Auf den Tag genau 14 Monate ist es nun her, seit Mr. Hankey mit seinem Vierteiler zum 1. Cinestrange-Filmfestival in Dresden für den Neustart dieser Kolumne sorgte. Und heute nun ist es Zeit, auch die zweite Auflage des Festivals zusammenzufassen. Mr. Hankey war ebenfalls mit am Start, durch Ortsansässigkeit, Hilfe bei der Organisation des Publikumspreises und den letztjährigen Bericht scheidet er aber diesmal als Frontreporter aus. Dafür bieten die folgenden Zeilen einen Eindruck eines Auswärtigen, der es bei Runde 2 dann auch mal geschafft hat, am Festival teilzunehmen.
Durch die etwas längere Anreise startete das Festival für mich allerdings erst am Samstag Mittag. Und der erste Eindruck bei der Ankunft machte durchaus einiges her. Mit den prunkvollen Elbsandsteinbauwerken im Rücken führte der Weg über die Augustusbrücke zur Zeltstadt, in der das Festival stattfand. Aus der Entfernung waren dabei vor allem zwei kleine, im Wind wehende rote Fähnchen mit der Aufschrift “Cinestrange” auszumachen, die direkt an der Brücke flatterten. Beim Näherkommen stellten sie sich als “Dach” des großen Festivalzeltes heraus. Der überschaubare Ausrichtungsort lag direkt an die Brücke geschmiegt am Elbufer. Neben dem Haupt- und dem Gremlinszelt gab es noch die entsprechend sichergestellte Versorgung mit Speis und Trank. Zudem leisteten das gute Wetter und der unbezahlbare Blick auf die andere Seite des Flusses unbezahlbare Dienste. Im Akkreditierungsbereich gab es einen freundlichen Empfang. Neben den reservierten Karten lagen auch diverse Artikel zum Kauf aus. Vom T-Shirt über Plakate bis hin zu Büchern über den diesjährigen Festival-Stargast Joe Dante konnten einige Gimmicks erworben werden.
Eben jener Dante stellte sich zudem gerade in einem Werkstattgespräch den Fragen der anwesenden Gäste. Allerdings gab es für mich dann erstmal ein paar Begrüßungen mit neuen und alten Foren- und OFDb-Bekannten. Nach dem Werkstattgespräch hieß es dann, den ganzen Mut zusammenzunehmen und den überaus freundlichen Herrn Dante, nach einem einfachen Autogramm zu fragen. Falls denn der Kollege vor mir mit den 23091 Postern und den 941 Heften tatsächlich mal fertig werden sollte. Und er wurde es. Nun also flugs das gekaufte Buch signieren lassen und einmal Händeschütteln. Jetzt ist es sicher nur eine Frage der Zeit, bis mein neuer Kumpel Joe mich mal anruft, um so richtig entspannt zu quatschen.
