“Curse of the Crimson Altar”, im Dezember 1968 uraufgefĂĽhrt, wartet gleich mit vier groĂźen Genre-Stars jener Jahre auf: Christopher Lee, Boris Karloff, Michael Gough und Barbara Steele sind hier vereint – in einer Handlung, die sich sich teilweise an Lovecrafts “The Dreams in the Witch House” (1933) orientiert, aber gravierende Ă„nderungen vornimmt: So huldigt hier ein Schurke recht irdischer Hypnose, um den Tod der vor Jahrhunderten verbrannten Hexe Lavinia zu rächen – welche aber letztlich doch auch ĂĽber die Zeiten hinweg in ihm zu wirken weiĂź. Da schwingt Barbara Steeles Rolle in Mario Bavas “La maschera del demonio” (1960) kaum weniger mit als Lovecrafts Vorlage, neben welche sich hier letzte gothic-horror-Reste, modische Erotikszenen und ein paar EinflĂĽsse des psychedelic rock gesellen: Die bunten Farben und psychedelischen Verzerrungen, die man auch in Hallers “The Dunwich Horror” wiederfindet, passen allerdings ganz gut zu Lovecraft mit seinen Farben aus dem All und den erschreckenden Auflösungen gewohnter Formen. Das erklärt auch das Interesse der 68er-Kultur an dem Schriftsteller und seinen bewusstseinserweiternden Traumreisen und EinbrĂĽchen des absolut Fremdartigen. Cormans “The Haunted Palace” ist sicher mit Abstand der beste Lovecraft-Film der ersten Welle, aber “Curse of the Crimson Altar” taugt mit “The Dunwich Horror” am ehesten dazu, die ungewöhnliche Popularität eines durch und durch rassistischen Autors in der Ă„ra um ’68 zu erklären.
Ausführlicher äußert sich Vince in seinem Review. In einem hübschen Mediabook von Wicked Vision liegt der Film auf BluRay und DVD vor: Fassungseintrag von Vince
“Necronomicon”, im November 1993 uraufgefĂĽhrt, entstand gewissermaĂźen in der Hochphase lovecraftschen Kino-Horrors und war vor allem ein Projekt Brian Yuznas, der nicht bloĂź zuvor “Bride of Re-Animator” gedreht, sondern auch Stuart Gordons Lovecraft-Verfilmungen produziert hatte. Er selbst fĂĽhrte Regie bei der Rahmenhandlung dieses Episodenfilms und auch bei der letzten (und schwächsten & blutigsten) Episode. Dabei entstammt jede Episode dem berĂĽchtigten Necronomicon und gewährt Einblicke in unheimliche Einfälle des ĂśbernatĂĽrlichen in die Realität zu unterschiedlichen Zeiten – wobei Lovecraft (Jeffrey Combs) selbst als Leser Blick in ebendieses böse Buch wirft, derweil dadurch eine finstere Macht geweckt zu werden scheint. Die anderen zwei Episoden stammen von Christophe Gans, der zuvor bloĂź die kurze, aber lohnenswerte Giallo-Hommage “Silver Slime” (1981) gedreht hatte, und Shusuke Kaneko, der insbesondere Ende der 80er Jahre mit Erotikfilmen, insbesondere roman porno, eine gewisse Popularität erlangt hatte. Gans kommt mit seiner teils in der Vergangenheit angesiedelten Geschichte, in welcher Edward De LaPoer im alten Familienanwesen an der KĂĽste die ertrunkene Geliebte zurĂĽck ins Leben zu rufen scheint und infolgedessen auf eine Kreatur aus der Tiefe stößt, dem lovecraftschen Touch noch am nächsten (ohne der angeblichen Vorlage “The Rats in the Walls” (1924) irgendwie treu zu sein). Kaneko lässt David Warner – der mit “Providence”, “Casting a Spell” und “In the Mouth of Madness” drei weitere lovecraftsche Filme in seiner Filmografie angesammelt hat – in einer Episode agieren, welche zwar Lovecrafts “Cold Air” (1926/28) recht ansprechend umsetzt, wobei aber die Geschichte zum weniger bedeutenden FrĂĽhwerk des Horrorautors zählt und vom kosmischen Grauen wenig aufzuweisen hat. Diesem kommt zwar Yuzna in der gefälligen Rahmenhandlung und in seiner eigenen Episode noch recht nahe: aber diese letzte Episode, die von “The Whisperer in Darkness” (1931) inspiriert wurde, nähert sich Lovecraft so frei wie Stuart Gordons frĂĽhe Lovecraft-Verfilmungen es taten – und wird mit dem schrillen Tonfall den Texten des Autors kaum gerecht.
