Review

Zu Beginn der 70’er Jahre standen Eastern Filme ganz im Zeichen von Bruce Lee und es gab lange Zeit nichts was dessen Popularität das Wasser reichen konnte, dabei wurden zu jener Zeit auch andere große Martial Arts Filme produziert. Einer der glanzvollsten Eastern jener Tage ist dabei „Hapkido“, der sich der gleichnamigen koreanischen Kampfkunst widmet. Auch wenn dieser Film international kaum Bekanntheit erlangte, gehört er doch ohne Zweifel zu den Glanzstunden des asiatischen Martial Arts Kinos.

Die Thematik in „Hapkido“ ist vom Grundkonzept ziemlich vergleichbar mit einem anderen großen Klassiker dieser Ära, Bruce Lee’s „Fist of Fury“. In beiden Filmen steht die Rivalität zwischen Japanern und Chinesen im Mittelpunkt des Geschehens, die vor allem aus der Unterdrückung der japanischen Aggressoren herrührt. Beide Filme sind in den frühen 30’er Jahren angesiedelt, zu jener Zeit viel China bekanntlich der japanischen Expansionspolitik zum Opfer. Die Brutalität der Besatzer sorgt bis in die Gegenwart für Unstimmigkeiten zwischen beiden Völkern, besonders die Chinesen haben das gewaltvolle Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung bis heute nicht verziehen. Daher rührt auch die Begeisterung chinesischer Filmemacher, die Skrupellosigkeit und Brutalität in die Unterhaltungsbranche zu transportieren. Das ist freilich ziemlich provozierend und plakativ, verfehlt aber bis heute seine Wirkung nicht. Hierzulande würde man solche Filme schnell in eine Ecke mit rassistischer Propagandaware stellen, in Hongkong sind sie fester Bestandteil der Popkultur. Selbst in den 90’ern konnte Jet Li mit ähnlich verherrlichenden Stoffen in „Once upon a time in China“ oder „Fist of Legend“ große Erfolge feiern. In den 70’ern hatte dieses Subgenre des Martial Arts Films seine Blüte und brachte mit den bereits genannten Filmen „Hapkido“ und „Fist of Fury“ zeitlose Klassiker hervor.

Neben dem historischen Kontext ist auch die titelgebende Kampfkunstform außergewöhnlich. Es handelt sich bei Hapkido um eine koreanische Kampfkunst, obwohl der Film aus Hongkong stammt. Für gewöhnlich stellt man ja nationale Kung Fu Künste dar, das man sich hier auf eine ausländische Kunst besinnt ist da schon etwas Besonderes. Obendrein ist Hapkido international relativ unbekannt, weit weniger jedenfalls als der koreanische Nationalsport Tae-Kwon-Do.
Hap Ki Do ist eine Kampfkunst, die sowohl japanische und koreanische Einflüsse besitzt. Dazu gehören Hebel und Griffe des Ju-Jutsu, Würfe aus Judo und Tritttechniken aus Tae-Kwon-Do. Das Grundprinzip „Harmonie von Körper, Geist und Seele“ ähnelt in seiner Philosophie hingegen sehr dem chinesischen Tai-Chi. Hap Ki Do wird vornehmlich als Selbstverteidigung gelehrt.

Kommen wir zum Film selbst. Schon der Cast liest sich wie das Who-Is-Who des Martial Arts Genres und verspricht exzellente Unterhaltung. In den Titelrollen glänzen die drei Hapkido Schüler Sammo Hung, Angela Mao und Carter Wong. Zusammen sind sie Schüler eines koreanischen Meisters um dort die Techniken von Hapkido zu erlernen. Ihre Ausbildung neigt sich dem Ende, jetzt sollen sie die koreanische Kunst in einer eigenen Schule in China verbreiten. Doch die Zeiten sind schwierig, sowohl Korea als auch China sind ein Spielball der Japaner. Bürger werden öffentlich schikaniert und verprügelt, das kulturelle Erbe von den Japanern in den Schmutz gezogen. Auch die drei Hapkido-Schüler haben es nicht leicht und werden von einer rivalisierenden Karate-Schule immer wieder angegriffen. Der Streit eskaliert und es kommt zum offenen Kampf…

