Die Welt der filmguckenden Detektive (FGD) ist eine sehr spezielle. Sie fahnden filmübergreifend vor allem nach den zwei ganz üblen Bösewichten: Filmfeind Nr. 1 “Logikloch” und Filmfeind Nr. 2 “das Unrealistische”. Doch sie haben es nicht leicht, denn sie folgen häufig falschen Fährten oder verstehen die Indizien falsch.
Denn es ist ein grundlegend falsches Anliegen, in Bezug auf einen Film von Realismus zu sprechen. Schließlich ist der Film nur eine Abbildung einer Welt und hat somit seine eigenen Gesetze. Da laufen Szenen in Zeitlup oder Zeitraffer ab, werden Zeitsprünge von mehreren Jahren gemacht. Das ist in der Realität unmöglich, kümmert aber selten jemanden. Denn, und das ist auch die entscheidende Konstante, die als Bezugspunkt verwendet werden muss, viel wichtiger ist die innere Stimmigkeit der Filmwelt.
Ein älteres Beispiel dazu: Bei dem Film Düstere Legenden liest man bei einigen OFDb-Kritiken von dem Makel, der Täter könne aufgrund seiner Statur die entsprechenden Untaten unmöglich vollbringen. Dem entgegen steht natürlich der erzähltechnische Kniff, dass die gesamte Handlung aus der Sicht eines Studenten erzählt wird, was jedoch erst als augenzwinkerndes Element gegen Ende des Films deutlich wird. Hinzu kommt noch, dass ein weiterer Akteur den Abspann mit dem Monkschen “Es lief so ab…” einleitet und damit klar macht, dass die erzählte Geschichte in der Filmhandlung durchaus auch – punktuell oder komplett? – anders abgelaufen sein könnte. Der Vorwurf, der Film würde einen körperlich unglaubwürdigen Killer präsentieren ist also falsch. Denn nicht der Film, sondern eine Person im Film gibt ja nur seine Version preis. Und die muss letztlich in keiner Weise zwingend mit der Filmrealität übereinstimmen.
Komplizierter wird es, wenn es bei Filmen und/oder Serien mit fantastischem Anteil um realistische Punkte geht. Einige dürften sich noch an die beinahe MG-ähnliche Schrotflinte von Herschel erinnern, die dieser in Staffel 2 von The Walking Dead zum Einsatz bringt und die – so scheint es – ohne Nachladen mindestens 20 Schuss hat. Auch hier wäre der Vorwurf von fehlendem Realismus eher unangebracht. schließlich sind Zombies gleichfalls wenig realistisch …bisher. Aber der Knackpunkt ist hier auch eher die innere Logik. Denn auch in der Walking-Dead-Welt sind Schrotflinten einer ähnlichen Funktionsweise unterliegend wie in der Realität und müssten eigentlich entsprechend nachgeladen werden.
Die interessantesten Ermittlungsergebnisse der FGD sind dabei jene, die im Kreuzungsbereich von “Ermittlungsfehler passieren” und “Wohl nicht richtig hingeschaut/-hört, Herr FGD” liegen. Da werden ganz offensichtlich beim Film-/Seriengenuss wichtige Sätze überhört (oder vergessen?) und Handlungsmotivationen schlicht und ergreifend falsch verstanden. Und dies wird dann auch noch dem Film/der Serie zum Vorwurf gemacht. Ohnehin taucht das als eher bodenlos und dunkel gedeutete “Logikloch” häufig eher als Schlagwort auf, denn als nachvollziehbare Kritik. Es ist ja schließlich einfacher, einfach zu behaupten, der Film kranke an diversen Logiklöchern, als diese konkret zu benennen, um dann festzustellen, dass man selbst nicht die entsprechende Aufmerksamkeit bei bestimmten Szenen besaß.
