Den letzten Tag des mittlerweile wirklich wunderbaren Festivals begann meinereins mit einem großen Fehler. Anstatt wie am Tag davor schon pünktlich um 09:00 Uhr an der Cinestrange-Pforte zu kratzen, entschloss ich mich heute einmal auszuschlafen. Die letzten Nächte waren schon kurz genug, so dass ich wenigstens einen Tag mal ausschlafen wollte, auch wenn mit “Zombies from outer Space” wohl ein weiteres Highight am Vormittag laufen sollte. Aber seis drum, erst gegen 12:30 Uhr hatte mich das Festival wieder. Doch als ich dann von einigen der anderen Filmfreaks hörte, wie unterhaltsam “Zombies…” gewesen sein soll, bereute ich meine Entscheidung. Zumal man als absoluter Filmfan so ein Festival wirklich in allen Zügen genießen sollte, vor allem, wenn es in der eigenen Stadt stattfindet. Nun gut, diesen Fehler werde ich bestimmt nicht noch einmal machen.
Also ging es nun auf, in das H.P. Lovecraft-Double, welches für mich den filmischen Abschluss des diesjährigen Cinestrange bedeuten sollte, bevor es dann zur großen Abschlussveranstaltung kommen würde. Und obwohl die Uhr gerade erst 13 schlug, waren Marc, Carsten und ihre Helferlein schon alle dick in den Vorbereitungen für das, was den Festivalbesucher um 17:00 Uhr erwarten sollte. Irgendwelche Smalltalks ergaben sich jedenfalls nicht mehr so wirklich, bis auf ein kurzes “Hallo” und “Wie gehts?” hier und da. Ergo war der sinnvollste Gang jetzt der in den Kinosaal, in dem das Double aufgeführt werden sollte. Und zusammen mit einem anderen Filmfan, mit dem ich schon letzten Abend viel geredet habe und der jetzt ebenfalls auf das Lovecraft-Double wartete, machte ich mich dann.
Zuerst lief “The Whisperer in the Darkness”, der mich erst einmal an die Grenzen meiner Englischkenntnisse brachte. Bisher hatte ich die Filme alle recht gut verstanden, doch dieser Streifen war dann doch ein wenig arg dialoglastig, sodass mir etwaige Untertitel doch schon recht bald fehlten. Nun gut, letztendlich war das Gesehene und teilweise Verstandene nicht schlecht, nur das Ende kam mir ein wenig zu abstrakt vor. Insgesamt aber doch ein ganz ansprechender Film, den ich nun unbedingt noch einmal auf Deutsch sehen muss.
Bevor nun mit “Die Farbe” der zweite Lovecraft-Film auf mich zukam, lief der Kurzfilm “The Country of Wolves”. Ein interessanter Streifen aus Kanada, der vor allem wegen seiner ungewöhnlichen Animationen überzeugte. Und dass dies nicht nur mir so ging, sollte sich bald zeigen. Aber zunächst “Die Farbe”, eine Independent-Produktion aus Deutschland, welche zwar ebenfalls ein wenig gesprächslastig ausfiel, letztendlich dennoch zu überzeugen wusste. Für einen kleinen Independent-Streifen war das Gezeigte ordentlich geworden und im Anschluss waren sogar Regisseur und Produzent anwesend, die beim folgenden Q&A doch erstaunlich interessante Fakten verrieten und einen guten Einblick in die Produktion gaben. Man kann ihnen nur wünschen, dass sie mit ihren weiteren Filmen ebenfalls erfolgreich werden. “Die Farbe” hat ja doch schon so einige Festival-Preise abgeräumt, auch wenn er beim Cinestrange letztlich außerhalb des Wettbewerbs lief. Gute Chancen hätte er sonst sicherlich gehabt.
Nun gut, nachdem ich nun also noch zwei recht ordentliche Filme vom Festival mitgenommen hatte, freute ich mich nun riesig auf die Abschlussveranstaltung. Doch bis dahin waren noch ein paar Minuten Zeit, so dass ich mich zunächst auf die Suche nach meiner Begleitung vom Festivalauftakt machte, welche ja nun auch zur Abschlussveranstaltung kommen wollte. Vor allem wegen Hr. Stiglegger, dessen Laudatio ein großes Highlight versprach. Und ja, da war sie auch schon, zusammen mit einem weiteren Freund, welcher ebenfalls sehr angetan von dem Festival zu sein schien. Sowieso war das Festival für mich relativ begeleitungslos abgelaufen, abgesehen vom Auftakt, von “Suspiria” und eben der Abschlussveranstaltung, war ich doch eher allein gewesen. Schade, aber ich hoffe und glaube, dass sich das im nächsten Jahr ändern wird.
Nun sollte es also noch ein paar Minuten dauern bis zum Abschluss, zumal der große Star, Dario Argento, auch noch nicht da war. Aber ich wollte doch noch so gerne ein Foto mit ihm haben. Na ja, erst einmal ergab sich ein anderes Foto. Denn Kitty Willenbruch war auch gerade zugegen und nachdem ich kurz ein leicht flapsiges “Ich hätte ja gerne noch ein Foto mit Kitty” von mir gab, welches sie auch ganz zufällig hörte, kam Kitty auch so gleich auf mich zu und es kam zu einem sehr netten Foto von uns beiden. Ja Kitty, Du bist schon eine Wucht! Nur schade, dass es dann mit dem ganz großen Fotowunsch nicht mehr klappen sollte. Argento kam dann zwar an und es wurden auch rege Fotos geschossen, nur sollte es für mich nicht wirklich zu einer Chance kommen. Und als sie dann, für einen kurzen Moment, da war, Argento stand für wenige Augenblicke allein im Foyer, waren meine Knie so weich, dass ich mich einfach nicht traute zu ihm rüber zu gehen und ihn um ein Foto zu bitten, Und da war der Moment auch schon wieder vorbei und meine “Once in a Lifetime”-Chance dahin. So ein Ärger!
