Wyler hat Filmgeschichte geschrieben, etwa mit “Ben Hur” (1959), der Königin aller Monumentalfilme. Aber auch mit seiner Vorliebe, in die Tiefe des Raums hinein zu inszenieren, gerne auch in Plansequenzen. Nicht nur für Andre Bazin war er daher neben Jean Renoir und Orson Welles einer der ganz Großen des Kinos, der erheblich an der Weiterentwicklung der Filmsprache mitgewirkt hat. Starke Drehbücher und talentierte Darsteller(innen) sorgten ab Mitte der 30er Jahre dafür, dass Wyler im Grunde nur noch gute bis herausragende Filme abgeliefert hat – abgesehen womöglich von seinem gemischt aufgenommenen Abschiedswerk “The Liberation of L.B. Jones” (1970), welches aber als Rassendrama ein damals durchaus noch heißes Eisen angepackt hat. Sozialkritik war schon lange zuvor eine Stärke Wylers: in “The Children’s Hour” (1961), in “Detective Story” (1951), in “The Best Years of Our Lives” (1946) oder in “These Three” (1936) und “Dodsworth” (1936). Dabei fühlte sich Wyler ganz offenbar in nahezu jedem Genre heimisch: Liebesfilme, Monumentalfilme, Melodramen, Komödien, Krimis, Thriller – und Western natürlich, mit denen er Mitte der 20er Jahre seine Karriere als Filmemacher begonnen hatte.
“The Westerner” – uraufgeführt am 18. September 1940 – war dann nach etlichen Jahren die Rückkehr zu diesem Genre; erstmals als Langfilm, erstmals als Tonfilm – zwei weitere sollten noch folgen: “Friendly Persuasion” (1956) & “The Big Country” (1958). “The Westerner” ist durch und durch ein Western der reinsten Sorte: nicht nur dreht er sich um Wild-West-Legende Roy Bean, sondern zugleich auch um den Zwist zwischen Viehzüchtern und Grundbesitzern. Dabei erzählt Wyler – nach einem Drehbuch von einem halben Dutzend Autoren – von einer ungewöhnlichen Männerfreundschaft zwischen zwei Figuren, die sich erstmals als Feinde treffen und letztlich wieder Feinde werden müssen, dabei aber noch Respekt und Größe beweisen. Ein Film, der humorvoll & ironisch beginnt und letztlich tragisch & (im besten Sinne) pathetisch endet; ein Film auch, in dem Gary Cooper von Walter Brennan nahezu an die Wand gespielt wird: Cooper sah das schon vorher kommen, Samuel Goldwyn bestand aber auf seinem Mitwirken. Weniger zufrieden war Goldwyn jedoch mit dem Soundtrack von Dimitri Tiomkin: gegen Wylers Willen ließ er vor der Uraufführung durch Alfred Newman – der schon eine Komposition für Wylers “Wuthering Heighs” (1939) angefertigt hatte – einen neuen Soundtrack anfertigen. Hinter der Kamera steht einmal mehr Gregg Toland, der eigentlich die meisten der wichtigsten Filme Wylers aus den 30er und 40er Jahren begleitete und im Folgejahr unter Orson Welles bei “Citizen Kane” (1941) seinen Karrierehöhepunkt erreichen sollte.
Während eine dt. DVD-/BR-Veröffentlichung noch aussteht, liegt zumindest eine US-DVD bei MGM vor: FassungseintragvonIntergalactic Ape-Man
PierrotLeFou
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