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"The Outtake" - die exklusive Kolumne

The Outtake

3D, Tiere, Sensationen

25. Februar 2013 | Stichwörter: 3D, Effekt, Filmgeschichte, Kino


Vor einigen Wochen erschien an dieser Stelle ein Text über die 3D-Technik, der diese als einen Taschenspielertrick bezeichnete und sie als den Budenzauber kennzeichnete, der sie oft genug ist. Daran gibt es im Grunde gar nichts zu kritisieren, die Einstellung ist immerhin weit verbreitet und wird natürlich auch oft genug von Hollywood noch verstärkt, wenn Handlung und Figuren in den Hintergrund treten müssen, um Platz für das hippe und (angeblich) neue Gimmick zu machen. Beträfe das nur das Marketing, wäre es schlimm genug, aber auch die Filme selbst machen gelegentlich den Anschein, ihre Drehbücher bestünden nur aus den Worten „3D“ und „noch mehr 3D“, die sich über geschätzte 120 Seiten erstrecken. Dass diese Technik also hauptsächlich genutzt wird, um Schauwerte zu kreieren, darüber dürfte kaum ein Zweifel bestehen, darüber aber die Nase zu rümpfen und die Technik also solche zu verdammen, das bedeutet, die gesamte Geschichte des Kinos zu ignorieren.

Die Anfänge des Films zeichneten sich schließlich auch nicht dadurch aus, dass dort Geschichten erzählt wurden. Ob man nun „Das Wintergartenprogramm der Gebrüder Skladanowsky“, „Arbeiter beim Verlassen einer Fabrik“ oder „Roundhay Garden Scene“ als die ersten Filme der Geschichte betrachtet, spielt dabei keine Rolle, sie alle bildeten auf ihre Weise nur einen Teil der Realität ab, auch wenn man sich anhand boxender Kängurus schon fragen darf, ob dieses ominöse Real Life in den letzten hundert Jahren wirklich so viel langweiliger geworden ist. Diese frühen Filme lebten nur davon, dass die Technik noch so neu war, dass sie die Menschen durch ihre schiere Existenz begeisterte. Sie wurden für einige Jahre in den sogenannten Nickelodeons aufgeführt, wo sie für wenig Geld angesehen werden konnten, und tatsächlich in etwa den Status einer Jahrmarktsattraktion hatten. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die ersten Filmemacher das Potenzial begriffen, das dieses neue Medium mit sich brachte. Besonders Georges Méliès begann mit „Die Reise zum Mond” schnell eine Tradition, Filme zum Erzählen von Geschichten zu nutzen, die oftmals wesentlich größer und spektakulärer sind, als es die Realität je sein könnte.

Als der Farbfilm begann, die große Leinwand zu erobern, war zunächst auch noch nicht so viel von all der dezenten Farbsymbolik zu sehen, die wir heute kennen. Die Maxime schien eher zu sein: Wir können jetzt Farben zeigen, also machen wir alles so bunt, wie es nur geht. Als sich die Faszination langsam legte, fingen auch die Filmemacher an, sich Gedanken zu machen, wie sie die Farben vor der Kamera in den Dienst der Geschichte stellen konnten. Mit dem Tonfilm verhält es sich ein wenig anders, da er tatsächlich eine Lücke schloss, die vorher mit Textkarten überbrückt wurde. Dass der erste Langfilm mit Ton allerdings „The Jazz Singer“ hieß und das Musical sich zu einem der zentralen Genres entwickeln konnte, wird wohl auch kein Zufall sein.

Auch die Filmgeschichte wiederholt sich und so wurde 3D zunächst nur auf seine Schauwerte reduziert. Die Geschichten traten in den Hintergrund und man ergötzte sich an den Effekten. Da kann es auch nicht sonderlich überraschen, dass sich schnell ein Wettstreit einstellte, wer in seinem Film die meisten fadenscheinigen Begründungen finden konnte, Sachen auf die Kamera zu schmeißen. Aber auch hier stellt sich eine Veränderung ein. Es gibt Filme, die in 3D gedreht wurden, die man sich aber trotzdem in 2D ansehen kann, ohne sich in regelmäßigen Abständen fragen zu müssen, was diese Einstellung denn jetzt bitte sollte, bis man sich erinnert, dass der Film ja eigentlich dreidimensional gedacht war.

Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Schauwerte der Technik wieder in den Hintergrund treten, und sie dazu genutzt wird, Geschichten besser erzählen zu können. Wenn uns die Geschichte etwas gelehrt hat, dann, dass wir ein neues Medium schnell benutzen werden, um Geschichten zu erzählen. Und um Pornografie zu verbreiten, wenn auch nur selten beides gleichzeitig.


klepp



Kommentare und Diskussionen


2 Kommentare zu „3D, Tiere, Sensationen“

  1. Intergalactic Ape-Man sagt:
    26. Februar 2013 um 00:03

    Ich glaube du verschmilzt die Brüder Lumière (das waren die mit Arbeiter verlassen die Lumière-Werke) mit Georges Méliès, dem gemeinhin einzeln auftretenden Illusionisten und Schöpfer von Die Reise zum Mond.

    Das Problem welches du ansprichst, ist ja leider mit dem Geldbeutel verknüpft. Wenn 3D-Porno und 3D-Spielfilm die Technik trotzdem etablieren: Super. Dumm ist halt, daß diese Zirkusattraktionen auf Dauer langweilig werden. Im Gegensatz dazu graut einem es vom Preis-Leistungsverhältnis doch immer wieder, wenn man für den 3D-Zuschlag zu wenig 3D für sein Geld zu sehen bekommen hat, weil der Film des Inhalts wegen weitgehend ohne Effekte ausgekommen ist.
    Gäbe es diesen Zwispalt nicht, wäre 3D ein perfekt mit dem Medium verschmelzender Effekt. Der Filmemacher hätte neue Wege sich auszudrücken und das Publikum kann einen größeren technischen Umfang genießen, sofern es Sinn macht.
    Solange der finanzielle Druck da ist, kann es nicht unbefangene Kunst geben. Die Technik schadet bisher dem Film.

    1. klepp sagt:
      26. Februar 2013 um 18:34

      Hallo
      Was die Gebrüder Méliès angeht, hast Du recht, dass Georges in der Regel als Einzelperson betrachtet wird. Zumindest sein Bruder Gaston war wohl teilweise an seinen Filmen beteiligt, obwohl er sich wohl hauptsächlich um finanzielle Belange gekümmert hat. (Also passt es ja schon fast wieder zum Thema.) Da er aber tatsächlich weit weniger erwähnt zu werden scheint, als ich es in Erinnerung hatte, und er außerdem nichts mit der Reise zum Mond zu tun hatte, werde ich mir überlegen, wie ich das passender formulieren kann. (Was “Arbeiter verlassen die Lumière-Werke” angeht, habe ich mich übrigens an der Schreibweise der OFDb orientiert.)

      An den 3D-Zuschlag habe ich tatsächlich nicht gedacht. Die Frage ist ja, ob in Zukunft alle Filme in 3D produziert werden, womit der Preis wieder einheitlich wird. Meine Vergleiche mit der Filmgeschichte sind ja auch insofern etwas vereinfachend, als dass sich die Lage natürlich verändert hat. Heutzutage spielt ja auch das Heimkino eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es ist eben wesentlich schwieriger, die Leute über die Technik in die Kinos zu locken, wenn man will, dass sie sich die Filme später trotzdem auf Blu-ray kaufen.

      Das mit den 3D-Pornos war übrigens nicht wirklich ernst gemeint. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das eine Rolle spielt. (Schon alleine, weil ich nicht wissen möchte, was das in Richtung Kamera fliegen soll, um den Effekt zu verdeutlichen.) Tatsächlich halte ich Videospiele in der Hinsicht für wichtiger. Was die ganzen Geschichten um Move und Kinect erreichen könnten, wenn sie mit wirklich gutem 3D kombiniert werden, könnte bahnbrechend sein.

      Das ist in der Hinsicht übrigens auch ein recht spannendes Thema. Ich möchte da nur schnell auf den zweiten Punkt in diesem Artikel hinweisen: http://www.cracked.com/article_18571_5-reasons-its-still-not-cool-to-admit-youre-gamer.html. Da wird die These aufgestellt, dass Videospiele nie wirklich über diesen Punkt hinausgekommen sind, an dem es nur um die Technik geht. Deswegen stagnieren auch die Verkäufe alle paar Jahre und es geht erst wieder aufwärts, wenn die nächste Generation der Konsolen veröffentlicht wird, die diesen Effekt wiederbelebt.


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