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Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 100 Jahren: Daddy Long-Legs kommt ins Kino…

1. Mai 2019 | Stichwörter: 1910er, Drama, Jubiläum, Klassiker, Komödie, Literaturverfilmung, Neilan, Pickford, Spielfilm, Stummfilm, USA, Webster


Daddy Long-Legs (1919)

Der Film, der da am 11. Mai 1919 in die Kinos kam, war erst einmal ein typischer Mary-Pickford-Titel, der heute zu ihren großen Klassikern zählt und wie z. B. “Stella Maris” (1918), “M’Liss” (1918) oder “The Little Princess” (1917) von Marshall Neilan inszeniert worden ist, dem sein inszenatorisches Geschick spätestens in Tonfilmzeiten abhanden gekommen ist: “Chloe, Love Is Calling You” (1934), sein Low-Budget-Voodoo-Drama, lässt Neilans Stummfilmerfahrung noch deutlich spüren, kommt aber über einige wenige eindrucksvolle Bilder und eine bloß mäßig mitreißende Dramaturgie nicht hinaus. Dafür machen sich hier die rassistischen Momente der klassischen Südstaatendramen Hollywoods bemerkbar, die man heute nur mit Unbehagen betrachten kann. Die Haltung, die in diesem Film mitschwingt, verdeutlicht vielleicht, weshalb Neilan der perfekte Pickford-Regisseur war: Die Überlegenheit des weißen Mannes scheint die bedeutsamste Prämisse zu sein, wenn es um die Kindfreu geht, der man als erotisch Begehrender aber eben zugleich auch als überlegene, erzieherisch tätige Vaterfigur gegenübertreten konnte. Viele Pickford-Filme befriedigen solch einen (männlichen) Blick und das ist auch in “Daddy Long-Legs” der Fall: Der geheime, titelgebende Wohltäter des Waisenkindes Judy entpuppt sich am Ende auch als ihr love interest. Und doch: Pickford besitzt wie so oft auch etwas Eigensinniges und Tatkräftiges, sodass man in ihren Rollen (im zeitlichen Kontext) starke Frauen erblicken konnte. Das war oftmals ein zweischneidiges Schwert und die Stärke ihrer Rollen glich mitunter bloß der Trotzköpfigkeit übermütiger Mädchen, sodass männliche Überlegenheit kaum gefährdet war; in “Daddy Long-Legs” immerhin ist ihre Judy aber auch imstande, als Schriftstellerin Geld zu erwirtschaften und ihren Wohltäter zu entschädigen…
Der Grund mag darin liegen, dass nicht einfach bloß die enorm durchsetzungsfähige, selbstbewusste Pickford mitspielte (die all ihren Kindfrauen immer auch eine Stärke verpasste – von der bloß Trotzköpfigen bis hin zur Lebensretterin in “Sparrows” (1926)), sondern dass die Literaturvolage von der im engen Umfeld der Frauenbewegung aufgewachsenen Autorin Jean Webster stammte und darüber hinaus auch etwas enthielt, was man später wohl als Coming-of-Age-Stoff bezeichnet hätte… Das verleiht dieser Pickford-Kindfrauen-Fantasie eine ambivalente Schwebe zwischem “männlichem Blick” und Frauenbewegungseinflüssen, sodass “Daddy Long-Legs” noch heute einer der spannendsten Pickford-Filme (nicht bloß der 10er Jahre) ist.
Noch ein anderer Umstand sorgt dafür, dass “Daddy Long-Legs” noch heute ein sehr beliebter Pickford-Titel ist: nämlich die ungebrochene Popularität des Webster-Stoffes, der durch die Dekaden hindurch immer wieder neuverfilmt worden ist. Janet Gaynor und Shirley Temple schlüpften 1931 und 1935 in die Titelrollen, 1938 folgte eine niederländische Verfilmung (der 1955 und 1964 zwei weitere niederländische Neuverfilmungen folgten), 1953 folgte das britische TV-Musical “Love from Judy”, 1955 Jean Negulescos Fred-Astaire-Musical “Daddy Long Legs” und 1964 die türkische Variante “Hizir Dede” (1964). 1990 kam der Stoff dann noch einmal als Anime-Serie “Watashi no ashinaga ojisan” heraus und wurde zuletzt 2005 erneut in Asien als südkoreanische Liebeskomödie “Kidari ajeossi” (2005) verfilmt… (Webster selbst erlebte indes nicht einmal die Erstverfilmung mit: Sie starb 1916 im Kindbett…)
Als Bestandteil der prächtigen Edition Filmmuseum #95, “Kafka geht ins Kino”, ist “Daddy Long-Legs” auch hierzulande auf DVD erhältlich (Fassungseintrag von PierrotLeFou), vom Booklet und der beiliegenden Doku “Kafka va au cinéma” (2002) neben zig anderen Stummfilmen in den Kontext von Kafkas Kino-Erfahrungen gestellt… aber das wäre ein anderes Kapitel…


PierrotLeFou



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