Es ist mittlerweile schon wieder ein paar Monate her, seit ich – ach du Schande, wo war das denn nur wieder – einen Kommentar las, der sinngemäß äußerte: “Wenn das Ende eines Films nicht in Erinnerung bleibt, kann der ganze Film nicht gut sein!”. Ist das wirklich so?
Was genau ist das überhaupt: Das Ende? Sind wir Filmanschauer nicht ab und an der Meinung, dass es nicht die drei, vier zusätzlichen Enden gebraucht hätte, die uns der Film da vorsetzt? Hätte die Geschichte nicht viel einfacher zu einem Abschluss gebracht werden können? War das nicht ein Film von John Carpenter?
Eigentlich ein gutes Beispiel, denn an den Schluss von Carpenters Hawks-Hommage mag ich mich gerade nicht erinnern. Der Soundtrack? Dimdididim dimdididim, klar! Die Sprüche? “Schwarz?” “Seit über 30 Jahren!” – auch klar. Unerwartete Szenen? Logo, das Mädchen mit dem Eis, wer könnte es vergessen!? Name des Antihelden? Napoleon! Aber der Schluss? Öhm… Na, da war doch… Ähhh… Joar, hm… Gab’s ‘nen Sonnenaufgang und es traf endlich jemand ein? Waren alle tot? Kein Plan, Mann! Dennoch ist der Film geil, Ende hin oder her! Ha, nimm das, du irgendwann irgendwo gelesener Kommentar!
Aber es lässt sich auch nicht völlig von der Hand weisen, dass ein großes Ende viel ausmacht. Sieben, Planet der Affen, Soylent Green, The Sixth Sense. M. Night Shyamalan ist ja quasi zum Inbegriff des neueren Schluss-Twists geworden. Und hier liegt natürlich auch ein Knackpunkt. Im Fahrwasser des “Ihr dachtet ihr habt den Film verstanden, aber jetzt zieh ich euch mal die Pantoffeln von den Puschen!”-Megafinales wurde aus dem gewitzten Schlusskniff ein eklig-schleimiger, verkrampft zusammengeschriebener Klischeeblob, der vor allem im Thrillergenre nistete und sich bis heute dort ernährt. Und was da nicht alles geschluckt wurde. Ein Film ohne finalen Richtungswechsel? Ein gefundenes Fressen für die “Das Ende kannte ich schon, als das Firmenlogo zu Beginn eingeblendet wurde!”-Langweiler. Vielleicht ist es ja Absicht, dass man als aufmerksamer Zuschauer Hinweise schon vor der “Aufösung” richtig zusammensetzen kann und die “Auflösung” eigentlich nur Nebensache ist.
Ohnehin führte das Zeitalter der Speichermedien (für meine Wenigkeit also vor allem ab dem Medium “Video”) in Verbindung mit dem Internet zu einem grauenhaften Auswuchs: Überall konnte man ohne jegliche Vorwarnung lesen, wie jener Film ausging, was in diesem Streifen am Schluss passierte etc. Wie mag eine Zeit gewesen sein, als man ins Kino ging und nicht wusste, dass es die ganze Zeit die Erde war, dass das Zeugs aus Menschenfleisch ist, dass die Leiche im Waschraum noch lebt, dass er Lukes Vater ist (okay, kein wirkliches Ende) oder dass er tote Menschen sieht. Ja, eine klassische Hassliebe. Im Internet ein mit Spoiler ausgewiesener Text? Doofe Neugier, wird natürlich gelesen! Selbst schuld.
Damit auch dieser Text ganz toll wird und nicht in Vergessenheit gerät, benötigt er natürlich ebenfalls noch einen unerwartetspektakulärbeinahunglaublichbombogantischen Finalkniff. Hiermit sei allen gesagt, dass die Kolumne hier endet. Endgültig und komplett! Tschüss!
Was Filmenden betrifft, da ist es doch so, daß diese einen guten Film noch versauen können oder einen mittelmässigen Film im ein paar Prozent steigern.
Was mich aber wirklich an Filmenden reizt, hat wohl eher etwas mit den Kinoerlebnissen als Kind zu tun. Dieses Gefühl, wenn die Abspannmusik ertönt und man grinst und dann mit diesem federnden Gang eines Abenteurers aus dem Saal schreitet. Hast du das gesehen? Und als XY dann… piupiu…
Das sind Emotionen, die süchtig machen. Das sind Momente, in denen man selbst ein wenig Held ist. Und so sehr man den ruppigen Bruch eines Antiklimax auch schätzt, eigentlich ist es das Happy End, bei dem alles geklappt hat, welches diese positive Grunderregung für ein paar Minuten oder Stunden im Bauch kribbeln läßt.
Es gibt diese Filme tatsächlich heute noch. Ein bisschen. Aber man muß sie suchen.
Wobei ich dieses “Nachspielen” nicht nur auf das Filmende beziehen würde. Das macht man ja eher an Szenen oder Charakteren fest. Wenn man dann so ein äußerlich makelloses Auftreten wie Don Corleone an den Tag legen will oder wie der Westernheld durch die Steppe ziehen will.
Das hat schon mit dem Ende zu tun. Real Steel z.B. hatte durchaus seine Momente, aber dieses erbauliche Anschwellen zu einem Finale, welches dann durch einen eingängigen Song über dem Abspann abgerundet wird, das kann allein deshalb schon nicht entstehen, weil das gewählte Lied vollkommen ungeeignet ist. Ein Held geht nicht ohne die richtige Musik.
Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.
Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.
Ich will aber eine Fortsetzung!!!
Du kannst dich nicht dem Ruf der Konsumenten verschließen.
Meinst du diesen Text oder The Outtake?
Was Filmenden betrifft, da ist es doch so, daß diese einen guten Film noch versauen können oder einen mittelmässigen Film im ein paar Prozent steigern.
Was mich aber wirklich an Filmenden reizt, hat wohl eher etwas mit den Kinoerlebnissen als Kind zu tun. Dieses Gefühl, wenn die Abspannmusik ertönt und man grinst und dann mit diesem federnden Gang eines Abenteurers aus dem Saal schreitet. Hast du das gesehen? Und als XY dann… piupiu…
Das sind Emotionen, die süchtig machen. Das sind Momente, in denen man selbst ein wenig Held ist. Und so sehr man den ruppigen Bruch eines Antiklimax auch schätzt, eigentlich ist es das Happy End, bei dem alles geklappt hat, welches diese positive Grunderregung für ein paar Minuten oder Stunden im Bauch kribbeln läßt.
Es gibt diese Filme tatsächlich heute noch. Ein bisschen. Aber man muß sie suchen.
Wobei ich dieses “Nachspielen” nicht nur auf das Filmende beziehen würde. Das macht man ja eher an Szenen oder Charakteren fest. Wenn man dann so ein äußerlich makelloses Auftreten wie Don Corleone an den Tag legen will oder wie der Westernheld durch die Steppe ziehen will.
Das hat schon mit dem Ende zu tun. Real Steel z.B. hatte durchaus seine Momente, aber dieses erbauliche Anschwellen zu einem Finale, welches dann durch einen eingängigen Song über dem Abspann abgerundet wird, das kann allein deshalb schon nicht entstehen, weil das gewählte Lied vollkommen ungeeignet ist. Ein Held geht nicht ohne die richtige Musik.