Nach ein paar weiteren kurzen Gesprächen ging es dann auch mal zur ersten Vorführung. Mit The Movie Orgy, persönlich von meinem neuen “Best Buddy” JD eingeleitet, war aber nicht die richtige Wahl getroffen worden. Das Mammutwerk mit eine Laufzeit von über vier Stunden stellte zwar definitiv ein Erlebnis dar, als persönlicher Festivaleinstieg war es dann aber doch ein bisschen zu viel. Stattdessen gab es erstmal etwas zu essen und dann erfolgte kurzerhand der Wechsel ins große Zelt, wo sich in I Spit On Your Grave 2 ein amerikanisches Mädchen gerade aus den Klauen ihrer Peiniger befreien konnte, ehe es auf Umwegen wieder zurück in Gefangenschaft ging. Der im Originalton gezeigte Film drehte in seiner zweiten Hälfte ziemlich auf oder genauer gesagt auch das ein oder andere Ei ab. Es war gewissermaßen ein überaus bildlicher Beitrag der Kategorie “die Gewaltschraube anziehen”. Durchaus beeindruckt von der Intensität war in der Folge ausgiebiges Luftschnappen angesagt. Weiter im Programm ging es dann mit dem schwarzhumorigen Kurzfilm Mr. Bear. Gezeigt wird daran eine typische Alltagssituation. Mann und Frau sind im Auto unterwegs zur Weihnachtsfeier beim Rest der Familie, Vater hält kurz bei der Werkstatt, die beiden anwesenden Gangster halten ihn fälschlicherweise für den Cleaner, Vater spuckt in die Hände und nimmt sich des Problems an. Das Werk gestaltete sich durchaus unterhaltsam und entsprechend seiner Laufzeit auch kurzweilig. Da das Interesse an den nächsten Filmen geringer ausfiel, folgte ein kleiner Abstecher gen Dresdens Neustadt. Dort fand das Bürgerfest statt, was für einige Ablenkung sorgte, ehe der Syfy-Leckerbissen Sharknado anstand. Gut gestärkt pünktlich zurück am Zelt gab es dann ein filmisch nur schwer zu vergessendes Erlebnis. Irgendwo zwischen extrem genial (“Hat dir ein Känguruh ins Gehirn gepullert?” und der Fliegender-Hai-wird-mit-Kettensäge-halbiert-Kill) und abgrundtief schlecht (Continuity? “Und jetzt hasse ich Haie auch.”) kam im Zelt entsetzt-fröhliche Stimmung auf, was dem Film beim ein oder anderen Anwesenden sicher eine wohlwollendere Bewertung eingebracht haben dürfte.
Den filmischen Abschluss des Tages stellten schließlich der spanische Kurzfilm Fist of Jesus (“Es sind zwei Fische!”) und der italienische Across the River (Kategorie: Nicht drüber informieren, sondern einfach schauen, falls sich die Möglichkeit ergibt!) dar. Der Langfilm sollte sich darüberhinaus auch als persönliches Glanzlicht erweisen. Als Festival-Finale am Samstag im großen Zelt erlebte ich dann den Auftritt der britischen Drei-Mann-Band “Zoltan”, die diverse Filmmusiken aufgriffen und auf ihre Weise interpretierten, ehe die “Spores-Party” stieg. Die Festivalveranstalter, Marc und Carsten Fehse (sowie Dr. Michael Flintrop), planen mit ihrem Projekt “Spores” die Produktion eines erfolgreichen Genrefilms made in Germany. Dafür haben die beiden einen Teaser gedreht, mit dem sie auf den kommenden Filmmärkten nach Produzenten suchen werden. Der im Harz gedrehte (und in Kanada spielende) Appetitmacher soll das Ganze entsprechend schmackhaft machen. Und es wurde durchaus geklotzt. Hochwertige Spezialeffekte, bei denen sogar Damian Chapa die Kinnlade runterklappte, sowie sehenswerte Stuntchoreografien gepaart mit überzeugenden Masken lassen durchaus darauf hoffen, dass sich Interessenten finden. Eingebettet in eine kleine Fragerunde mit den Fehse-Brüdern sowie Hinter-den-Kulissen-Schnipseln gestaltete sich dieser Part des Festivals als der wohl vorläufige Stimmungshöhepunkt. Denn die anwesenden Beteiligten brachten ihre Freude beinahe durchgehend zum Ausdruck. Zu mittlerweile etwas vorgerückter Stunde ging es nun zurück gen Unterkunft, damit auch für den Sonntag noch ein bisschen Kraft blieb.
