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"The Outtake" - die exklusive Kolumne

The Outtake

Luxusproblem: Filmkauf

16. Oktober 2012 | Stichwörter: Amaray, Cover, Film, Flatschen, Hartbox, Mediabook, Verpackung


Sie sind überall in den deutschen Filmforen beheimatet, sogar ich bin wahrscheinlich einer von ihnen: die Fassungsnörgler. Wem sie noch nicht über den Bildschirm gelaufen sind, den beglückwünsche ich ganz herzlich – ehrlich! Da bemühen sich Firmen – gerade hier in Deutschland – darum, dass ein Film vom Index gestrichen wird, ehe der Streifen zur Neuprüfung bei der FSK vorgelegt wird, lassen Bild und Ton in Ordnung bringen, kümmern sich um Extras und stellen ein umfangreiches Gesamtpaket auf. Das alles in (mindestens) monatelanger Arbeit. Und wenn dann die Veröffentlichung ansteht, kommt sie, die Frage aller Fragen. Sie ist von so existenzieller Bedeutung, so ausschlaggebend für den Kauf: Ist der Flatschen aufgeklebt? (Untersuchungen haben übrigens ergeben, dass User, die eine Flatschenfassung erwerben und den Film bei Seiten wie der OFDb, der IMDb, filmstarts und moviepilot bewerten, in 87% der Fälle unter der bisherigen Durchschnittsnote bewerten.) Wendecover? Natürlich! Seit der vor einigen Jahren beschlossenen Gesetzesänderung hinsichtlich der Kennzeichnungspflicht prangt das Freigabelogo der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft in einer unübersehbaren Größe auf dem Cover von entsprechenden DVDs und Blu-ray Discs. Und wehe, das Ding kann man nicht irgendwie abmachen! Dann wird nicht gekauft! Ist ja schließlich eine bodenlose Unverschämtheit, dass die Vertriebe so etwas mitmachen und keine Lösungen finden! Man denke nur an die armen, armen Käufer, die ihre gesammelten Filme fein nebeneinander aufgereiht ins Regal stellen und das Logo alle Jubeljahre mal zu sehen bekommen. Ich selbst bin bereits mehrere Male in Ohnmacht gefallen, als ich eine entsprechende Veröffentlichung aus dem Regal gezogen habe. Da prangten eine rote und eine blaue 18 auf dem Cover. Oh, Fehlalarm, ist ja Großbritannien, da darf man das. Schließlich sind die Logos ja kleiner.

Diejenigen, die unter schwersten Lasten mit solchen überdimensionierten FSK-Logos leben können, haben dann natürlich noch weitere Steine des Anstoßes. Beispielsweise die Verpackung. Da ist nun der mit größter Sorgfalt restaurierte und mit Extras bestückte Film endlich im Regal, die Logotomie irgendwie bekämpft und nun das: Ein Mediabook mit drei Scheiben sowie einem Booklet von Pi mal Daumen 20 bis 30 Seiten! “Das passt doch von der Höhe gar nicht zu anderen Packungen.” “Was soll denn das, sowohl Blu-ray Disc als auch DVD zu veröffentlichen? Ich brauche doch nur die Blu-ray (oder eben die DVD)!” “Oh Gott, das wird doch wieder total teuer! Warum können nicht gleich 50 verschiedene Fassungen rausgebracht werden mit 600 verschiedenen Covermotiven.” (Sexualwissenschaftler haben herausgefunden, dass männliche Käufer häufiger große Verpackungen kaufen, Frauen hingegen überwiegend kleinere.) Ja, warum eigentlich nicht? Warum nicht sogar den Kunden selbst auswählen lassen. Einfach auf der Internetseite des Herstellers gewünschte Variante (Blu-ray oder DVD) anwählen, dann ggf. Extras, Verpackungsart, Covermotiv, Flatschenversion. Das wäre doch die Lösung und da würden bestimmt auch ausnahmslos alle genug für bezahlen. Das ist das Geschäftsmodell der Zukunft! Ach nee, Quatsch, Geiz ist ja geiler.

Wenn sich tatsächlich jemand findet, der mit all den Widrigkeiten von Flatschen bis Verpackung tatsächlich noch an den Kauf denkt, kommt nun natürlich der schönste Punkt. Bloß nicht zu viel bezahlen! Als Kenner hat man logischerweise schon ein Gespür für die ungefähr veranschlagten Preise, mit denen die schweinereichen Labels ihre Produkte verkloppen. Ein Katalogtitel für 30 Euro? Haha, nicht mit Onkel Schlaufuchs! (Marktforscher haben letztes Jahr sogar herausgefunden, dass niedrigere Preise zu weniger Gewinn führen.) Da werden erstmal die einschlägigen Seiten besucht, werden Ladenpreise ausgewertet, Versandkosten verglichen. Und wenn der Preis dann knapp unter einer Versandkostengrenze liegt erstmal den Shop anschreiben, ob die Grenze nicht einfach ignoriert werden könnte. Nicht, dass nachher eventuell sogar noch die Paketdienste etwas daran verdienen könnten!

