Nach “Cape Fear” (1991) und “The Age of Innocence” (1993) knĂĽpfte Martin Scorsese Mitte der 90er-Jahre wieder an einen seiner bis dahin größten WĂĽrfe an: an den Gangsterfilm “Goodfellas” (1990), mit dem er wieder an seine alte Größe in den 70er Jahren heranreichte, in denen er mit “Mean Streets” (1973) bereits die Verlockungen und Gefahren der Kriminalität beleuchtet hatte. Im dreistĂĽndigen “Casino”, der seine Größe schon ĂĽber den letzten von Saul Bass gestalteten Vorspann zu verheiĂźen scheint, blickte Scorsese mit enormen inszenatorischen Bombast auf das titelgebende Milieu selbst, nicht mehr so sehr um die eingeschworenen Akteure, die im Grunde allesamt in der Klemme stecken: nicht bloĂź der Verhörte, dessen Kopf im Schraubstock gequetscht wird, sondern auch Nicky Santoro (Joe Pesci), dem kaum eine Wahl bleibt, als widerwillig zu solch drastischem Mittel zu greifen. Am Ende wird auch er ein qualvolles Ende nehmen. “Casino” rĂĽckt Zwang und Strukturen deutlicher in den Blick als es “Goodfellas” zuvor getan hatte, wenngleich auch dort – etwa in der berĂĽhmt-berĂĽchtigten, wahrhaft verfĂĽhrerischen langen Fahrt ins Copacabana – die Wirkmacht der Umstände immer wieder spĂĽrbar herausgearbeitet worden ist. Aber wie “Goodfellas” – und “The Irishman” (2019), Scorseses späte RĂĽckkehr zum organisierten Verbrechen – ist auch “Casino” noch immer auch ein Biopic: Hauptfigur ist im Grunde Frank Lawrence “Lefty” Rosenthal , der hier von Robert De Niro gespielt den Namen Sam “Ace” Rothstein trägt. Das Drehbuch verfasste Scorsese dabei mit Nicholas Pileggi nach dessen biografischer Literaturvorlage. Und wie in “Goodfellas” kehrte Scorsese auch hier wieder seine Zuneigung zur Nouvelle Vague hervor: zitierte er dort Truffaut, so verweist er nun ĂĽber Georges Delerue auf der Tonspur auf Godard. Das auch wegen der DarstellerInnen – zu denen etwa noch Sharon Stone und James Woods zählen – hochkarätige, wieder einmal von Thelma Schoonmaker montierte Werk wurde ĂĽberaus positiv aufgenommen und hat sich schnell einen der oberen Plätze in Scorseses Filmografie gesichert; der Vergleich mit “Goodfellas” spaltet(e) jedoch die GemĂĽter: fĂĽr die einen ist der am 3. April 1995 uraufgefĂĽhrte “Casino” das epischere und formal raffiniertere Werk, fĂĽr die anderen ist es ein stärker mit Oberflächenreizen arbeitender Neuaufguss.
Ausgewogen berichtet McClane in seinem Review von VorzĂĽgen und Schwachstellen dieses Scorsese-Klassikers…
PierrotLeFou
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