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Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 50 Jahren: Die Schlacht in der Valle Giulia und die Cinegiornali der Movimento Studentesco – 1968-Retrospektive II, Studentenproteste I

1. MĂ€rz 2018 | Stichwörter: 1960er, 1968-Retrospektive, Agitationsfilm, Dokumentarfilm, Italien, JubilĂ€um, Klassiker, Kurzfilm, Studentenproteste


Cinegiornale del movimento studentesco n.1 (1968)

Die international tobenden Studentenproteste gehören unweigerlich zum Jahr 1968 dazu: In den USA, in der Tschechoslowakei, in Polen, in Japan, in Mexiko, in der Schweiz, in Deutschland und natĂŒrlich in Frankreich gab es sie. Und auch in Italien uferten Studentenproteste ab dem MĂ€rz gehörig aus. Sieht man von (ehemaligen) Studenten und abenteuerlustigen jungen Leuten einmal ab, halten sich die Sympathien fĂŒr studentische Saal-Besetzungen meist in Grenzen. Um die Situation in Italien ein bisschen im Kontext zu sehen, ist es zunĂ€chst wichtig zu wissen, dass die Zahl der Studierenden in den 60er Jahren dramatisch zugenommen hatte: Die KapazitĂ€ten der großen UniversitĂ€ten waren 1967/1968 bereits um das zehn- oder gar zwölffache ĂŒberlastet. In dieser Dekade wĂ€chst eine Generation von Studierenden heran, bei denen sich eine zunehmende Unzufriedenheit (mit den gravierenden universitĂ€ren MissstĂ€nden) vermengt mit einer sich unter der rasant vergrĂ¶ĂŸernden Masse der Studierenden ausbreitenden linksintellektuellen Haltung, die natĂŒrlich auch durch die Entwicklungen in anderen LĂ€ndern gestĂ€rkt wird, vor allem aber durch Attacken der Neo-Faschisten erhĂ€rtet wird. Gerade die Existenz und die Aktionen dieser Neo-Faschisten, die etwa im Rahmen der Avanguardia Nazionale im Jahr 1966 einen Mord an einem Studenten begangen haben, fĂŒhrten dazu, dass sich die Studierenden schnell in der Tradition der resistenza sahen.
Zu dieser Zeit ist an italienischen Gymnasien mit Schulverweisen gegen aufmĂŒpfige SchĂŒlerzeitungen – die sich an Skandalthemen wie Vietnam oder SexualitĂ€t gewagt hatten – vorgegangen worden, was landesweit recht hitzig diskutiert worden ist. Das verfolgten die Studierenden ebenso, wie sie auch am eigenen Leib erfahren mussten, dass etwa in den Politikwissenschaften nicht ansatzweise auf die von ihnen vorgeschlagenen Themen eingegangen worden ist; hinzu gesellten sich eine mangelhafte Betreuung durch die (aufgrund der Masse der Studierenden ĂŒberforderten) Dozenten und unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig fordernde PrĂŒfungen, die mit willkĂŒrlichen Beurteilungen durch teils Ă€ußerst autoritĂ€re Professoren fĂŒr hohe Durchfallquoten sorgten. Ein solches Klima wurde 1967 noch dadurch verschĂ€rft, dass der damalige Innenminister Paolo Emilio Taviani dafĂŒr sorgte, dass Besetzungen durch Studierende – die zunehmend autonome Seminare auf die Beine zu stellen versuchten – nicht nur auf Wunsch der Uni-Rektoren aufgelöst werden sollten, sondern ganz grundsĂ€tzlich immer… Kritik durch die Kommunistische Partei – welche die neuen Linken ihrerseits eher skeptisch betrachteten – und meist abwertende Zeitungs-Berichterstattungen vergrĂ¶ĂŸerten den trotzigen Kampfgeist auf Dauer noch.
Am 29. Februar 1968 kommt es dann zu einer RĂ€umung der UniversitĂ€t La Sapienza durch die Polizei, als wieder eine Besetzung stattgefunden hat. Am 1. MĂ€rz schlagen die Studierenden dann zurĂŒck und die Carabinieri – und etliche Neo-Faschisten – nach heftigen Auseinandersetzungen in die Flucht. Der gewaltbereite Protest machte (gleichwohl man sich in Folgetagen doch wieder außerhalb der UniversitĂ€t versammelte) fortan Schule – und auch die gewaltbereiten PolizeieinsĂ€tze radikalisierten sich und ernteten in den kommenden Monaten teilweise deutliche Kritik.
In diese Debatte mischte sich seinerzeit auch Pasolini, der große Schriftsteller und Regisseur, der als kommunistischer, schwuler Katholik regelmĂ€ĂŸig zwischen allen StĂŒhlen saß. In einem offenen Brief kritisierte er die Student(inn)en heftig und ergriff Partei fĂŒr die Polizei, in der er die weit weniger priveligierten MitbĂŒrger erblickte, die nicht ĂŒber die Vorteile der bourgeoisen Studenten verfĂŒgten. (Gleichwohl viele italienische Studierende noch nebenbei arbeiten mussten, was wohl mit dazu beigetragen hat, dass die Vereinigung von Arbeitern und Studenten in Italien insgesamt noch enger ausgefallen ist als in Frankreich.)
Filmisch Ă€ußerte sich Pasolini jedoch nicht zu dieser Thematik – aber die Movimento Studentesco fing nun an, eigene Dokumentarfilme in Kollektivarbeit herzustellen, von denen das “Cinegiornale del movimento studentesco n. 1″ der erste ist. In ihm sind – beginnend mit einer Versammlung am Folgetag des wirkmĂ€chtigen 1. MĂ€rz – Versammlungen, Demonstrationen und gewaltsame (mit rasanter Handkamera eingefangene) Ausschreitungen gleichermaßen zu sehen, wobei Studenten aus dem Off ihren “Kampf gegen die Klassenstruktur des Bildungssystems” erlĂ€utern, die jĂŒngsten Entwicklungen rekapitulieren und sich – unabhĂ€ngig von Parteien und FĂŒhrungspersönlichkeiten – (nicht nur) im universitĂ€ren Alltag und insbesondere im Kampf gegen die Vorschriften durch Rektoren und Politiker fĂŒr ein demkokratischeres, selbstbestimmteres, weniger autoritĂ€res UniversitĂ€tsleben einsetzen. Vereinigungen mit Black Power-Aktionisten, Zeitungsschlagzeilen ĂŒber marxistische Dozenten und KĂ€mpfe der Neo-Faschisten gegen Uni-Besetzer runden das Bild ab.
ErhĂ€ltlich ist der Film auf der ersten von zwei Begleit-DVDs der Buchveröffentlichung Verdeckter BĂŒrgerkrieg und Klassenkampf in Italien II von LAIKA: Fassungseintrag von PierrotLeFou


PierrotLeFou



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