Jetzt folgt die Phase der höchsten Freude, wenn man sich in einem Forum umschaut. Wasserstandsmeldungen und Wetterberichte à la “Der Postbote war da. Da Päckchen nicht”, “Heute schon im Briefkasten.” und weitere hochdramatische, extra nervige Kommentare, die einen jeden Blick in das entsprechende Forenthema verleiden. (Laut einer noch nicht veröffentlichten Studie sind etwa 90% der “Heute schon bekommen”-Postings von Versanddienstmitarbeitern erstellt oder zumindest beeinflusst worden.) Nachdem dann die Pakete nach und nach eingetrudelt sind, gibt es die ersten Fotos oder sogar Videos. Die Auspackvideos dienen dabei der Gesundheit. Nach einem Bericht der Krankenhäuser sind allein im letzten Jahr die Zahlen von Patienten, die sich ihre Hände beim Öffnen von Verpackungen von Filmen schwer verletzt haben, um 263% gestiegen!

Nachdem nun also alle die doofe Verpackung mit dem blöden Motiv, dem abstoßendem FSK-Logo für einen selbstverständlich viel zu hohen Abzockerpreis bekommen haben, könnte man ja eigentlich erwarten, dass so langsam auch etwas zum Film gesagt wird. Schließlich sind wir doch alle filmverrückt und wollen uns doch darüber austauschen. Szenen analysieren, uns über geliebte und verhasste Charaktere ereifern. Doch Fehlanzeige! Auf einen filmbezogenen Kommentar kommen 200 Bildvergleiche, die eindeutig belegen, dass das gesamte Master des Films gefiltert worden ist und danach mit Wachs versiegelt wurde. Außerdem stand bei der Neusynchronisierung noch ein Trommler im Hintergrund, dass muss auch gesagt werden.

Kurzum, der Film wurde falsch behandelt, die FSK-Problematik nicht intensiv genug angegangen, die Verpackung ist jenseits von Gut und Böse, der Film sieht total scheiße aus und vom Ton sprechen wir lieber gar nicht. Und dann auch noch 12,99 bezahlt, obwohl er letzte Woche doch in der “5 für 0″-Aktion war. Eieiei, warum habe ich nur das Teil gekauft? Ja und diese Frage führt dann noch zum Tüpfelchen auf dem i. Etwa ein halbes Jahr nach dem Erscheinen (und das ist der positive Fall, eigentlich eher später) kommen dann die Forenkommentare Marke “Ich habe mir den Film bis jetzt noch nicht angeschaut.”, “Ich hatte noch keine Zeit.” etc. pp.

Aber wozu überhaupt aufregen. Wenn bald Filme nur noch als Datei zum Kauf angeboten werden und die optischen Medien den Todesstoß bekommen, sind all diese Fragen sowieso hinfällig.


MMeXX



Kommentare und Diskussionen


5 Kommentare zu „Luxusproblem: Filmkauf“

  1. SchubiDu sagt:
    12. Dezember 2012 um 12:52

    Toller Artikel, und so richtig aus dem Leben gegriffen. Aber eines fehlt noch, wehe, wenn der Film um 2 Sekunden oder so geschnitten wurde, in der amerikanischen Fassung zwar kein Busen, der aber in der EU-Fassung länger aber dafür kein Blut zu sehen ist. Aber vielleicht gibt das den Anstoß für einen weiteren so herrlichen Artikel. Danke MMeXX. ;-)

  2. Jared Kimberlain sagt:
    28. November 2012 um 13:39

    Der Beitrag ist klasse, MMeXX. Ich habe einige Male herzhaft gelacht.
    Ich gebe allerdings zu, dass ich nicht ganz ohne Schuld bin und mich in der ein oder anderen Passage wiedererkannt habe. Aber ich hasse die Flatschen einfach. ;-)

  3. Akayuki sagt:
    19. Oktober 2012 um 12:24

    Sehr schöner Text, MMeXX!

    So amüsant wie auch zutreffend. ;)

  4. Mr. Hankey sagt:
    16. Oktober 2012 um 22:26

    Toller Text!

    Und neeiiinnnn ich bin nicht so!!! Oder??? ;-)

  5. pm.diebelshausen sagt:
    16. Oktober 2012 um 19:42

    Klasse Text! An ein paar Stellen musste ich über mich selber lachen.


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