Peter Sasdy hat sich vielfach als TV-Serien-Regisseur im britischen Raum hervorgetan, seinen Ruhm unter Genre-Aficionados aber mit einigen Spielfilmen zu Beginn der 70er Jahre gewonnen: “Taste the Blood of Dracula” (1970), “Countess Dracula”, “Hands of the Ripper”, “Nothing But the Night” (1972) und “Doomwatch” (1972) bilden inmitten vieler anderer Filme zwischen 1962 und 1992 den Kern seines (vor allem im Spannungskino-Sektor beheimateten) Schaffens. Ist “Taste the Blood of Dracula” wegen Christopher Lee und des Kontextes der Dracula-Reihe sicher der bekannteste, so bilden doch “Countess Dracula” und “Hands of the Ripper” die originelleren Beiträge Sasdys für die Horrorfilmlandschaft (Hammers). “Countess Dracula”, uraufgeführt am 31. Januar 1971, hat trotz seines Titels nahezu nichts mit Hammers Dracula-Reihe zu tun, sondern widmet sich der berüchtigten Blutgräfin Elisabeth Báthory, die zur Erhaltung ihrer Schönheit im Blut zahlreicher ermordeter junger Frauen gebadet haben soll. Diese Geschichte ist mit dem Vampirismus freilich eng verbunden und nachdem Hammer mit “The Vampire Lovers” (1970) ihre Karnstein-Trilogie begonnen hatte und Vampirismus mit latent lesbischen Momenten verbunden hatte, lag der Bathory-Stoff im Grunde nahe. In die Rolle der Blutgräfin, der es hier tatsächlich gelingt, ihre Jugend über das Blut der Frauen zurückzuerlangen, schlüpft hier Ingrid Pitt, die in “The Vampire Lovers” bereits die Vampirin Carmilla Karnstein spielte. Verweisen das Setting und die übernatürlichen Aspekte des Films, der tatsächlich noch ein wenig im Dunstkreis der Vampirfilme steht, auf den klassischen gothic horror der Hammer Studios, so rückt der Film über den inhärenten Serienmord-Strang, pervers-sadistische Figuren und sanft freudianische Anklänge bereits in die Nähe des modernen Horrorfilms, dem sich Hammer mit zahlreichen Post-”Psycho”-Psychothrillern ohnehin in den 60er Jahren angenähert hatte. Dass von Jorge Graus “Ceremonia sangrienta” (1973) oder Walerian Borowczyks “Contes immoraux” (1974) bis hin zu Eli Roth’ “Hostel Part 2″ (2007), Juraj Jakubiskos “Bathory” (2008) oder Julie Delpys “The Countess” der Bathory-Stoff – den Riccardo Freda in “I vampiri” (1957) einst nur ganz rudimentär und keinesfalls breitenwirksam aufgegriffen hatte – eine feste Größe im Horrorfilm (im horriblen Historienthriller oder im erotischen Film) darstellte, spricht dafür, dass “Countess Dracula” seiner Zeit ein wenig voraus war… Anolis hat dem Film vor einigen Jahren ein schönes Mediabook spendiert: Fassungseintrag von XenoHead04
Im am 30. September 1971 uraufgeführten “Hands of the Ripper” ging Sasdy noch einen Schritt weiter: Diesmal bemühte er Jack the Ripper als historische Größe, wobei hier letztlich gar nicht der berüchtigte Ripper selbst mordet, um mit noch geringeren übernatürlichen Aspekten und noch größeren freudianischen Versatzstücken eine Seriemordgeschichte zu erzählen, in denen blutige Gewaltakte furiose Akzente in Sachen Thrill und Horror setzen. Mit einem Cast, der nicht die üblichen Hammer-Horror-Stars auffährt, setzt sich der Film noch ein wenig von traditioneller Hammer-Kost ab und lässt eher jüngere Psychothriller- und giallo-Elemente in sich einfließen… Auch dieser Hammer-Titel liegt bei Anolis in einem schmucken Mediabook vor: Fassungseintrag von onkel_
PierrotLeFou
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