Das Kampfziel war der Beginn von The Howling um 11:00 Uhr in Rahmen der Dantospektive, welches jedoch klar verfehlt wurde. Und so ging es wie schon am Vortag bei ISOYG 2 auch diesmal mitten rein in den laufenden Film. Für eine Erstsichtung selbstverständlich nicht die beste Rahmenbedingung. Dennoch war das Gesehene unterhaltsam – handgemacht Effekte stechen CGIs immer noch aus – und im Anschluss plauderte der Regisseur noch ein wenig über den Film und beantwortete geduldig die Fragen der anwesenden Besucher. Mit der Überleitung zum folgenden Film Die Reise ins Ich gab Dante dann auch preis, dass er den deutschen Titel besser fände. Wobei er klar machte, dass wohl jeder Titel besser als Innerspace sei. Der Film selbst erschien mir dann im Vergleich zu den eigenen Erinnerungen nicht übermäßig gut gealtert zu sein. Zwar war er immer noch durchaus unterhaltsam, aber die ganz große Begeisterung wollte sich bei mir nicht einstellen. Nach dieser Doppelveranstaltung ging es dann mal wieder an eine umfassende Erfrischungspause, ehe die letzten Filme anstanden. Eingeleitet wurde die finale Festival-Phase durch den italienischen Kurzfilm The Pit and the Pendulum, der sich visuell innovativ zeigte. Und als Abschlussfilm gab es dann nach dem Roman von Dean Koontz Odd Thomas, der sich als Krimi-ähnlicher Film mit fantastischen Einschlägen gibt und zu unterhalten wusste.
Damit stand nur noch die Abschlussveranstaltung auf der Tagesordnung. Die Unterbrechung zwischen Film und Vorbereitung der Bühne wurde dann noch für einige Fotos von der Gegend genutzt. Es war mittlerweile dunkel geworden und die Lichterspiele an der barocken Kulisse der sächsischen Landeshauptstadt waren schlicht atemberauend. Mit reichlich Bildern in der Tasche ging es also zurück ins große Zelt. Dort eröffnete nun Dr. Marcus Stiglegger mit einer Laudatio auf und der anschließenden Überreichung des Cinestrange-Preises für sein Lebenswerk an Joe Dante das Programm. Der Stargast durfte danach drei Trailer der “Trailers from Hell”-Reihe präsentieren, bei denen er mit interessanten Anekdoten, wie der Geschichte um einen aufgenommenen, aber wegen rechtlicher Probleme nicht veröffentlichten Audiokommentar, aufwarten konnte. Anschließend betrat die charismatische Susen Ermich die Bühne und präsentierte die Preise für den besten Lang- und Kurzfilm (Across the River und Mr. Bear), ehe die Mannen vom Deep Red Radio noch den Publikumspreis (für den Kurzfilm Fool’s Day) verliehen. Schließlich richteten die Veranstalter noch ein paar letzte Worte an die zahlreichen Gäste, ehe die Burlesque-Künstlerin Kitty Willenbruch mit einen teuflischen Auftritt den künstlerischen Schlusspunkt des Genrefilm-Festival setzen durfte.
Mit dem Ende der Show gab es dann abschließende Gespräche mit bekannten Gesichtern, ehe die lange Heimreise angetreten wurde, die in den frühen Mrogenstunden ihr Ende fand. Auch wenn das Festival bei seiner zweiten Auflage mit kleinen und großen Problemen zu kämpfen hatte, so entschädigten Umgebung und Stargäste, aber vor allem die familiäre Stimmung mehr als ausreichend. Und so bleibt die Tatsache, dass auch für 2014 ein Besuch des Festivals eingeplant wird. Dann – so flüsterte es entlang der Zeltwände – vielleicht mit Paul Verhoeven oder John Carpenter als Stargästen. Es ist zu hoffen, dass sich die Gebrüder Fehse wie die kleinen, roten Cinestrange-Fähnchen im (knallharten, geschäftlichen) Wind halten können und nicht verweht werden.
Ich war zwar ab Freitag schon da, aber das Obige deckt sich ziemlich genau mit meinem Vorgehen an diesen beiden Tagen. Hatte ich letztes Jahr noch 9 von 10 Filmen von der Retrospektive zu Dario Argento geschaut und keinen einzigen Film des eigentlichen Festivalprogramms, konnte ich durch die Verlegung des Festivals vom Kristallpalast auf ein eigenes Zeltgelände leicht zwischen den Örtlichkeiten hin und her wechseln, so dass ich nur 3 Filme der Dante-Retrospektive (Gremlins, Gremlins 2 und Howling, dazu die ersten 15 Min. von Movie Orgy und alle Auftritte von Joe Dante) sah, dazu aber 3 Kurz- (Eat, Mr. Bear und The Pit and the Pendulum) und 3 Langfilme (I Spit on Your Grave 2, El Padrino und Odd Thomas, sowie die bei Asylum ausreichenden letzten 15 Min. von Sharknado) des Festivalprogramms. Diese Mischung empfand ich auch im Nachhinein als interessanter.