Von mangelndem Realismus zu sprechen, wird spätestens bei Animationsfilmen zur reinen Farce und macht den eigentlichen Bezugspunkt deutlich. Sprechende Autos, unverletztes Überleben von Explosionen etc. pp. sind natürlich nicht realistisch. Aber das müssen sie auch nicht sein. Es geht lediglich darum, dass die präsentierte Welt in sich stimmig und logisch ist. Das muss nicht zwingend realistisch sein.
Selbstverständlich gibt es auch nur sehr konstruiert nachvollziehbare Begebenheiten. So fragt sich sicher immer noch ein Großteil der Zuschauer, was wohl aus dem einen Banditen geworden ist, der sich in Man nannte ihn Hombre hinter einem Stein versteckt hat und von dem danach nichts mehr zu sehen oder zu hören war.
Da ist viel wahres dran, ja. Schlimm finde ich besonders, daß man dann noch zum Buhmann wird, wenn man die aufgestellten Behauptungen aus Interesse hinterfragt. Der Befragte weiß nicht, was man von ihm eigentlich will und ab der zweiten Rückfrage bricht plötzlich ein Streit wegen der Verhörsituation aus, obwohl man doch eigentlich nur eine gepflegte Unterhaltung über einen Film führen wollte.
Die Heimfahrten vom Kino laufen deshalb auch unterschiedlich ab, je nachdem, mit wem man unterwegs war. Da kann man sich stundenlang über eine Interpretation heißreden, bis man beim Mäckes rausgefegt wird, oder das Gespräch ist auf Nachfrage, warum man den Film denn als gut empfunden hätte, mit “Ja, die Geschichte war gut umgesetzt.” ausdrücklich beendet.
Das sind dann auch die selben Menschen, die eine Kritik, in der nicht schematisch die immerselben Punkte abgeklopft werden und in der man sich z.B. mit der Motivation einer Figur auseinandersetzt als Geschwafel abgetan werden, welches den Film bestenfalls dann noch überinterpretiert. Es gibt Stellen im Internet, die man für Ballungsgebiete dieser Spezies halten könnte.
Die “Film war gut”-Fraktion ist wirklich so eine Sache, ja. Allerdings kann ich mich manchmal auch nicht ganz davon freisprechen. Wobei zumindest stundenlange Filmgespräche schonmal ein guter Anfang sind. Und Überinterpretation ist sowieso ein Käsewort zur Kompensation von fehlenden Gegenargumenten.
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Da ist viel wahres dran, ja. Schlimm finde ich besonders, daß man dann noch zum Buhmann wird, wenn man die aufgestellten Behauptungen aus Interesse hinterfragt. Der Befragte weiß nicht, was man von ihm eigentlich will und ab der zweiten Rückfrage bricht plötzlich ein Streit wegen der Verhörsituation aus, obwohl man doch eigentlich nur eine gepflegte Unterhaltung über einen Film führen wollte.
Die Heimfahrten vom Kino laufen deshalb auch unterschiedlich ab, je nachdem, mit wem man unterwegs war. Da kann man sich stundenlang über eine Interpretation heißreden, bis man beim Mäckes rausgefegt wird, oder das Gespräch ist auf Nachfrage, warum man den Film denn als gut empfunden hätte, mit “Ja, die Geschichte war gut umgesetzt.” ausdrücklich beendet.
Das sind dann auch die selben Menschen, die eine Kritik, in der nicht schematisch die immerselben Punkte abgeklopft werden und in der man sich z.B. mit der Motivation einer Figur auseinandersetzt als Geschwafel abgetan werden, welches den Film bestenfalls dann noch überinterpretiert. Es gibt Stellen im Internet, die man für Ballungsgebiete dieser Spezies halten könnte.
Die “Film war gut”-Fraktion ist wirklich so eine Sache, ja. Allerdings kann ich mich manchmal auch nicht ganz davon freisprechen. Wobei zumindest stundenlange Filmgespräche schonmal ein guter Anfang sind. Und Überinterpretation ist sowieso ein Käsewort zur Kompensation von fehlenden Gegenargumenten.