Vor 50 Jahren: Wildes Theater auf berauschender Leinwand 27. MĂ€rz 2022 | Stichwörter: 1970er, Baccaro, Bene, BĂŒhnenstĂŒck, Drama, Erotik, Italien, JubilĂ€um, Klassiker, Literaturverfilmung, Luna, Nicolodi, Spielfilm, Veruschka, Wilde SalomĂ© (1972) Schon einmal von Carmelo Bene gehört? GlĂŒckwunsch! Bene zĂ€hlt zu den Regisseuren des italienischen Kinos, die weder bei den Genre- noch bei den Autorenfilm-Aficionados auf sonderlich groĂe Aufmerksamkeit gestoĂen sind, die aber einer kleinen Gruppe eingeschworener Fans zu den ganz groĂen Geheimtipps zĂ€hlen. Auch ein Alberto Cavallone lieĂe sich dieser Sparte zuordnen… aber Bene ist der wesentlich kunstbeflissenere Regisseur, der ein stilistisch hochspannendes Kino hervorgebracht hat, das deutlich seinen Wurzeln als Theaterregisseur verhaftet bleibt. Irgendwo zwischen Antonin Artauds Theater der Grausamkeit und dem Mouvement Panique siedelte Bene sein teils obszönes, blasphemisches, exzessives Theater an, das spĂ€terhin bis zu seinem Tod im Jahr 2002 auch in abgefilmter Form im italienischen Fernsehen zu erleben war. Nach 1968 lieferte Bene aber auch fĂŒr einige wenige Jahre eine Reihe von reinen Kinofilmen ab, als deren AushĂ€ngeschild “SalomĂ©” gilt, der im August 1972 erstmals gezeigt worden war. Bene inszeniert hier Ă€uĂerst frei das StĂŒck von Oscar Wilde, das er mit blasphemischen Spitzen anreichert: Zeichentrick-Kamele springen gleich zu Beginn durch ein Nadelöhr und Jesus, dessen Blut sich die GlĂ€ubigen in Rotweinform einverleiben, trĂ€gt auch mal VampirzĂ€hne zur Schau. Und diese Schau hat es in sich: Zwar bleiben die HintergrĂŒnde monoton, wenig abwechslungsreich und der TheaterbĂŒhne weitgehend verhaftet â schwarze FlĂ€chen, blaue FlĂ€chen, schillernde WasseroberflĂ€chen, rotierende bunte Sonnenschirme â, aber die bisweilen surrealen Bilder sind so ĂŒberladen mit grellen, bunten Farben und erotischen, gewalttĂ€tigen und blasphemischen Szenen, dass sich ein Eindruck von Minimalismus kaum einstellt. Hier geht es um einen performativen Exzess, der das Publikum zugleich mit einem BedeutungsĂŒberschuss konfrontiert, an dem man sich abarbeiten kann, wenn man nicht einfach bloĂ schwelgen will… Die SalomĂ© wird hier gespielt von der sieben Jahre spĂ€ter an einer Ăberdosis dahingeschiedenen Donyale Luna, die schon in “Fellini Satyricon” (1969) Eindruck erregte. Dieser Film und das Fellineske ist ein Eckpfeiler von Benes “SalomĂ©”, der auch an Ken Russell und Alejandro Jodorowsky gemahnt (auch was die Thematisierung der filmischen Inszeniertheit betrifft). Und unerwartet sind mit Veruschka von Lehndorff, Daria Nicolodi oder Salvatore Baccaro weitere bekannte Gesichter zu sehen… PierrotLeFou
Salomé (1972)
Schon einmal von Carmelo Bene gehört? GlĂŒckwunsch! Bene zĂ€hlt zu den Regisseuren des italienischen Kinos, die weder bei den Genre- noch bei den Autorenfilm-Aficionados auf sonderlich groĂe Aufmerksamkeit gestoĂen sind, die aber einer kleinen Gruppe eingeschworener Fans zu den ganz groĂen Geheimtipps zĂ€hlen. Auch ein Alberto Cavallone lieĂe sich dieser Sparte zuordnen… aber Bene ist der wesentlich kunstbeflissenere Regisseur, der ein stilistisch hochspannendes Kino hervorgebracht hat, das deutlich seinen Wurzeln als Theaterregisseur verhaftet bleibt. Irgendwo zwischen Antonin Artauds Theater der Grausamkeit und dem Mouvement Panique siedelte Bene sein teils obszönes, blasphemisches, exzessives Theater an, das spĂ€terhin bis zu seinem Tod im Jahr 2002 auch in abgefilmter Form im italienischen Fernsehen zu erleben war. Nach 1968 lieferte Bene aber auch fĂŒr einige wenige Jahre eine Reihe von reinen Kinofilmen ab, als deren AushĂ€ngeschild “SalomĂ©” gilt, der im August 1972 erstmals gezeigt worden war. Bene inszeniert hier Ă€uĂerst frei das StĂŒck von Oscar Wilde, das er mit blasphemischen Spitzen anreichert: Zeichentrick-Kamele springen gleich zu Beginn durch ein Nadelöhr und Jesus, dessen Blut sich die GlĂ€ubigen in Rotweinform einverleiben, trĂ€gt auch mal VampirzĂ€hne zur Schau. Und diese Schau hat es in sich: Zwar bleiben die HintergrĂŒnde monoton, wenig abwechslungsreich und der TheaterbĂŒhne weitgehend verhaftet â schwarze FlĂ€chen, blaue FlĂ€chen, schillernde WasseroberflĂ€chen, rotierende bunte Sonnenschirme â, aber die bisweilen surrealen Bilder sind so ĂŒberladen mit grellen, bunten Farben und erotischen, gewalttĂ€tigen und blasphemischen Szenen, dass sich ein Eindruck von Minimalismus kaum einstellt. Hier geht es um einen performativen Exzess, der das Publikum zugleich mit einem BedeutungsĂŒberschuss konfrontiert, an dem man sich abarbeiten kann, wenn man nicht einfach bloĂ schwelgen will… Die SalomĂ© wird hier gespielt von der sieben Jahre spĂ€ter an einer Ăberdosis dahingeschiedenen Donyale Luna, die schon in “Fellini Satyricon” (1969) Eindruck erregte. Dieser Film und das Fellineske ist ein Eckpfeiler von Benes “SalomĂ©”, der auch an Ken Russell und Alejandro Jodorowsky gemahnt (auch was die Thematisierung der filmischen Inszeniertheit betrifft). Und unerwartet sind mit Veruschka von Lehndorff, Daria Nicolodi oder Salvatore Baccaro weitere bekannte Gesichter zu sehen…
1 Kommentar zu „Vor 50 Jahren: Wildes Theater auf berauschender Leinwand“ PierrotLeFou sagt: 27. MĂ€rz 2022 um 05:59 Kleiner Bonustitel zum Welttag des Theaters… Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein. » Registrieren/Einloggen im User-Center
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