Startseite
  Erweiterte Suche
  Neue Einträge
  Ranglisten
  Statistiken
  Kinostarts
  Disc-Area
  Web-TV
  zu den Foren
  FAQ
  Kontakt
  Das Team
  Neuerungen
  Partnerseiten








Eine runde Sache: die Anniversary-Ecke

Vor 50 Jahren: WĂĽste Experimente in surrealer Seelenlandschaft

31. Januar 2022 | Stichwörter: 1970er, Avantgarde, Boissonnas, Frankreich, Garrel, Jubiläum, Klassiker, Musikfilm, Nico, Spielfilm, Surrealismus


La cicatrice intérieure (1972)

Seit 1964 bringt  Philippe Garrel nun schon Filme heraus; sein nächster, “La lune crevĂ©e”, ist bereits in Arbeit und soll idealerweise noch in diesem Jahr erscheinen. Die jĂĽngeren Arbeiten lassen sich recht verdaulich gucken, treten als lockere Liebesdramen und Tragikomödien auf, die sich zwar unter anderem mit der S/W-Ă„sthetik vom Gros der Konkurrenz abheben, aber doch dem leicht zugänglichen Handlungskino zuzurechnen sind. Etwas anders sieht es beim FrĂĽhwerk um 1968 aus, das sich parabelhaft und allegorisch an Figuren und Beziehungen abarbeitet, die dabei sehr abstrakt bleiben und teils mythische ZĂĽge aufweisen. Das war schon bei “Le rĂ©vĂ©lateur” (1968) so und das war auch bei dem am 2. Februar 1972 uraufgefĂĽhrten “La cicatrice intĂ©rieure” so, dem letzten von der avantgarde-affinen Produzentin Sylvina Boissonnas produzierten Garrel-Film. Der gerade einmal einstĂĽndige Film kommt zwar immerhin in Farbe und mit Ton daher, dĂĽrfte aber Seherfahrungen ähnlich effektiv unterlaufen. Ă„hnlich wie Pasolini nutzt auch Garrel hier (zum Teil) WĂĽstenlandschaften als Setting, das in seiner Zeitlosigkeit und Leere die Ereignisse nicht mehr in konkreter Lage verortet, sondern eine AllgemeingĂĽltigkeit annehmen lässt (auch wenn man heute kaum drumherum kommt, jeder Menge 68er-Zeitgeist am Werk zu sehen)… Damit ist “La cicatrice intĂ©rieure” eine Art Vorläufer von entsprechenden Filmen von Gus Van Sant (“Gerry” (2002)), Bruno Dumont (“Twentynine Palms” (2003)) oder Vincent Gallo (“The Brown Bunny” (2003)), ist aber doch etwa surrealer und deutlich abstrakter: Philippe Garrel selbst und weit mehr noch Velvet Underground-Ikone Nico irren hier in der Landschaft umher, die bei all ihrer Schönheit doch auch abweisend wirkt; der Mensch wirkt in ihr klein und einsam, ziel- und orientierungslos. Die Landschaft ist Seelenlandschaft, kĂĽndend von Erstarrung, Monotonie und Leere; und zugleich ist sie das Erhabene, vor dem der Mensch an Bedeutung verliert… Rare Begegnungen mit Jean-Pierre Kalfon oder Pierre ClĂ©menti oder das unentschlossene Prozedere der Trennung sorgen weniger fĂĽr eine erkennbare Dramaturgie, sondern eher – wie Nicos Songs aus ihrem “Desertshore”-Album und die generelle Mehrsprachigkeit bei einstmals untersagter Untertitelung – fĂĽr einen größeren Interpretationsspielraum, ohne dass “La cicatrice intĂ©rieure” – gedreht ohne Drehbuch, aber manchen Quellen zufolge unter Drogenkonsum – jemals verbindlich oder fassbar werden wĂĽrde. Auch darin zeigt sich die surreale Qualität des Films, der sich bildschön und angereichert mit hörenswerten Songs darbietet – und in seinem so wehmĂĽtig-beklemmenden wie kryptischen Blick auf die menschliche Existenz irritierend und fĂĽr manch einen sicherlich unbefriedigend und ärgerlich ausfällt.


PierrotLeFou



Kommentare und Diskussionen


Keine Kommentare zu „Vor 50 Jahren: WĂĽste Experimente in surrealer Seelenlandschaft“


Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

» Registrieren/Einloggen im User-Center



Copyright © 1999-2023 OFDb.de - Die Online-Filmdatenbank
Alle Rechte vorbehalten.
Nutzungsbedingungen · Datenschutz · Werben · Impressum
Hosted by Net-Build · Privacy Manager



Quicksearch






User-Center

Benutzername: 
Paßwort:
Login nur für diese Sitzung:

·

1.304 Besucher online


SSL  SSL-gesicherte
Verbindung aktiv



News


Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.

» Zum neuen News-Bereich