Mit der Figur des Peitsche-schwingenden Archäologieprofessors schufen die beiden Freunde Steven Spielberg und George Lucas nicht nur eine Ikone des modernen Actionkinos, sondern rissen auch das vor sich hin dämmernde Abenteuergenre mit Pauken und Trompeten aus einem beinahe 20 Jahre andauernden Dornrösschenschlaf.
So folgen die Indiana Jones Filme klar dem klassischen Schema des Abenteuerkinos. Der Held zieht von zu Hause los, besteht in der unwirtlichen und exotischen Fremde eine Reihe gefährlicher Abenteuer und kehrt schließlich geläutert, bereichert oder klüger in die Heimat zurück. Häufig geht es bei der zentralen Motivation um geheimnisvolle Objekte oder sagenhafte Schätze die zudem mythischen oder magischen Ursprungs sein können.
Neben dem genretypischen märchenhaften Charakter, definieren sich die Filme aber vor allem durch ihren hohen Actionanteil. Die actionbetonte Ausrichtung der Indiana Jones-Filme ist durchaus gewollt und nicht zuletzt auf die Vorstellung George Lucas zurückzuführen, eine James Bond-ähnliche Abenteurer-Figur zu erschaffen. Tatsächlich erinnert nicht nur der Titelheld selbst, sondern vor allem auch die Struktur der Filme auffällig an die Erfolgserie um den britischen Superspion.
Die Anlage der Hauptfigur war anfangs sogar noch stärker an Bond angelehnt, da auch Indiana Jones von George Lucas ursprünglich als charmanter und eloquenter Womanizer, gewissermaßen als „Playboy-Abenteurer” angedacht war. Erst als Spielbergs Wunschbesetzung – TV-Star Tom Selleck (Magnum) – aus vertraglichen Gründen nicht zur Verfügung stand und mit „Notnagel” Harrison Ford ein ganz anderer Typ ins Spiel gebracht wurde, bekam Indiana Jones seine typisch schnoddrigen, hemdsärmeligen Züge.
Wie sein filmisches Vorbild James Bond ist Indiana Jones schließlich zu einer filmischen Ikone, zu einem eigenen Markenzeichen geworden. So wie Smoking, Walther PPK und Vodka-Martini untrennbar mit der Figur des englischen Gentlemanspions verbunden sind, stehen die abgenutzte Lederjacke, die aufgerollte Bullenpeitsche und der verbeulte braune Fedora sinnbildlich für den unorthodoxen Archäologieprofessor.
Es ist dies die größte Leistung Steven Spielbergs, filmische Versatzstücke wie zentrale Elemente des klassischen Abenteuerkinos, wesentliche Bausteine und Charakteristika der Bondfilme, sowie Taktung und Rhythmus der Superhelden- und Westernserials der 1930er und 40er Jahre zu einem neuen homogenen Ganzen zu verknüpfen. Er kreierte ein neues Subgenre des Abenteuerkinos – den Indiana Jones-Film. Zahlreiche mehr oder weniger offensichtliche Plagiate folgten: u.a. “Die Jagd nach dem grünen Diamanten”, “Die Mumie”, “Sahara” oder “Das Vermächtnis der Tempelritter”.
An die Originale konnten sie aber nicht heranreichen. Spielberg, Lucas und Ford haben Indiana Jones mit nur drei Filmen zu einem weltweiten Markenzeichen geformt, samt Evergreenartiger Titelmelodie und eigener Attraktion in Disneyland.
Nirgends wird dies deutlicher wie im dritten Abenteuer von 1989 – „Indiana Jones and the last Crusade“, das alle Elemente der Erfolgsformel nicht nur in einer perfekt austarierten Symbiose und Souveränität präsentiert, sondern auch noch mit dem seinerzeit enorm publikums- wie medienwirksamen Besetzungscoup aufwarten konnte, Ur-Bond Sean Connery als Vater des Titelhelden zu casten. Damit schloss sich – auf gleichsam wundersame wie schlüssige Weise – gewissermaßen auch der Kreis zu George Lucas´ Grundkonzept und der (viel zu) späte Nachklapp von 2008 wirkt nicht nur deshalb wie ein überflüssiger Fremdkörper. Aller guten Dinge sind drei. Das gilt bestimmt nicht nur, aber ganz besonders für den berühmtesten Archäologen der Filmgeschichte.
Zum Weiterlesen:
Fassungseintrag von Joelx360 , Review von vodkamartini ; Die beste audiovisuelle Fassung bietet die BluRay von 2012 als Teil der Indiana Jones-Box mit allen vier Filmen (siehe Fassungseintrag). 2013 wurde der Film dann auch einzeln als BluRay veröffentlicht.
vodkamartini
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