Aber okay, jetzt ging die Abschlussveranstaltung los. Charles Rettinghaus führte durch den Gig und als erstes gab es, zur Auflockerung, ein Quiz. Der Saal war nun doch noch einmal recht ordentlich gefüllt und die Fragen bezogen sich natürlich hauptsächlich auf Argento und ich konnte sie leider größtenteils nicht oder nur zu spät beantworten. Doch als dann mal eine Frage kam, die eher zum Festival gehörte, witterte ich meine Chance. “Wie heißt der Film, welcher ebenfalls auf dem Festival lief und bei dem einer der Festivalleiter Regie führte?” Hah, dass wusste ich ja nun sofort und hob auch wild meinen Arm und Hr. Rettinghaus nahm dann auch noch wirklich mich dazu dran. Klar, es war “Sex, Dogz and Rock ‘n Roll” von Marc Fehse. Ja, ich habe gewonnen, sehr schön. Doch ich sollte Unglück im Glück haben, denn ich gewann ein Cinestrange-T-Shirt in der Größe XL. Hmmhhh, sowas Blödes, zumal ich natürlich an diesem dritten Festivaltag mein mittlerweile durchgeschwitztes Cinestrange-T-Shirt zu Hause gelassen hatte und ich nicht als Nörgler dastehen wollte “Aber ich hab doch schon lange eins”. Also hatte ich nun zwei T-Shirts und wenigstens 30 Sekunden Ruhm gehabt.
Jetzt aber sollten die eigentlichen Highlights folgen. Zunächst Dr. Stigleggers Laudatio, der man nur unendlich Lob zollen kann. Erneut bewies Stiglegger, dass er das Medium Film nicht nur genießt, sondern auch lebt. Eine großartige Zusammenfassung der Arbeiten des Filmregisseurs Argento, der man selbst dann perfekt folgen konnte, wenn man nur wenige oder gar keine Filme des Meisters kannte, wie u.a. meine Begleitung bestätigte. Mein Respekt gegenüber der Filmwissenschaft und Hr. Dr. Stiglegger hat sich hierdurch jedenfalls noch einmal enorm erhöht. Danach wurde dann Dario Argento für sein Lebenswerk ausgezeichnet, natürlich ebenfalls von Marcus Stiglegger, stilecht mit schwarzen Handschuhen. Und nach einer ca. 5 Minütigen Standing-Ovation bedankte sich der Meister noch einmal bei all seinen Fans und Wegbegleitern. Ein sichtlich gerührter Dario Argento begeisterte den Saal. Auch zusammen mit Claudio Simonetti, da beide anschließend noch einmal kurz über die gemeinsame Arbeit plauderten.
Und nachdem man nun noch schnell die Festivalgewinner bekannt gab, als Langfilm gewann “The Butterlfy Room” und als Kurzfilm der einzige von mir gesehene Kurzfilm “The Country of Wolves”, hatte nun Simonetti noch seinen großen Auftritt. Ein ca. 45 Min. Livekonzert gab es zu bestaunen, bei dem Simonetti seine bekanntesten Filmmusiken noch einmal aufführte. Begleitet von Ausschnitten aus den großen Argento-Werken, lief einem bis zur letzten Note ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. Auch wenn die Bilder manchmal ein wenig schneller waren als die Musik und somit gezeigter Ausschnitt und gespielte Musik nicht immer ganz synchron waren (was den Live-Eindruck im Endeffekt nur verstärkte), so war das doch letztlich jedem Einzelnen im Saal egal. Simonettis Live-Performance war das perfekte Highlight zum Abschluss einer ganz großen Show, die man so schnell nicht vergessen wird.
Tja, und nun war es Zeit Abschied zu nehmen. Die Show war vorbei und somit auch das Festival. Ein Festival voller großartiger Eindrücke, toller Showacts und guten Filmen. Natürlich war nicht alles perfekt, sicher gibt es hier und da noch etwas zu verbessern. Aber hey, wir haben es hier schließlich mit einem “ersten Mal” zu tun und dass dies nicht immer perfekt ist, dürfte bekannt sein. Und für ein “erstes Mal” war das Gebotene letztlich dennoch große Klasse und weit mehr, als ich mir in meinen kühnsten Träumen erwartet hatte. Ein Festival von Fans für Fans. Ein Festival in dem viel Herzblut gesteckt hat und vor allem eins, bei dem Stars, Festivalbetreiber und Besucher eine Einheit bildeten. Und so etwas gibt es bekanntlich nur selten. Daher bleibt mir nur noch zu sagen: Danke und bis zum nächsten Jahr beim Cinestrange 2013 in Dresden! Marc, Carsten und Dr. Flintrop haben es versprochen!
Mr. Hankey
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