Nicht so ganz gĂĽnstig ist der Film als inzwischen vergriffene Kinowelt-DVD zu haben: Fassungseintrag vonIntergalactic Ape-Man
“Dark Waters”, Mariano Bainos russisch-britische Koproduktion, die je nach Quelle 1993 in Russland oder 1994 in Italien uraufgefĂĽhrt worden sein soll, ist in Teilen vom italienischen Horrorkino geprägt worden, zu welchem Baino mit frĂĽheren Kurzfilmen selbst noch beigetragen hatte. Zwar beruft er sich – ähnlich wie John Carpenter in “In the Mouth of Madness” – nicht ausdrĂĽcklich auf H. P. Lovecraft, aber die Geschichte ĂĽber unheimliche Vorgänge in dem Kloster an der KĂĽste einer verrufenen Insel, in welchem sich die Erweckung einer alten Gottheit aus den Tiefen des Meeres andeutet, lässt mehrfach BezĂĽge zu Lovecrafts Erzählungen erkennen… auch deshalb, weil es ein Fischerdörfchen mit bizarren Gestalten gibt und weil die Hauptfigur ihrer eigenen Geschichte und Herkunft auf den Grund geht. In ausdrucksstarken Farben entwickelt Baino seine Geschichte und kreiert einen faszinierenden kleinen Horrorfilm, der ihn seinerzeit fĂĽr viele als Hoffnung des europäischen Horrorkinos erscheinen lieĂź. Tatsächlich blieb es jedoch bis heute der einzige Langfilm des Regisseurs, der in den nächsten zehn Jahren gar nichts mehr drehen sollte und erst seit 2004 vier Kurzfilme nachgeschoben hat, die jedoch kaum Verbreitung finden konnten.
Über die Qualitäten des lange Zeit raren Kleinods lässt sich McKenzie in seinem Review aus. Nach der lange vergriffenen DVD (Fassungseintrag von McKenzie) hat NoShame mittlerweile auch eine BluRay nachgeschoben.
PierrotLeFou
Kommentare und Diskussionen
1 Kommentar zu „Vor 25 & 50 Jahren: Drei lovecraftsche Horrorfilm-Klassiker“
Happy Halloween!
Passend dazu drei lovecraftsche Filme… auch wenn angesichts von “Halloween” (2018) Carpenters Klassiker und Miners Sequel mit ihren 40 bzw. 20 Jahren in so eine Rubrik gepasst hätten. Wird in 5 bzw. 10 Jahren nachgeholt…
(Und “Nightmare Before Christmas” ist nicht vergessen, der folgt in KĂĽrze…)
Und allen Halloween-Verschmähern einen netten Reformationstag!
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Happy Halloween!
Passend dazu drei lovecraftsche Filme… auch wenn angesichts von “Halloween” (2018) Carpenters Klassiker und Miners Sequel mit ihren 40 bzw. 20 Jahren in so eine Rubrik gepasst hätten. Wird in 5 bzw. 10 Jahren nachgeholt…
(Und “Nightmare Before Christmas” ist nicht vergessen, der folgt in KĂĽrze…)
Und allen Halloween-Verschmähern einen netten Reformationstag!