Vicente Aranda hat hierzulande das Problem, bloß mit seinem ausgesprochen schwachen “Tirante el Blanco” (2006) – einer Verfilmung Joanot Martorells altkatalanischen 1490er Ritterromans – beim Billig-Label MIG unter dem Titel “Die Kreuzritter 8 – Der weiße Ritter” vorzuliegen. Das ist schade, denn Aranda konnte wesentlich hochwertiger arbeiten als in diesem (vorletzten) Spätwerk, welches allerdings in gewisser Weise eine Rückkehr zu den Wurzeln darstellt, war doch die katalanische Kultur der Ausgangspunkt Arandas, welcher den ersten Film der Escuela de Barcelona drehte, welche sich als katalanischer Gegenentwurf zum Nuevo cine español auffasste: “Fata Morgana” (1965) – ein experimenteller Thesenfilm zwischen Thriller und Dystopie, der Mode, Werbung und Weiblichkeit verhandelt – war damals sein Hauptwerk in den 60er Jahren. In den 70er Jahren, als beide Strömungen (Escuela de Barcelona & Nuevo cine español) ihr Ende erreicht hatten und der Horrorfilm in Spanien boomte, legte Aranda mit seiner subversiven Le Fanu-Verfilmung “La novia ensangrentada” (1972) seinen großen Hit dieses Jahrzehnts vor, der auch bei einem breiteren Publikum als Genrefilm auf größere Gegenliebe stieß und nebenbei traditionelle Männlichkeit attackiert. Nach Ende des Franco-Regimes wurde es – zumindest im Ausland – ruhiger um Aranda, der dann aber zu Beginn der 90er überraschenderweise seinen ganz großen Wurf erlebte.
“Amantes” – im Februar 1991 auf der Berlinale gelaufen – ist der Film, auf den Aranda seiner eigenen Aussage zufolge noch 2006 am häufigsten angesprochen worden ist. Entstanden war er unter anderem als Reaktion auf Bigas Lunas freizügiges Erotik-Drama “Las Edades de Lulu” (1990), dessen offensive Natur Aranda sehr beeindruckt hat. Auch wenn “Amantes” vergleichsweise zahm ausfällt und wenige Obszönitäten eher andeutet, so ist Aranda dennoch ein ziemlich wuchtiger Film über die düstere, destruktive Seite von Lust & Passion gelungen, der auf einem wahren Kriminalfall aus den 50er Jahren basiert. Das Thema des mit Victoria Abril, Jorge Sanz und Maribel Verdú besetzten Films sollte Aranda noch die restlichen 90er Jahre über begleiten: mit “Intruso” (1993) und “Celos” (1999) wird “Amantes” teilweise auch als Trilogie über tragisch verlaufende, extreme Passionen aufgefasst.
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