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Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 25 Jahren: Scorsese auf J. Lee Thompsons Spuren

18. November 2016 | Stichwörter: 1990er, Balsam, Bass, de-Niro, Francis, Herrmann, Jubiläum, Klassiker, Lange, Lewis, Literaturverfilmung, MacDonald, Mitchum, Nolte, Peck, Remake, Schoonmaker, Scorsese, Spielberg, Spielfilm, Thriller, USA


Cape Fear (1991)

J. Lee Thompsons Filmografie setzt sich vor allem aus Action- & Abenteuerfilmen, Spannungskino und phantastischen Stoffen zusammen, die er bisweilen auch dicht an der Grenze zur Kolportage inszenierte: Old school-Grusel (“Eye of the Devil” (1966), “The Reincarnation of Peter Proud” (1975)), Slasher (“Happy Birthday to Me” (1981)), Abenteuerstreifen (“King Solomon’s Mines” (1985)), Kriegsfilme (“The Guns of Navarone” (1961), “The Passage” (1979)), Action-Thriller (“10 to Midnight” (1983), “Death Wish 4: The Crackdown” (1987)), Action-Komödien (“Firewalker” (1986)), Western (“Mackenna’s Gold” (1969), “The White Buffalo” (1977)) und Sci-Fi-Abenteuer (“Conquest of the Planet of the Apes” (1972), “Battle for the Planet of the Apes” (1973))… kaum einer seiner Filme scheint mehr sein zu wollen, als schnörkelloses, kurzweiliges Unterhaltungskino, welches Thompson nur gelegentlich bis zur Perfektion zu treiben verstand: “Cape Fear” (1961), die Verfilmung des John D. MacDonald-Romans “The Executioners” (1957), darf wohl als Thompsons Meisterstück gelten, ist es doch ein grandios besetzter, von Bernard Hermann gewohnt superb mit Musik ausgestatteter, stilvoll fotografierter Thriller, der höchst effektiv an der Spannungsschraube dreht und mit einem vergewaltigenden, finsteren Robert Mitchum zum schwärzesten zu zählen ist, was man Anfang der 60er Jahre auf den großen Leinwänden zu sehen bekam.

Dass Scorseses am 15. November 1991 uraufgeführter “Cape Fear” dreißig Jahre später nicht Neuverfilmung eines Romans, sondern Remake einer Erstverfilmung sein will, zeigt sich schon an der Titelwahl. Aber auch die neuerlich auftauchende Bernard Herrmann-Musik und die pointierten Gastrollen von Peck, Mitchum und Balsam aus dem 61er Original weisen darauf hin. Dass Scorsese Remakes dreht, war 1991 trotz seiner Begeisterung für das Kino der früheren Jahre, das er regelmäßig in seinen Werken zitiert hatte, und seiner Robert Rossen-Fortsetzung “The Color of Money” (1986) eine Überraschung für viele Cineasten: heute weiß man es freilich nach weiteren Remakes wie “The Departed” (2006) und “Silence” (2016) und direkten Huldigungen wie “The Aviator” (2004) und “Hugo” (2011) besser. Scorsese ist Cineast genug, um ein Remake nicht allein als kommerzielle Wiederverwertung eines einstmals erfolgreichen Werkes zu betrachten, sondern vor allem als eine Ergänzung zum jeweiligen Original, als eine Art Interpretation, als Variation, in deren Differenz das Original in einem neuen Licht erstrahlt, derweil das Remake an Bedeutung gewinnt, wenn man um die Vorlage weiß. In diesem Fall ist Scorsese bemüht, die schon im Original ganz vage angeschnittene Frage nach Schuld und Unschuld des Helden und des Antagonisten ins Zentrum zu rücken, den Helden und seinen Gegenspieler ambivalenter zu zeichnen, die heile Familie des Helden als nicht ganz so heile Familie zu präsentieren und Recht & Rechschaffenheit, Gesetz & Gerechtikkeit noch stärker gegeneinander auszuspielen, als das Original es drei Jahrzehnte zuvor getan hatte. Dass Scorsese einen erstklassigen Hollywood-Stoff wählt, um solch einen subversiven Kniff umzusetzen, und dass sein Remake auf einem früheren Drehbuch-Entwurf basiert, den ausgerechnet Steven Spielberg kurz zuvor entwickelt hatte – um hier als executive producer zu fungieren – wird ihm jedoch halbwegs zum Verhängnis; die Ambitionen münden eher in einer kleinen Enttäuschung: Die s/w-Malerei ist letztlich doch noch vorhanden; dass Moral und Gesetz nicht dasselbe sind, war schon in Thompsons Version klar; und der durchaus beängstigende de Niro wirkt doch etwas überzogener als Robert Mitchum. Und Cutterin Thelma Schoonmaker bemängelte im Anschluss Nachdrehs und Eingeständnisse an die Hollywood-Konventionen. Dank exzellenter Darsteller (De Niro, Nick Nolte, Jessica Lange, Juliette Lewis) und einer namhaften Crew (neben Schoonmaker und Herrmann wären noch Freddie Francis hinter der Kamera und title designer Saul Bass zu nennen!) ist “Cape Fear” (1991) letztlich zwar nicht die angestrebte Verhandlung von Schuld & Unschuld geworden, aber doch ein spannender, sauber erarbeiteter Thriller, der sich hinter dem großartigen Original – welches man Scorsese zufolge eine knappe Woche vor seinem Remake ansehen solle, nicht zu verstecken braucht.
Mehr? Review von McClane


PierrotLeFou



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