Mit “Shadows” (1959) und “Faces” (1968) erarbeitete sich John Cassavetes den Ruf eines Wegbereiters des Independent-Kinos – und lieferte wegweisende Klassiker des New American Cinema ab, das quasi eine neue Welle im US-Film darstellte, ehe es das New Hollywood gab: und sich radikaler als das New Hollywood vom Studiosystem entfernen sollte, sich vehement vom Gedanken an eine Filmindustrie distanzierte. Entsprechend waren auch die konventionelleren Studiofilme, die Cassavetes zwischenzeitlich gedreht hatte, nicht das, was seinen eigenen AnsprĂĽchen und BedĂĽrfnissen gerecht wurde. “Husbands” (1970) war dann wie auch “Faces” wieder typische Cassavetes-Kost, wenn auch diesmal – wie auch kĂĽnftig immer wieder – in Farbe: Schauspielarbeit und Improvisation besitzen einen hohen Stellenwert und machen wie die teils dynamische, flexible KamerafĂĽhrung und die alltäglichen Themen – die midlife crisis der titelgebenden Ehemänner – neben jeder Menge Empathie und Herzlichkeit Cassavetes ureigene Qualität aus.
Als das New Hollywood gerade seinen Siegeszug angetreten und neue Möglichkeiten in Aussicht gestellt hatte, da war dann auch ein Cassavetes en vogue, wenn er auch zurecht bisweilen mit dem Etikett Anti-Hollywood belegt worden war. Und Universal beteiligte sich an der kostengĂĽnstigen Low-Budget-Produktion, fĂĽr die die Zeichen nunmehr gĂĽnstig zu stehen schienen, und ĂĽbernahm den Vertrieb, als der Film dann am 22. Dezember 1971 in die Kinos gelangte und alle typischen Cassavetes-Qualitäten aufwies. Aber wieder war diese Erfahrung mit einer Enttäuschung verbunden, denn Universal zeigte sich vertragsbrĂĽchig und kĂĽrzte den Film leicht; dabei ist “Minnie and Moskowitz” ein durchaus gut zugänglicher Cassavetes, eine leichte, recht versöhnliche Liebeskomödie, die zwar soziale Unterschiede des titelgebenden Liebespaares – einer Museumsdirektorin (Gena Rowlands) und eines Parkwächters (Seymour Cassel) – und die damit verbundenen Schwierigkeiten thematisiert, aber doch ein Happy End bietet, ohne dabei verlogen zu wirken. Der anfangs auf wenig bemerkenswerte Resonanz gestoĂźene Film mauserte sich mit den Jahren zu einem Kult-Klassiker. Seine fortwährende Beliebtheit lässt sich zurzeit etwa daran erkennen, dass sowohl der aktuelle Google Phone-Werbespot mit seinem aus kommerziellen BeweggrĂĽnden einkalkulierten Diversitäts-Anstrich eine Moskowitz-Figur einbaute als auch der Slasher “Halloween Kills” (2021) die homosexuellen Männer Big und Little John am Halloween-Abend “Minnie and Moskowitz” schauen lässt. Dass “Minnie and Moskowitz” gerade in diesen Kontexten auftaucht, mag noch einmal als Bestätigung der progressiven, humanistischen Haltung der Cassavetes-Filme gelten…
Einen genaueren Eindruck der Filmhandlung verschafft die Inhaltsangabe von ratz
PierrotLeFou
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