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Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 100 Jahren: Teuflische Geschichte(n)

30. April 2020 | Stichwörter: 1920er, Dänemark, Drama, Dreyer, Episodenfilm, Historienfilm, Jubiläum, Klassiker, Phantastik, Spielfilm


Blade af Satans Bog (1920)

Mit “Præsidenten” (1919) hatte Carl Theodor Dreyer gerade erst sein RegiedebĂĽt gegeben, nachdem er zuvor seit 1912 mindestens 40 DrehbĂĽcher geschrieben hatte, von denen ĂĽber 20 auch verfilmt worden waren. Im Anschluss drehte er dann zwei weitere Filme, die in rascher Folge in die dänischen Kinos gelangten: “Blade af Satans Bog” (1920) drehte Dreyer, als der schon 1918 fertiggestellte “Præsidenten” in Dänemark noch nicht zu sehen gewesen war – erst im Februar 1920 gelangte sein Erstling auch in Dänemark in die Kinos, nachdem er zwölf Monate zuvor schon in schwedischen Kinos zu sehen war. “Blade af Satans Bog”, den Dreyer schon ab FrĂĽhjahr 1918 zu schreiben begonnen und Ende 1919 abgedreht hatte, kam dann am 15. November 1920 in Dänemarks Kinos, gefolgt von seinem dritten Film “Prästänkan” (1920), der im April 1921 in seiner Heimat zu sehen war, aber als schwedische Produktion schon im Oktober 1920 in Schweden anlief.
Diese wichtige Rolle Schwedens zu Beginn von Dreyers Regiekarriere spielt zwar später keine ganz groĂźe Rolle mehr, war aber insofern wegweisend, als Dreyer fortan zunächst eher als internationaler, weniger als dänischer Filmemacher in Erscheinung trat: War “Prästänkan” nach seinen ersten zwei dänischen Filmen eine schwedische Produktion, so folgte mit “Die Gezeichneten” (1921) eine deutsche, mit “Der var engang” (1922) eine dänische, mit “Michael” (1924) wieder eine deutsche, mit “Du skal ære din hustru” (1925) neuerlich eine dänische, mit “Glomdalsbruden” eine norwegisch-schwedische, mit “La passion de Jeanne d’Arc” (1928) eine französische und mit dem ersten Tonfilm “Vampyr” (1932) eine deutsch-französische Produktion. David Bordwell sah in den wechselnden Produktionsländern und den noch stärker wechselnden Produktionsstudios eine relative finanzielle Unsicherheit, mit der aber zugleich groĂźe kĂĽnstlerische Freiheit einherging. Der kĂĽnstlerische Anspruch, der von dieser Freiheit profitiert, zeigte sich in “Blade af Satans Bog” (1920) wie schon im DebĂĽtfilm Dreyers in der Struktur des Films: In beiden Werken erwies sich Dreyer als Regisseur mit intensiver Drehbuchautoren-Vergangenheit. “Blade af Satans Bog” orientierte sich deutlich an der ambitionierten Struktur von D. W. Griffith’ “Intolerance” (1916), wie es ungefähr zeitgleich auch Murnaus weitestgehend verlorengegangener “Satanas” (1920) tat, der ebenfalls teuflisches Wirken fĂĽr Ungerechtigkeiten und gravierende Katastrophen in der Menschheitsgeschichte verantwortlich machte. Bei Dreyer schleicht Satan durchs Jerusalem zur Zeit Jesu Christi, agiert während der spanischen Inquisition oder der französischen Revolution und ist auch zur damals noch jungen Russischen Revolution bzw. bei deren Folgewirkungen in Finnland mit dabei. Zwar verzichtet Dreyer auf die komplexe Verzahnung der unterschiedlichen Zeitalter und siedelt eher groĂźe Blöcke inmitten einer Rahmenhandlung an, der Einfluss Griffith’ darf aber keinesfalls geringschätzt werden.
Das Satanische in diesem Film hat indes bloĂź wenig mit den ĂĽbernatĂĽrlichen Elementen in Dreyers späterem Horrorfilm “Vampyr” gemein und besitzt eher allegorische ZĂĽge, mit denen Dreyer Verrat und Egoismen, aber auch Fanatismen und Dogmen vorfĂĽhrt, wie er es u. a. auch in “La passion de Jeanne d’Arc”, “Vredens dag” (1943) oder “Ordet” noch tun sollte.
Empfehlenswert ist die DVD vom Danske Filminstitut: Fassungseintrag von Mr.Slut


PierrotLeFou



Kommentare und Diskussionen


1 Kommentar zu „Vor 100 Jahren: Teuflische Geschichte(n)“

  1. PierrotLeFou sagt:
    30. April 2020 um 08:44

    Ein halbwegs teuflischer Bonustitel zur heutigen Walpurgisnacht (auch wenn sie in diesem Jahr ein bisschen ins Wasser fällt)… ;)


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