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Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 50 Jahren: Gewagte Verfilmung eines Avantgarde-Klassikers

5. Juni 2017 | Stichwörter: 1960er, Avantgarde, Großbritannien, Joyce, Jubiläum, Klassiker, Komödie, Literaturverfilmung, Spielfilm, Strick, USA


Ulysses (1967)

Es ist ganz sicher kein Zufall, daß der Roman „Ulysses“ (1922) von James Joyce erst mit dem Aufkommen der Nouvelle Vague und damit 45 Jahre nach seinem Erscheinen erstmalig verfilmt wurde. Denn immerhin gilt der „Ulysses“ in seiner stilistischen Vielfältigkeit und Neuartigkeit als Schlüsselwerk und Zentralmassiv der literarischen Moderne, und das junge Medium Film bedurfte in seiner vergleichsweise rasanten Entwicklung erst jener radikalen Befreiungsaktionen ab Mitte der 60er Jahre, um auch nur in die Nähe der narrativen Möglichkeiten zu gelangen, die fast ein halbes Jahrhundert zuvor von Joyce in der Literatur eröffnet worden waren. Und so kam mit der Romanverfilmung von Joseph Strick im Juni 1967 die bislang werkgetreuste und strenggenommen einzige Adaption des Stoffes in die Kinos – doch macht sie das bereits zu einem guten Film?

Unbedingt, sogar mehr noch: die Filmversion ist geeignet, dem Joyce-Neuling Lust auf das immerhin viele hundert Seiten dicke und nicht eben einfach zu lesende Buch zu machen. Denn Strick, eher ein Außenseiter im Filmbetrieb, macht sich den respekteinflößenden Klassiker mit großer Frische und Unvoreingenommenheit zueigen. Er bemüht sich gar nicht erst, das Dublin um die Jahrhundertwende zu rekonstruieren, sondern filmt die Straßen und Strände der irischen Hauptstadt so, wie sie Mitte der 60er Jahre nun einmal aussehen. Die beiden Hauptpersonen des „Ulysses“, der grüblerische Intellektuelle Stephen Dedalus (Maurice Roëves) und der Werbeagent Leopold Bloom (Milo O’Shea), sind innerhalb von nur zehn Minuten vorgestellt, ihre Erlebnisse, Gedanken und Erinnerungen sowie ihr Zusammentreffen am 16. Juni 1904 schildert der Film unter Aufbietung verschiedenster Mittel. Manche davon imitieren die literarischen Techniken des Romans, andere wiederum entspringen dem audiovisuellen Medium und interpretieren dergestalt den Joyceschen Text auf neuartige Weise. Bei aller notwendiger Verknappung (der Film dauert nur zwei Stunden und nicht, wie eine komplette Lesung, 30) werden die komplexen Lebenswelten von Dedalus und Bloom mit großer Texttreue umgesetzt: die zurückliegenden persönlichen Traumata, die jesuitische bzw. jüdische Prägung, das Ringen um ein irisches Nationalbewusstsein, die sexuelle Frustration und das Begehren in einer katholisch-patriarchalischen Gesellschaft. Den Höhepunkt von „Ulysses“ bilden die karnevalesk überdrehten Fantasien Leopold Blooms, bevor der berühmte, offenherzige Monolog von Blooms untreuer Ehefrau Molly (Barbara Jefford) die letzten über 20 Minuten des Films beschließt – und für helle Aufregung bei den Sittenwächtern sorgte, denn erst im Jahr 2000 gab die irische Zensurbehörde den Film frei.

Es wäre noch genügend Zeit, sich bis zum sogenannten Bloomsday, dem speziell dem „Ulysses“ gewidmeten literarischen Feiertag am 16. Juni, die britische DVD-Ausgabe (Fassungseintrag) zuschicken zu lassen, denn sie stellt trotz ihrer unzureichenden Ausstattung (nicht-anamorphes Bild, keine Untertitel oder Extras) die derzeit einzige Möglichkeit dar, des Filmes auf einem physischen Medium habhaft zu werden. In Ermangelung einer ausführlichen und fundierten Kritik umreißt die kurze Inhaltsangabe, was den Zuschauer von „Ulysses“ erwartet.


ratz



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