäbe setzten einmal mehr die grandiosen Fights, die ohne Frage in ihrer Anzahl und Klasse zum Besten im ganzen Genre gehören. Chen Zhen wird zum Überkämpfer stilisiert, der als One Man Army ein ganzes japanisches Dojo zerlegt. Besonders die Fights in der Judoka Schule gehören zu den ganz großen Highlights im Martial Arts Film und sind in ähnlicher Form immer mal wieder adaptiert worden (u.a. in „Kiss of the Dragon“). Alle Martial Arts Szenen sind für die damalige Zeit wunderbar choreographiert und vermitteln sehr realistisch Intensität und Schnelligkeit von Bruce Lee’s ungewöhnlichen Kampfstil. Erstmalig zum Einsatz kommt auch das Nunchaku, eine Waffe die in allen späteren Filmen wieder auftaucht und Bruce scheinbar blind beherrschte. Nach einem etwas ruhigeren Mittelteil geht es besonders im letzten Drittel noch einmal ordentlich zur Sache - ein Fight folgt dem Nächsten. Erwähnenswert ist dabei der Kampf mit Robert Baker, ein Bruce Lee Schüler und zu jener Zeit auch Jeet-Kune-Do Instructor in einer der Jun Fan Gong Fu Schulen.
In den Nebenrollen finden sich zudem jede Menge bekannte Gesichter aus „The Big Boss“ wieder: James Tien, Nora Miao und Maria Yi. Regisseur Lo Wei (The Big Boss), mit dem sich Lee angeblich während der Dreharbeiten zerstritten hat, ist hier auch in einer Rolle als Kommissar zu sehen.
Zum Schluß noch etwas zum Hintergrund des Films: Lees verstorbener Sifu im Film ist der chinesische Volksheld Huo Yuanjia (in Kanton: Fok Yuen Gap). Bekannt wurde er durch die Gründung der Jing Wu Schule, welche auch Schauplatz im Film ist und die Tatsache der er zahlreiche ausländische Kämpfer besiegte. Der jüngste Jet Li Film „Fearless“ erzählt die Lebensgeschichte des legendären Wushu-Meisters. Sehr zu empfehlen ist in diesem Zusammenhang auch der Yuen Woo-Ping Klassiker „Legend of a Fighter“.
Fazit:
„Fist of Fury“ ist ein furioses Martial Arts Meisterwerk, mit einigen der wohl besten Kampfszenen überhaupt. Ein echter Bruce Lee-Klassiker und für mich neben „Enter the Dragon“ sein bester Film!