Aleksandr Rou legte am 30. Dezember 1970 seinen vorletzten Film vor – beinahe exakt drei Jahre vor seinem Tod am 28. Dezember 1973. “Varvara-krasa, dlinnaya kosa” beginnt wieder einmal mit einer alten Märchenerzählerin, die das Publikum durch das just zu Beginn aufklappende Fensterchen ihrer HolzhĂĽtte auf das Kommende einstimmt. AnschlieĂźend bekommt man die Geschichte der schönen Warwara geboten, der Tochter des mächtigen (und vom märchenerprobten Altstar Georgiy Millyar gespielten) Wassergeistes Tschudo-Judo, die keinen passenden Ehegatten finden mag, obwohl ihr Vater einen ungebetenen Freier nach dem anderen vorstellig werden lässt, wobei die Herrschaften dem Wassergeist-Herrscher mit ihren Tanznummern größere Freude machen als seiner Tochter. Doch hatte Tschudo-Judo einst mit dem gewissenhaften Zar Jeremei einen Pakt geschlossen: um nicht von Tschudo-Judo in die Wasserwelt gezogen zu werden, versprach er ihm alles aus seinem Reich, von dessen Existenz er nichts weiĂź… dummerweise zählte dazu auch der noch ungeborene Zarensohn, den der Zar mit seinem Berater aber in weiser Voraussicht durch einen Fischerssohn ersetzen lieĂź. Als nun der mächtige Tschudo-Judo den Zarensohn fĂĽr seine Tochter in sein Reich holt, da holt er sich unwissend den Fischerssohn herbei, der am Zarenhof zu einem verwöhnten, faulen, dĂĽmmlichen, eigensinnigen Kerl herangewachsen ist. Der mittlerweile aufgeklärte Zarensohn, der als Fischerssohn erzogen wurde, eilt jedoch gewissenhaft zur Rettung des zu Unrecht EntfĂĽhrten – und wird sich bald darauf in die schöne Warwara verlieben, die zum Unmut ihres Vaters auch an ihm Gefallen findet. Wie schon Rous direkter Vorgänger “Ogon, voda i… mednye truby” (1968) ist auch “Varvara-krasa, dlinnaya kosa” wieder ausgesprochen heiter, humorvoll und kindgerecht ĂĽberdreht, bietet aber auch fĂĽr ein gereifteres Publikum (im Rahmen der sowjetischen Filmproduktion) fast schon subversive Spitzen, die aber zum einen zweideutig ausfallen, derweil zum anderen eine doch recht eindimensionale Heldenfigur geboten wird. Sehenswert und vergnĂĽglich ist Rous Vorletzter aber allemal.
Preiswert ist der Film als Icestorm-DVD zu bekommen (Fassungseintrag von Phileas), welche aber nur die deutsche Synchronisation enthält. Puristen greifen daher lieber zur ebenfalls recht preiswerten DVD von RUSCICO, die den Film untertitelt anbietet.
PierrotLeFou
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