D. W. Griffith hatte bereits in den fünf vorherigen Jahren auf die Errungenschaften früherer Filmpioniere zurückgegriffen, um vielen seiner Kurzfilme eine sorgsam durchdachte Montage zukommen zu lassen. 1913 beginnt er dann – beeinflusst von dem Aufkommen der abendfüllenden, italienischen Monumentalfilme – damit, für die Biograph statt der früheren one- & two-reeler einen four-reeler über den Stoff um Judit und Holofernes anzufertigen: Die skeptischen Produzenten genehmigten das Projekt nur zögerlich, das Budget wurde um 100% überzogen (und reichte trotzdem nicht aus, um alle Bedürfnisse Griffiths zu erfüllen, der seine Vorstellungen im Hinblick auf Laufzeit und Budget nur schwerlich und unzureichend durchsetzen konnte), der fertige Film wurde erst Monate später, im März 1914 uraufgeführt – vermutlich um Griffith, der inzwischen im Streit mit der Biograph lag und sie zusammen mit einem Großteil seiner Crew verlassen wollte, nochmals gehörig zu verstimmen.
“Judith of Bethulia” war trotz aller Probleme ein wichtiges Ereignis für Griffith und für den US-Spielfilm insgesamt: recht aufwendig in Szene gesetzte Schlachten und Belagerungen werden in Parallelmontage mit den kleineren, privateren Ereignissen geschickt verwoben, Szenen werden weitestgehend flüssig in verschiedene Einstellungsgrößen und Perspektiven aufgeteilt und bisweilen eröffnet vor der Kamera vorbeigetragenes Blattwerk die Einstellungen wie ein sich öffnender Vorhang; die durchweg statischen Einstellungen erzeugen über das dynamische Agieren der Figuren in der Schlacht und über die Montage, die – je nach Motiv – auf höchst unterschiedliche Einstellungsdauern setzt, eine Dynamik, welche zur damaligen Zeit keinesfalls selbstverständlich war.
Der sehr hohe Aufwand, der bereits Teile des Films “Intolerance” (1916) vorwegnahm, und die letztlich erzielte, ungewöhnliche künstlerische Qualität des Films führten dazu, dass Griffith sich fortan fast ausschließlich auf Langfilme konzentrierte – allerdings nicht mehr bei der Biograph, die die Aufführung des Films nochmals ebenso lange hinauszögerte, wie sie zuvor bereits die Entstehung verzögert hatte (um den Film letztlich sogar um zwei Rollen nicht verwendeten bzw. auch neu angefertigten Materials erweitert als “Her Condoned Sin” (1917) erneut zu vermarkten), sondern zunächst bei Mutual. Ohne die Erfahrung von “Judith of Bethulia” wären “Birth of a Nation” (1915) oder “Intolerance” nicht ohne weiteres möglich gewesen. Auch im Hinblick auf die Besetzung dürfte “Judith of Bethulia” für etliche Stummfilmliebhaber von Interesse sein: unter anderem treten hier Mae Marsh, Lillian Gish, Lionel Barrymore und (der allerdings weniger bekannte & zugleich als Griffiths Regieasistent arbeitende) Christy Cabanne vor der (einmal mehr von G.W. Bitzer gehandhabten) Kamera auf.
Und worum geht es? Inhaltsangabe von PierrotLeFou
PierrotLeFou
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