Startseite
  Erweiterte Suche
  Neue Einträge
  Ranglisten
  Statistiken
  Kinostarts
  Disc-Area
  Web-TV
  zu den Foren
  FAQ
  Kontakt
  Das Team
  Neuerungen
  Partnerseiten








Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 50 Jahren: KinodebĂĽt einer Theater-Legende

4. März 2019 | Stichwörter: 1960er, Deutschland, Jubiläum, Klassiker, Komödie, Literaturverfilmung, Neuer-Deutscher-Film, Politischer Film, Richter, Satire, Spielfilm, Valentin, Zadek


Ich bin ein Elefant, Madame (1969)

Peter Zadek, in den 70er & 80er Jahren Theater-Intendant an den Schauspielhäusern in Bochum und Hamburg, galt seinerzeit als einer der GroĂźen seiner Kunst: Was Godard fĂĽr das Kino sei, sei Zadek fĂĽr das Theater – so konnte man es gelegentlich lesen. Sieht man Fotos seiner BĂĽhnenbilder, etwa der 1966er-”Räuber”-AuffĂĽhrung mit Edith Clever und dem kĂĽrzlich verstorbenen Bruno Ganz, kann man nachvollziehen, wie es dazu kam: Die Nähe zur Pop-Art und zum Comicstrip konterkarierte und kontextualisierte Schillers StĂĽck auf eigenwillige, womöglich bereits als postmodern zu begreifende Weise. Auch Antisemitismus-VorwĂĽrfe teilte sich Zadek mit Godard… Vielfach arbeitete Zadek, der seit 1947 bis zu seinem Tod im Jahre 2009 als Theater-Regisseur tätig war und seinen ersten Skandal bereits 1957 mit einer Genet-Verfilmung auslöste, auch fĂĽr das Fernsehen. Unter seinen TV-Filmen befand sich “Die Unberatenen” (1966) nach dem gleichnamigen Romanvon Thomas Valentin, den Zadek auch im Theater umgesetzt hatte. Es ist die Geschichte einer Revolte von SchĂĽlern – und Zadek beginnt mit der Inszenierung seines ersten Kinofilms 1968, als (nicht nur) die weltweite Studentenbewegung ihren Höhepunkt erreicht hatte.
Sein am 6. März 1969 uraufgefĂĽhrter gibt sich ausgesprochen modisch: “Lou Reed & The Velvet Underground [] Andy Warhol” klärt eine Texttafel ziemlich frĂĽh ĂĽber die Filmmusik auf, derweil eine Hauptfigur ihr Zimmer mit Farbpistole rot färbt, die Totale einer monotonen Häuserfassade mit zahlreichen Fenstern den neuen Wohraum im modernen Stadtbild einfängt und autoritäre Lehrer ihre jungen SchĂĽler(innen) befragen, die sich gelegentlich kollektiv zum Takt der Musik melden… Standbilder, Reklamebilder, SchriftzĂĽge ĂĽber dem Filmbild, dokumentarische Interviewsequenzen in s/w, Nacktheit & Sexualität… Und am Ende ertönt eine Coverversion von Freddy Quinns “Wir”, während “Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben mĂĽssen”-Denkmäler und Dokumentaraufnahmen von Nixon, dem KKK oder Weltkriegsszenen höchst ironisch montiert neben wiederholten Filmszenen der SchĂĽlerrevolte ablaufen. (Freddy Quinn selbst mochte sich, obgleich von Zadek angefragt, fĂĽr diese Filmproduktion freilich nicht zur VerfĂĽgung stellen…) Dass Zadek jedoch nicht bloĂź die Autoritäten der Lächerlichkeit preis gibt, sondern auch unter den revoltierenden Jugendlichen (darunter: Ilja Richter) Uneinigkeit schafft – spätestens als zur Provokation von einem Revoluzzer ein Hakenkreuz an die Fassade eines öffentlichen Raums geschmiert wird – nahm man ihm teilweise ĂĽbel. Dabei diskutiert der Film seine eigenen Ansätze gegen Ende sogar ausgesprochen selbstreflexiv und transparent… dennoch: Sowohl unter den Konservativen, als auch unter den Anhänger(innen) der 68er-Bewegung, als auch unter Zadeks-Theaterarbeits-Liebhabern fanden sich Kritiker, welche mit “Ich bin ein Elefant, Madame” wenig anzufangen wussten. Und dennoch entwickelte sich der Film als einer der irrsinnigsten, wildesten Vertreter des Neuen Deutschen Films zu einem Kultklassiker, der ein spannendes Zeitbild abgibt: nicht bloĂź, weil er in seiner langen dokumentarischen Sequenz eine so spannende & aufgeheizte wie exemplarische Diskussion unter gewöhnlichen Leuten im öffentlichen Raum bietet, die man fast schon als HerzstĂĽck des Films bezeichnen könnte.
Erhältlich war der Film auf DVD bei Arthaus (Fassungseintrag von (rod).), welche später auch bei Zweitausendeins neu aufgelegt worden ist. Beide Fassungen sind jedoch längst vergriffen und meist bloß für üppige Summen gebraucht zu erwerben.


PierrotLeFou



Kommentare und Diskussionen


Keine Kommentare zu „Vor 50 Jahren: KinodebĂĽt einer Theater-Legende“


Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

» Registrieren/Einloggen im User-Center



Copyright © 1999-2022 OFDb.de - Die Online-Filmdatenbank
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzungsbedingungen · Datenschutz · Werben · Impressum
Hosted by Net-Build



Quicksearch






User-Center

Benutzername: 
Paßwort:
Login nur für diese Sitzung:

·

607 Besucher online


SSL  SSL-gesicherte
Verbindung aktiv



News


Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.

» Zum neuen News-Bereich