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Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 100 Jahren: WK1-Propaganda mit Mary Pickford

10. Juli 2017 | Stichwörter: 1910er, DeMille, Drama, Hatton, Jubiläum, Klassiker, Krieg, Liebesfilm, Novarro, Pickford, Spielfilm, Stummfilm, USA


The Little American (1917)

Der von Joseph Levering und Cecil B. DeMille inszenierte “The Little American”, welcher am 12. Juli 1917 seine UrauffĂĽhrung erlebte, ist ein recht kurioses StĂĽckchen Propagandafilmgeschichte: Im April 1917 hatten die USA Deutschland den Krieg erklärt – und dennoch wurde der Propagandafilm “The Little American” in Chicago mit der BegrĂĽndung, er sei ‘anti-german’, verboten. Zwar wird einem deutschstämmigen US-Publikum sogar eine deutschstämmige, amerikanische Hauptfigur angeboten, der auch Mary Pickfords Sympathien gelten – allerdings schlummert auch in dieser Figur ein kriegerischer, frauenschändender Hedonist, der sich in seinen wildesten Momenten nicht von seinen Mitstreitern unterscheidet. Es geht um Karl Von Austreim – eindringlich von Jack Holt verkörpert –, welcher als Sohn eines Deutschen in den USA ein Auge auf die schöne Angela (Mary Pickford) wirft. Einem französischen Nebenbuhler, dessen Begehren Angela jedoch weniger erwidert, ist dies auf Angelas Geburtstagsfeier (am Independence Day) ein Dorn im Auge. Doch der Erste Weltkrieg mischt die Karten neu: Beide Männer – jeweils groĂźe Patrioten – kämpfen fĂĽr ihr europäisches Vaterland und Angela bleibt zunächst allein in den USA zurĂĽck. Aus Sorge um Karl sucht sie dann Europa auf: Ihr Schiff wird von Deutschen versenkt; sie ĂĽberlebt. Ihr Weg fĂĽhrt sie in ein Chateau, in welchem sie sich um französische Verwundete kĂĽmmert. Doch die Deutschen fallen ein, lärmend & unzivilisiert. Sie trinken, gröhlen und planen, ĂĽber eventuell vorhandene Frauen herzufallen. Im Dunkel eines Zimmers schickt sich ausgerechnet Karl an, Angela zu vergewaltigen. Das Licht geht an, er erkennt sie und ist beschämt; fortan stellt er sich in den Dienst ihrer humanistischen Pläne und leistet heimlichen Widerstand gegen seine Kameraden. Das bringt den Liebenden beinahe den Tod, doch glĂĽckliche Zufälle retten sie: Unter einer Jesus-Statue in einer Kirchenruine finden sie Zuflucht – und geraten an Karls einstigen Nebenbuhler, welcher aus Liebe zu Angela ein glĂĽckliches Ende einleitet: Nach kurzer Zeit in erbaulicher, französischer Kriegsgefangenschaft wird Karl wie Angela die RĂĽckreise in die USA ermöglicht.
“The Little American” ist gewiss kein Film der leisen Töne: Angelas Geburtstag am Independence Day, ihr erster Auftritt vor wehender US-Flagge, der Einsatz von Freiheits- und Jesus-Statue gegen Ende – alles scheint ungemein bedeutungsschwanger zu sein. Entsprechend ĂĽberzeichnet ist dann auch das Feindbild: Dass Karl etwas liebenswĂĽrdiger wirkt als sein französischer Konkurrent Jules, ist eine letztlich bedeutungslose BemĂĽhung um mehr Ausgewogenheit – wird er doch gewissermaĂźen zum Opfer seines deutschen Blutes, was ihn zum vergewaltigenden Marodeur werden lässt. (Diese Diffamierung sieht ein wenig nach abwehrender Projektion aus, wenn man berĂĽcksichtigt, wie offenkundig der Film unbewusst eine Missachtung der schwarzen Negersklaven zur Schau stellt: darĂĽber sieht die Inszenierung geflissentlich hinweg, während die Schuld Anderer ausgiebig und ĂĽbersteigert in Szene gesetzt wird.) Und gerade die titelgebende Hauptfigur ist ein eindimensionales Kunstprodukt: Mary Pickford, die Kindfrau in der typischen Rolle der kleinen Schönen, die aber auch – ihr Rollenname lässt es ahnen – engelsgleiche ZĂĽge aufweist und sich als barmherzige Samariterin einsetzt.
Einen recht deftigen Propagandafilm gibt dieses kleine Stummfilm-Liebesdrama ab: DeMille, der schon in “Joan the Woman” (1916) Propaganda-Erfahrungen gesammelt hatte, spitzt den eindringlichen Tonfall gehörig zu in dieser DeMille-/Pickford-Produktion, die zu den populären US-Klassikern der 10er Jahre zählt. Eine beachtliche Besetzung (zu der auch noch Raymond Hatton und ein junger Ramon Novarro zählen), die etwas statische, aber um Dynamik bemĂĽhte Inszenierung und der hohe Produktionsaufwand sorgen allerdings fĂĽr einige Schauwerte, sodass eine Sichtung nicht ausschlieĂźlich aus (film)historischen Gesichtspunkten lohnenswert ist.
Wer sich selbst ein Bild machen will, kann zur kostengĂĽnstigen, wenngleich nur Mindestanforderungen genĂĽgenden DVD von great movies greifen: Fassungseintrag von PierrotLeFou.


PierrotLeFou



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