Schon 1910 hatten Asta Nielsen und Urban Gad mit “Afgrunden” einen Markstein in der Filmgeschichte hinterlassen: gĂĽnstig und schnell angefertigt ist der – zum Teil in der Ă–ffentlichkeit gedrehte – Film mit seiner natĂĽrlichen Beleuchtung zum Aushängeschild des naturalistischen dänischen Stils der frĂĽhen 1910er Jahre avanciert. Die zwischendurch auf einer fahrenden StraĂźenbahn angebrachte Kamera, die gelegentlichen, leichten Schwenks und die zahlreichen Schauplatzwechsel verliehen dem Werk trotz zurĂĽckhaltender Montage zumindest phasenweise eine abwechslungsreiche Dynamik. Und mit pikanten, erotischen Momenten lieferte der Film ein paar gewagte Szenen, die nicht in jedem Land die Zensur passieren konnten. In Deutschland erregten Gad und Nielsen dann mit “Der fremde Vogel” (1911) – vor allem aufgrund schön gestalteter Landschaftsaufnahmen – Aufmerksamkeit.
“Engelein“ entstand dann nicht nur, als Regisseur und Hauptdarstellerin längst ein Ehepaar waren, sondern auch zu einem Zeitpunkt, an dem sich im Kino viel getan hatte: Angesichts der vielen, auf Nielsens Mimik abzielenden GroĂźaufnahmen sind Fortschritte gegenĂĽber den frĂĽhen Zusammenarbeiten zwischen Nielsen und Gad auch durchaus deutlich zu bemerken. Angesichts groĂźer Klassiker der Jahre 1913/1914 geht dem im Januar 1914 uraufgefĂĽhrten Film jedoch – trotz souveräner Gestaltung – eine vergleichbare Pionierleistung ab. DafĂĽr jedoch wird die teils frivole Geschichte, in der Nielsen mit 32 Jahren eine 17jährige spielt, die sich als 12jährige ausgibt, dramaturgisch äuĂźerst stimmig dargeboten: diese spritzige Komödie, die selbst manchen späteren Lubitsch – der im selben Jahr mit “Fräulein Seifenschaum” sein Regiedebut vorlegte – in den Schatten stellt, hat wenig gemeinsam mit den in Deutschland populären Autorenfilms, biedert sich keinesfalls bei der Literatur und dem Theater an, sondern gibt sich – ähnlich wie der kurze Zeit zurĂĽckliegende Publikumserfolg “Wo ist Coletti?” (1913) – ganz selbstbewusst als kurzweilige, leichte Unterhaltung. Zu deren Gelingen trägt nicht bloĂź Nielsens durchaus richtungsweisendes Schauspiel bei, sondern auch die gegen Ende immer stärker angedrehte Spannungsschraube, die den Film immer abstrusere, verwickeltere Wendungen nehmen lässt, wie man es Jahre später bei Billy Wilder in vollendeter Perfektion bewundern durfte.
Mit “Engeleins Hochzeit” (1916) folgte bald darauf noch eine Fortsetzung, welche die Handlung des Vorgängers nochmals variiert (allerdings als verschollen gilt); worum geht es ĂĽberhaupt? Inhaltsangabe von PierrotLeFou
PierrotLeFou
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