Le vampire nue (1970)

Nach seinem ersten abendfüllenden Spielfilm “Le viol du vampire” (1968), der im Grunde noch das Produkt zweier Kurzfilmarbeiten war, legte Rollin zu Beginn der 70er Jahre einen weiteren Langfilm vor, der von Anfang an auch als solcher konzipiert war: Der am 20. Mai 1970 uraufgeführte “La vampire nue” griff nochmals auf die Motive des Vampirfilm, der Erotik und Surrealismus zurück, denen Rollin bis zum Ende seiner Karriere die Treue halten sollte (wenngleich die Hochphase seines Schaffens sicherlich in der ersten Hälfte der 70er Jahre verortet werden kann). Mit “La vampire nue” etabliert Rollin auch seine typische Farbdramaturgie, welche im ohnehin farbenfrohen 70er-Jahre-Look immer wieder um auffällige farbliche Akzente bemüht war. Zur Seite stand ihm dabei erstmals der Kameramann Jean-Jacques Renon, mit dem Rollin noch mehrere seiner Hauptwerke drehen sollte. Aber auch die Castel-Zwillinge Catherine & Marie-Pierre Castel, die bei Rollin und auch ansonsten im erotischen Film eine kleine Karriere machten, sorgten in identischer Kostümierung dafür, ungewöhnliche Akzente zu setzen und die Wirklichkeit schon vor dem Eintreten vampirischen Unwesens mit einem Hauch der Unwirklichkeit zu durchsetzen. Das vampirische Unwesen fällt indes hier besonders ungewöhnlich aus, wobei Rollin dem typischen Vampirismus der gothic-horror-Filmlandschaft ohnehin eher fern war und blieb: seine vampirischen Figuren wandeln eher durch mysteriöse Kolportage-Geschichten in der Tradition von Louis Feuillade – manchmal Georges Franju nahestehend, teilweise aber auch in der Nähe zu den phantastischeren Werken eines Jacques Rivette.
Ãœber die Vampire und die Atmosphäre bei Rollin und in seinem “Le vampire nue” sinniert Sawyer_81 in seinem Review…