Vor 50 Jahren: Trumbos beklemmender Anti-Kriegsfilm 14. Mai 2021 | Stichwörter: 1970er, Bunuel, Drama, Jubiläum, Klassiker, Krieg, Literaturverfilmung, Satire, Spielfilm, Sutherland, Trumbo, USA Johnny Got His Gun (1971) Mit seiner dritten Buchveröffentlichung, dem Roman “Johnny Got His Gun”, erzielte Dalton Trumbo einen immensen Erfolg: Der pazifistische Roman, angesiedelt im Ersten Weltkrieg, traf den Nerv der Zeit, auch oder weil der Zweite Weltkrieg im Veröffentlichungsjahr ausgebrochen war. Luis Buñuel war in den 60er Jahren als Regisseur für eine Verfilmung angedacht, doch das Projekt kam nicht zustande. Buñuels Mitarbeit an einer Drehbuchversion blieb jedoch erhalten, als Trumbo seinen Roman selber umsetzte. Der gleichnamige Film kam am 14. Mai 1971 heraus, nun vor dem Hintergrund eines weiteren Krieges, des Vietnam-Krieges… Und Trumbo selbst war zwischen Roman und Verfilmung quasi ein Opfer des Kalten Krieges geworden: denn Trumbo, der zur Hollywood Ten gehörte und als Kommunist auf die Schwarze Liste gesetzt wurde, konnte bis 1959 nur ohne Credits heimlich als Drehbuchautor arbeiten. Kein Vergleich zum Schicksal der Hauptfigur in “Johnny Got His Gun”: Enthusiastisch in den Krieg gezogen, wird Joe Bonham von einer Explosion schwer verstümmelt: Ihm fehlen die Arme und die Beine zugleich – und auch das Gesicht wurde arg in Mitleidenschaft gezogen, sodass Bonham nun blind und taubstumm ist. Praktisch all seiner Sinneswahrnehmungen beraubt, benötigt er auf dem Krankenbett einige Zeit, ehe er seinen Zustand begreift. In farbigen Imaginationsbildern flüchtet sich Bonham in seine Erinnerung und seine Fantasie, hält in Gedanken Zwiesprache mit Jesus Christus (Donald Sutherland) und wird in den s/w-Bildern der Realität seine Krankenschwester via Morsealphabet und Kopfbewegungen dazu bringen, von seinem wachen Geist überzeugt zu sein. Doch letztlich wird ihm auch der Wunsch nach Sterbehilfe verwehrt: der lebende sprachunfähige und taubblinde Torso verbleibt im Diesseit und auf seinem Krankenlager, mit dem repetitiven, gemorsten und gedachten S-O-S, Help Me versinkt Joe Bonham allmählich im Schwarzbild eines Films, der an Düsternis nur schwer zu toppen ist… Satirisch und surreal sowie aufgesprochen routiniert ist diese einzige Regiearbeit Trumbos, der man die Nähe zu Buñuel deutlich ansieht. Nach der Fürsprache von Jean Renoir, Otto Preminger und Buñuel selbst gelangte der Film auf das Festival von Cannes, von wo aus er dann seinen Siegeszug bei Filmkritik weltweit antreten konnte. Metallica borgte sich den Film für das Musikvideo “One” und in (Anti-)Kriegsfilm-Bestenlisten taucht “Johnny Got His Gun” regelmäßig auf. Für Trumbo, der dieses Debüt immerhin als Mittsechziger drehte, stellte “Johnny Got His Gun” im Grunde die Krönung seiner langen Drehbuchautorenkarriere (in der Anonymität) dar anschließend in den letzten fünf Lebensjahren nur noch Bücher für drei, vier Filme schrieb: darunter immerhin noch “Papillon” (1973), ein weiteres großes Werk über die Kluft zwischen Isolation und Freiheitsdrang. Bei MPO Ibérica ist im letzten Jahr eine limitierte Blu-ray des Films in Spanien erschienen: Fassungseintrag von Black Smurf PierrotLeFou
Johnny Got His Gun (1971)
Mit seiner dritten Buchveröffentlichung, dem Roman “Johnny Got His Gun”, erzielte Dalton Trumbo einen immensen Erfolg: Der pazifistische Roman, angesiedelt im Ersten Weltkrieg, traf den Nerv der Zeit, auch oder weil der Zweite Weltkrieg im Veröffentlichungsjahr ausgebrochen war. Luis Buñuel war in den 60er Jahren als Regisseur für eine Verfilmung angedacht, doch das Projekt kam nicht zustande. Buñuels Mitarbeit an einer Drehbuchversion blieb jedoch erhalten, als Trumbo seinen Roman selber umsetzte. Der gleichnamige Film kam am 14. Mai 1971 heraus, nun vor dem Hintergrund eines weiteren Krieges, des Vietnam-Krieges… Und Trumbo selbst war zwischen Roman und Verfilmung quasi ein Opfer des Kalten Krieges geworden: denn Trumbo, der zur Hollywood Ten gehörte und als Kommunist auf die Schwarze Liste gesetzt wurde, konnte bis 1959 nur ohne Credits heimlich als Drehbuchautor arbeiten. Kein Vergleich zum Schicksal der Hauptfigur in “Johnny Got His Gun”: Enthusiastisch in den Krieg gezogen, wird Joe Bonham von einer Explosion schwer verstümmelt: Ihm fehlen die Arme und die Beine zugleich – und auch das Gesicht wurde arg in Mitleidenschaft gezogen, sodass Bonham nun blind und taubstumm ist. Praktisch all seiner Sinneswahrnehmungen beraubt, benötigt er auf dem Krankenbett einige Zeit, ehe er seinen Zustand begreift. In farbigen Imaginationsbildern flüchtet sich Bonham in seine Erinnerung und seine Fantasie, hält in Gedanken Zwiesprache mit Jesus Christus (Donald Sutherland) und wird in den s/w-Bildern der Realität seine Krankenschwester via Morsealphabet und Kopfbewegungen dazu bringen, von seinem wachen Geist überzeugt zu sein. Doch letztlich wird ihm auch der Wunsch nach Sterbehilfe verwehrt: der lebende sprachunfähige und taubblinde Torso verbleibt im Diesseit und auf seinem Krankenlager, mit dem repetitiven, gemorsten und gedachten S-O-S, Help Me versinkt Joe Bonham allmählich im Schwarzbild eines Films, der an Düsternis nur schwer zu toppen ist… Satirisch und surreal sowie aufgesprochen routiniert ist diese einzige Regiearbeit Trumbos, der man die Nähe zu Buñuel deutlich ansieht. Nach der Fürsprache von Jean Renoir, Otto Preminger und Buñuel selbst gelangte der Film auf das Festival von Cannes, von wo aus er dann seinen Siegeszug bei Filmkritik weltweit antreten konnte. Metallica borgte sich den Film für das Musikvideo “One” und in (Anti-)Kriegsfilm-Bestenlisten taucht “Johnny Got His Gun” regelmäßig auf. Für Trumbo, der dieses Debüt immerhin als Mittsechziger drehte, stellte “Johnny Got His Gun” im Grunde die Krönung seiner langen Drehbuchautorenkarriere (in der Anonymität) dar anschließend in den letzten fünf Lebensjahren nur noch Bücher für drei, vier Filme schrieb: darunter immerhin noch “Papillon” (1973), ein weiteres großes Werk über die Kluft zwischen Isolation und Freiheitsdrang. Bei MPO Ibérica ist im letzten Jahr eine limitierte Blu-ray des Films in Spanien erschienen: Fassungseintrag von Black Smurf
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