Das 50-jährige Jubiläum des Formats Tatort liegt fast ein komplettes Jahr zurĂĽck: Am 29. November 1970 kam “Taxi nach Leipzig” heraus und leitete eine bald 1200 Folgen umfassende und vermutlich noch lange nicht abgeschlossene Reihe ein, die sich durch (ĂĽberwiegend) abgeschlossene Einzelfolgen auszeichnet, wobei einzelne Ermittler(innen) oder Ermittler(innen)teams aus diversen Regionen stets ĂĽber mehrere Folgen hinweg ĂĽber längere Zeiträume wiederkehrten und durch charakterliche Eigenschaften, Milieus und zunehmend auch durch zugewiesene, unterschiedlich gelagerte Genre-Schwerpunkte die Tonalität ihrer jeweiligen Tatort-Unterreihen prägten… derweil sich freilich der Zeitgeist von Dekade zu Dekade im Tatort bemerkbar macht. Das 50-jährige Jubiläum in diesem Jahr steht eher an fĂĽr die zwölfte Tatort-Folge: “Mordverdacht” (1971), ausgestrahlt am 7. November 1971… Ein vergleichsweise weniger stark nachgefragte Tatort mit recht durchschnittlichen Wertungen. Deshalb sei hier auch auf “Kressin und der tote Mann im Fleet” verwiesen, der schon am 10. Januar 1971 erstmals ausgestrahlt worden war, aber dann doch erst heute erinnert werden soll: immerhin am Welttag des Fernsehens, der dieses Jahr selber ein kleines Jubiläum erlebt, wurde er doch vor 25 ausgerufen, nachdem am 21. November 1996 das erste Weltfernsehforum stattgefunden hatte. Mittlerweile finden sich die Fernsehschaffenden und die Theoretiker(innen) dieses Medium zusammen, weil Streaming und Mediatheken sich als – je nach Sichtweise – konkurrierende bzw. ergänzende Medien längst aus dem Schatten des Fernsehens befreit haben. Vielleicht eine Umbruchphase, bis Papas Fernsehen, dessen StraĂźenfeger mittlerweile zunehmend auf DVD – einem seinerseits aussterbenden Medium – zugänglich gemacht werden, in weiteren 25 Jahren womöglich sein Standbein endgĂĽltig in Online-Formaten gefunden haben wird…
Zu den StraĂźenfegern, die inzwischen en masse auf DVD erscheinen, gehören nicht zuletzt auch die Filme von Peter Beauvais: Filme wie “Der Unfall” (1968), “Ein Mann namens Harry Brent” (1968), “Dreht Euch nicht um – Der Golem geht rum! oder Das Zeitalter der MuĂźe” (1971) – der seine Premie im deutschen Fernsehen vor einem knappen Monat erlebte –, “Im Reservat” (1973), “RĂĽckfälle” (1977) oder “Ein fliehendes Pferd” (1985). Filme, die schon damals nicht immer auf hohen Zuspruch von Seiten der Kritik stieĂźen, heute aber von jenen nostalgisch verehrt (und teils verklärt) werden, die damit aufgewachsen sind, die auch Gegenstand der Filmhistoriker sind – wie im Band “Peter Beauvais. Vielfalt als Konzept” (2016) –, um mittlerweile bei Erst-Seher(inne)n eher auf Unverständnis und/oder Desinteresse zu stoĂźen.
Zu den bekanntesten Beauvais’ zählt eben auch “Kressin und der tote Mann im Fleet”: die dritte Tatort-Folge ĂĽberhaupt; Beauvais’ einziger Tatort; der allererste Crossover-Tatort (mit dem Inspektor Trimmel aus Tatort Nr. 1); und der allererste Kressin-Tatort von insgesamt sieben Kressin-Tatorten… Kressin ist, das war damals so klar wie heute, eine ungenierte Bond-Kopie, geradezu unverschämt ĂĽberzeichnet dargeboten von Sieghardt Rupp, mit einem cartoonartigen Gegenspieler ausgestattet und stets mit ein, zwei hĂĽbschen Frauen an seiner Seite. Im Fall von “Kressin und der tote Mann im Fleet” sind es zwei Frauen, die Kressin hilfreich zur Seite stehen… es ist eine launige, männlich-heterosexuelle Phantasie, mehr eskapistisches Action-Abenteuer voller Humor und Erotik, danach erst ein Kriminalfall (und wahrlich kein geerdeter); erdacht von Wolfgang Menge und hĂĽbsch gefilmt von Jost Vacano, der später Verhoevens wie “RoboCop” (1987), “Total Recall” (1990) oder “Starship Troopers” (1997) filmen durfte…
Mehr zum Film verrät buxtebrawler in seinem Review.
PierrotLeFou
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