“Gone with the Wind” (1939), fĂĽr welchen Sam Wood kurzfristig als Ersatzregisseur eingesprungen ist, und die Marx-Brothers-Klassiker “A Night at the Opera” (1935) und “A Day at the Races” (1937) sind vielleicht die bekannteren Titel; und “Kings Row” (1942) mag jener Film aus Woods Filmografie sein, den dieser selbst am stärksten favorisierte. Und natĂĽrlich gibt es noch viele weitere tolle Woods wie den anrĂĽhrenden “Goodbye, Mr. Chips” (1939), das Biopic “The Pride of the Yankees” (1942) oder die Thornton-Wilder-Verfilmung “Our Town” (1940). Aber die epische, beinahe dreistĂĽndige Hemingway-Verfilmung “For Whom the Bell Tolls” – die am 14. Juli 1943 uraufgefĂĽhrt wurde – muss sicherlich zur Spitze des woodschen Schaffens gezählt werden.
Gary Cooper war schon frĂĽh an einer Verfilmung des enorm populären Bestsellers interessiert: Monumentalfilm-Experte Cecil B. deMille hatte ihm dabei geholfen, Paramount zum Erwerb der Rechte an einer Verfilmung zu bewegen – fĂĽr eine damals ausgesprochen hohe Summe von 150000 Dollar. DeMille hatte auch auf dem Regiestuhl sitzen sollen, fĂĽr die Zeit nach “Reap the Wild Wind” (1942) dann aber doch lieber ein SĂĽdamerika-Projekt ins Auge gefasst, das er niemals umsetzen sollte. Auch Howard Hawks war längere Zeit im Gespräch, letztlich fiel die Wahl dann aber auf Sam Wood. Das war einerseits verwunderlich, denn der Roman, um dessen politische & sexualmoralische Dimensionen man sich bei Paramount durchaus Gedanken machen sollte, schien nicht gerade wie geschaffen zu sein fĂĽr den erzkonservativen Sam Wood, der sich dann auch auf die Liebesgeschichte konzentrierte und später betonte, diese hätte auch mit einer Umkehrung der politischen Positionen ebenso funktioniert. Dabei sollte man meinen, dass die Geschichte ĂĽber den Kampf eines Amerikaners im Spanischen BĂĽrgerkrieg gegen die von Faschisten unterstĂĽtzten Franco-Putschisten nach Kriegseintritt der Amerikaner in den Zweiten Weltkrieg ein gefundes Fressen fĂĽr die Filmstudios gewesen sein mĂĽsste. Aber man sollte sich daran erinnern, dass der uramerikanische Western-Regisseur John Ford – dessen Filme “Grapes of Wrath” (1941) und “Tobacco Road” (1941) bereits ab 1946 von konservativen Kräften in Hollywood (und auch von Sam Wood) als zu links und zu subversiv gebrandmarkt worden sind – den Film später als einzigen Hollywoodfilm mit Nähe zum Kommunismus bezeichnen sollte.
Aber Sam Wood war in den späten 10er Jahren mehrfach Regieassistent an der Seite deMilles – und immerhin mitverantwortlich fĂĽr “Gone with the Wind”. Dass er einen recht naiven Film aus Hemingways Vorlage gemacht hat, lässt sich kaum leugnen. Mit Gary Cooper und Ingrid Bergman (hier in ihrem ersten Technicolor-Film!) entsprach er aber Hemingways Besetzungs-Vorstellungen. Und mit Akim Tamiroff, Joseph Calleia und Katina Paxinou – die hierfĂĽr einen Oscar erhielt – waren noch weitere namhafte Darsteller(innen) mit dabei. Insgesamt neun Oscar-Nominierungen erntete Woods ausuferndes Liebesdrama im BĂĽrgerkriegs-Setting – darunter fĂĽr Schnitt, Kamera, Musik, die besten Hauptrollen (männlich/weiblich) und als bester Film. Geblieben ist es dann aber bei der Auszeichnung fĂĽr Paxinou.
Der Film – einer der großen Prestige-Titel des klassischen Hollywood-Films – war dann lange Zeit (gerade auch hierzulande) bloß um eine knappe ¾-Stunde gekürzt im Umlauf, liegt aber seit mehreren Jahren wieder in voller Länge vor. In Koch Medias Masterpieces Of Cinema-Reihe sogar mit beiden deutschen Synchronisationen auf zwei BluRays: Fassungseintrag von pinheadraiser1
PierrotLeFou
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