Startseite
  Erweiterte Suche
  Neue Einträge
  Ranglisten
  Statistiken
  Kinostarts
  Disc-Area
  Web-TV
  zu den Foren
  FAQ
  Kontakt
  Das Team
  Neuerungen
  Partnerseiten








Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 50 Jahren: Engagierter Meilenstein des ungarischen Kinos

20. Januar 2021 | Stichwörter: 1970er, DĂ©ry, Drama, Historienfilm, Jubiläum, Klassiker, Literaturverfilmung, Makk, Spielfilm, Ungarn


Szerelem (1971)

60 Jahre arbeitete Károly Makk als Filmemacher, von 1951 bis 2010. Knapp 60 Filme – Kurz- wie Langfilme, TV- wie Kinofilme – legte er im Laufe seiner Karriere vor, konnte aber nicht ganz zu den groĂźen Legenden ungarischer Filmkunst avancieren: Im Gegensatz zu MiklĂłs JancsĂł, István SzabĂł oder BĂ©la Tarr blieb er international etwas unbekannter, ein Filmemacher der zweite Garde sozusagen, in Sachen Renommee eher mit Zoltán Huszárik, Gábor BĂłdy, Márta MĂ©száros oder IldikĂł Enyedi vergleichbar… Aber wie diese Genannten auch hat er sich zumindest mit zwei Filmen in die nationale Filmgeschichte und darĂĽber hinaus durchaus auch in die Geschichte des Weltkinos einschreiben können: Mit “Egymásra nĂ©zve” (1982), der von einer lesbischen Beziehung und den dazugehörigen Diskriminierungen berichtet, sowie vor allem mit “Szerelem”, jenem am 21. Januar 1971 uraufgefĂĽhrten Klassiker, der im Jahr 2000 unter die 12 besten ungarischen Filme aller Zeiten gewählt worden war.
“Szerelem” geht zurĂĽck auf literarische Vorlagen von Tibor DĂ©ry, der schon 1952 als Abweichler aufgefallen und wegen seines Anteils am Aufstand von 1956 in Ungnade gefallen war. 1957 brachte ihm dies eine Verurteilung zu neun Jahre Haft ein, die er bloĂź zu einem knappen Drittel verbĂĽĂźen musste; seine Arbeiten indes blieben bis 1962 verboten. Nur langsam und mittels öffentlicher Selbstkritik änderte sich sein Ansehen wieder. Die exakt zwischen 1956 und 1962 entstandenen Erzählungen “Szerelem” (1956) und “KĂ©t asszony” (1962), die Makk in “Szerelem” verarbeitete, hatte der Filmemacher eigentlich schon 1963 umsetzen wollen. Da stieĂź das Vorhaben noch auf größeren Widerstand. Ende der 60er Jahre hätte Makk dann beinahe eine Verfilmung als deutsche Produktion fĂĽr das ZDF angefertigt, fĂĽr welches er etwa die Komödie “Treue Freunde” (1970) inszenierte. Doch dazu kam es nicht, denn in Anbetracht dieser Entwicklungen hatte Makk nun auch in Ungarn grĂĽnes Licht bekommen. Und so drehte er 1970 “Szerelem”, der ungewöhnlich hart mit staatlicher Repression ins Gericht geht, sich allerdings – ein Eingeständnis des Filmemachers an die Zensur – noch auf die Zeit vor Stalins Tod bezieht, wenngleich Makk dieses Eingeständnis auch wieder subversiv zu umgehen verstand und den Film mit kleinen Anachronismen ausstattete und somit jenseits der Handlungslogik auf inszenatorischer Ebene erkennen lieĂź, dass hier mehr als bloĂź der Stalinismus zur Debatte stand: Anfang der 50 Jahre liest Luca ihrer von ihr betreuten Schwiegermutter die Briefe vor, die deren Sohn aus den USA schreibe, wo er gerade einen Film drehe. Doch tatsächlich befindet er sich seit einem guten Jahr in Haft, als Dissident verurteilt zu einer ganzen Dekade. Und Luca, die selbst nun allerlei Repressionen ĂĽber sich ergehen lassen muss, die ihren alten Beruf verliert, Untermieter erdulden muss und sich mit relativ harten materiellen Nöten konfrontiert sieht, hat der Greisin ebendiesen Umstand verschwiegen, um ihr eine schönere Realität vorzugaukeln. Am Ende kommt der Inhaftierte schlieĂźlich frei, seine Mutter ist indes bereit gestorben… Wie erwähnt mixte Makk zur Umgehung der Zensur einige Anachronismen in den Film, um neben dem Ungarn vor 1953 auch ein Ungarn um und nach 1956 anzusprechen. Hinzu gesellen sich noch die Lebenserinnerungen der Greisin, die Makk zu einer formal beachtlichen Montage unterschiedlicher Zeitschichten in assoziativer Verkettung formte. Hier erweist sich Makk als noch radikaler als etwa ein Nicholas Roeg, der etwa zeitgleich in GroĂźbritannien mit ähnlich kĂĽhnen Montagekonzepten Aufmerksamkeit erregte. Formal hochwertig, inhaltlich subversiv und dramaturgisch sehr effektiv und anrĂĽhrend ist “Szerelem”, dessen Titel freilich nicht (allein) die Liebe von Luca zum inhaftierten Gatten bezeichnet. Es geht auch um die (Nächsten-)Liebe zur (gar nicht einmal so gewertschätzten) Schwiegermutter. Es geht vielleicht mehr um pietĂ  als um die leicht missverständliche Liebe.
Bei Second Run liegt der (zum 45. Jubiläum vor fünf Jahren noch einmal restaurierte) Film bereits seit 2006 auf DVD vor: Fassungseintrag von ReSe2k


PierrotLeFou



Kommentare und Diskussionen


Keine Kommentare zu „Vor 50 Jahren: Engagierter Meilenstein des ungarischen Kinos“


Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

» Registrieren/Einloggen im User-Center



Copyright © 1999-2023 OFDb.de - Die Online-Filmdatenbank
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzungsbedingungen · Datenschutz · Werben · Impressum
Hosted by Net-Build · Privacy Manager



Quicksearch






User-Center

Benutzername: 
Paßwort:
Login nur für diese Sitzung:

·

988 Besucher online


SSL  SSL-gesicherte
Verbindung aktiv



News


Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.

» Zum neuen News-Bereich