Startseite
  Erweiterte Suche
  Neue Einträge
  Ranglisten
  Statistiken
  Kinostarts
  Disc-Area
  Web-TV
  zu den Foren
  FAQ
  Kontakt
  Das Team
  Neuerungen
  Partnerseiten








Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 75 Jahren: Ein kleiner B-Thriller mit großem Nachruhm

16. Oktober 2020 | Stichwörter: 1940er, Goldsmith, Jubiläum, Klassiker, Krimi, Literaturverfilmung, Neal, Noir, Savage, Spielfilm, Ulmer, USA


Detour (1945)

Wenn ein kaum 70 Minuten langer, billig produzierter Thriller von einem wenig bekannten Regisseur und mit noch weniger bekannten Darstellern von der amerikanischen Library of Congress als wertvoll und erhaltenswürdig eingestuft wird, dann muß er schon etwas Besonderes sein. Und tatsächlich hat „Detour“, den der Regisseur Edgar G. Ulmer am 14. November 1945 in die US-Kinos brachte, außergewöhnliche Qualitäten, die ihn trotz seines B-Film-Entstehungshintergrundes in der ersten Reihe der Film Noirs plazieren, geschätzt von Filmemachern, Kritikern und Publikum.

Edgar G. Ulmer stammte aus Österreich und war in den 1920er Jahren als Assistent von G. W. Murnau in die USA gekommen – er gehörte damit zu jener Generation deutschsprachiger Filmschaffender, die bis 1933 auswanderten und ihre deutlichen Spuren in der amerikanischen Filmindustrie hinterließen. Obwohl Ulmer als Regisseur mit „The Black Cat“ (1934) einen großen Erfolg für Universal produzierte, verbaute er sich seine Zukunft in der Branche durch eine politisch ungünstige Heirat und war fortan gezwungen, für Studios aus der sogenannten poverty row schnell und kostengünstig hergestellte Filme abzuliefern. Diese Produktionsbedingungen sieht man auch „Detour“ an, der mit wenigen Sets, mittelprächtigen Rückprojektionen und gelegentlichem Archivmaterial (stock footage) auskommt. Doch der düstere Plot vom Autor Martin Goldsmith schreitet unerbittlich voran und läßt den Protagonisten in seinem verzweifelten Voiceover sogar das Publikum adressieren. Der verarmte Barpianist Al (Tom Neal) reist per Anhalter von der Ost- zur Westküste und wird dabei das Opfer der erpresserischen Eva (Ann Savage), die als eine femme fatale gezeichnet ist, wie sie derart unerbittlich und abgrundtief böse wohl selten zu sehen ist. Ulmer versteht es, die Abwärtsspirale als straff getaktetes Roadmovie zu inszenieren, das die Entwurzelung der Hauptfiguren durch gesichtslose Orte wie die offene Straße, Highway-Diners und anonyme Hotelzimmer illustriert. Dabei setzt er gelegentlich mit einfachen Mitteln (Unschärfen, Licht-Schatten-Kontraste) visuelle Akzente, verläßt sich aber sonst auf die Wirkung der Hauptfiguren, die in Gestalt des desillusionierten, schwermütigen Al und der dominanten, zielstrebigen Eva die konventionellen Geschlechterrollen vertauschen. Ihre Bereitschaft, der Armut und Perspektivlosigkeit auch mit verbrecherischen Mitteln zu entfliehen, kann (entlang den moralischen Richtlinien der damaligen US-Filmzensur) nur am Galgen enden.

Die pessimistische Aussage, daß der amerikanische Traum nichts für Pechvögel ist, hat sich tief in die Filmgeschichte eingeschrieben (siehe etwa die Film Noirs der Coen-Brüder). Da „Detour“ rechtefrei in der Public Domain verfügbar ist, kann der Film etwa bei Wikipedia oder anderen Online-Quellen angesehen werden, für Freunde des physischen Mediums ist er als DVD bei Koch im schmucken Mediabook erhältlich (Fassungseintrag). Die neue 4K-Restaurierung ist in bester Qualität auf der Blu-ray der Criterion Collection (Fassungseintrag) zu bewundern.


ratz



Kommentare und Diskussionen


Keine Kommentare zu „Vor 75 Jahren: Ein kleiner B-Thriller mit großem Nachruhm“


Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

» Registrieren/Einloggen im User-Center



Copyright © 1999-2023 OFDb.de - Die Online-Filmdatenbank
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzungsbedingungen · Datenschutz · Werben · Impressum
Hosted by Net-Build · Privacy Manager



Quicksearch






User-Center

Benutzername: 
Paßwort:
Login nur für diese Sitzung:

·

1.512 Besucher online


SSL  SSL-gesicherte
Verbindung aktiv



News


Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.

» Zum neuen News-Bereich