Im Mittelpunkt der Ereignisse steht ganz klar das Trio Sammo Hung, Angela Mao und Carter Wong. Sammo Hung kennt man aus unzähligen Oldschool und Modern Day Eastern, sein Können unbestritten. Trotz seiner Körperfülle überrascht Hung immer wieder mit athletischer Körperbeherrschung, die in Anbetracht seines Körpers wohl einmalig sein dürfte. Als „Hapkido“ produziert wurde war Hung noch ein Jungspund und passt vortrefflich in die Rolle des unbeherrschten Hitzkopfs. Sammo ist auch nicht ganz so füllig wie in späteren Filmen und macht einen äußerst agilen Eindruck. Seine Moves sind auf gewohnt hohem Niveau, größtenteils aber sehr bodenständig und ohne spektakuläre Stunts.
Nicht weniger famos spielt die legendäre „China Doll“ Angela Mao (Broken Oath, Enter the Dragon). Sie präsentierte in gewisser Weise das Gegenstück zu Bruce Lee in den 70’ern und ist die wohl erste asiatische Actionheldin die es gab. Ihre Ausstrahlung ist einzigartig und ihr Können braucht sich vor der dominierenden Männerriege nicht verstecken. Auch wenn Angela in den ruhigen Szenen liebevoll in die Kamera blinzelt, kann sie im nächsten Moment schon zur tödlichen Amazone werden. Sie hat auch den größten Anteil an den genialen Actionszenen, in denen sie mühelos einen Haufen Japaner im Alleingang vermöbelt. Respekt.

Carter Wong bekommt hingegen nicht ganz so viel Platz seine kämpferischen Fähigkeiten auszuleben, da er nach dem ersten Dojo Fight außer Gefecht gesetzt wird. Für Martial Arts Fans dürften auch die Nebenrollen von Interesse sein, denn mit Ji Han Jae ist einer der Begründer von Hapkido in der Rolle des Meisters zu sehen. Ji Han Jae dürfte Kennern kein Unbekannter sein, sein Kampf mit Bruce Lee in „Game of Death“ gehört zu den wenigen echten Szenen und galt lange Zeit als verschollen. Und noch ein bekanntes Gesicht aus Lee’s Filmen ist zu sehen – Whang in Sik. Der spielte in „Way of the Dragon“ den koreanischen Widersacher von Bruce Lee.

„Hapkido“ ist aus vielerlei Hinsicht sehenswert, der Konflikt zwischen Japan-Korea-China interessant dargestellt, wenn auch ziemlich plakativ. Von diesem Blickpunkt aus sieht er „Fist of Fury“ zum verwechseln ähnlich, sowohl in der Darstellung wie auch der Botschaft. Dieser Lee-Klassiker gehört den einprägsamsten Eastern jener Zeit und gleiches gilt auch für „Hapkido“.
Die Handlung selbst spielt eine sehr untergeordnete Rolle und stellt nicht mehr als den Aufhänger zum folgenden Handkantengemetzel dar. Was diesen Film mehr als alles andere auszeichnet, sind die genialen Actionszenen. Es wird geschlagen und getreten das die Fetzen fliegen, mit besonderer Betonung auf realistische und harte Moves. Die Choreographie ist dynamisch und flott, was aber noch viel wichtiger ist ,sie bietet viel Abwechslung. Auch wenn es von der ersten Minute an was auf die Kauleiste gibt, werden immer wieder neue Elemente oder andere Kampfpartner hinzugefügt. Keine Frage, hier geht es wenig zimperlich zur Sache und hin und wieder sind auch ein paar derbe Attacken dabei. Von der defensiven Ausrichtung des Hap Ki Do ist nicht viel zu sehen und das ist auch gut so. Alle Darsteller machen ihre Sache wirklich gut, vor allem die zierliche Angela Mao überzeugt mit starken Auftritten. Die Highlights des Films sind ganz klar die Fights im japanischen Dojo, die Bruce Lees Besuch in der japanischen Schule aus „Fist of Fury“ in nichts nachstehen. Angela und Co. Nieten in allerbester „Kick Ass“ Manier die Gegner reihenweise um – so muss Kung Fu Action aussehen! !!

Fazit:
Hapkido ist ein Juwel unter den Eastern der 70’er und steht anderen großen Filmen dieser Dekade in nichts nach. Wer Bruce Lee’s „Fist of Fury“ liebt, der kommt auch an diesem Film nicht vorbei. Kurzum, ein richtig fetziger Martial Arts-Kracher alter Schule der so richtig die Bude rockt!

Details
Ähnliche Filme