Zwischendurch nahm ich noch an Ereignissen, wie z. B. verschiedene Q&A mit Damian Chapa und Michael Kosakowski oder die Vorstellung des Projekts “German Angst” mit den beteiligten Regisseuren Michael Kosakowski und Andreas Marschall, teil.
Im letzten Jahr war noch die für mich das Festival wiederspiegelnde Situation die, als Claudio Simonetti sich beim Verlassen des Festivals extra zu mir wandte und sich von mir verabschiedete. Dieses Jahr ist es wieder die Situation direkt nach dem Ende der Abschlussveranstaltung: Die Zuschauer verließen zum Großteil das Zelt und ich saß noch auf dem Platz. Dann kam von der ersten Reihe nach hinten Joe Dante mit seiner Frau gelaufen und setzte sich direkt neben mich, so dass um mich herum Andreas Marschall, Jörg Buttgereit, Michael Kosakowski, Susen Ermich, Damian Chapa und eben Joe Dante saßen bzw. standen. “Stars” zum Anfassen und Unterhalten.
Als sehr nett und aufgeschlossen stellte sich Damian Chapa heraus, mit dem ich einige Zeit “privat” verbrachte, wo er auch sehr Personliches erzählte, was er auf der Bühne beim Q&A zu El Padrino nicht ausführen wollte.
Kurze Gespräche, Photos und Autogramme (sehr zahlreich) mit den Filmschaffenden, auch Sven Nagel und Thomas Morris waren am Samstag vor Ort, und interessante, unterhaltsame Filme sind das Resultat nach 3 körperlich anstrengenden Tagen beim 2. Cinestrange in Dresden.
Bis zum nächten Mal.
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Wenn Du nur die letzten 15 Min. von Sharknado gesehen hast, haste das Beste aber definitiv verpasst. Dieser Asylum lohnt sich wirklich komplett.
Ansonsten hat es Max doch ziemlich perfekt auf den Punkt gebracht. Danke dafür!
Ich war zwar ab Freitag schon da, aber das Obige deckt sich ziemlich genau mit meinem Vorgehen an diesen beiden Tagen. Hatte ich letztes Jahr noch 9 von 10 Filmen von der Retrospektive zu Dario Argento geschaut und keinen einzigen Film des eigentlichen Festivalprogramms, konnte ich durch die Verlegung des Festivals vom Kristallpalast auf ein eigenes Zeltgelände leicht zwischen den Örtlichkeiten hin und her wechseln, so dass ich nur 3 Filme der Dante-Retrospektive (Gremlins, Gremlins 2 und Howling, dazu die ersten 15 Min. von Movie Orgy und alle Auftritte von Joe Dante) sah, dazu aber 3 Kurz- (Eat, Mr. Bear und The Pit and the Pendulum) und 3 Langfilme (I Spit on Your Grave 2, El Padrino und Odd Thomas, sowie die bei Asylum ausreichenden letzten 15 Min. von Sharknado) des Festivalprogramms. Diese Mischung empfand ich auch im Nachhinein als interessanter.
Zwischendurch nahm ich noch an Ereignissen, wie z. B. verschiedene Q&A mit Damian Chapa und Michael Kosakowski oder die Vorstellung des Projekts “German Angst” mit den beteiligten Regisseuren Michael Kosakowski und Andreas Marschall, teil.
Im letzten Jahr war noch die für mich das Festival wiederspiegelnde Situation die, als Claudio Simonetti sich beim Verlassen des Festivals extra zu mir wandte und sich von mir verabschiedete. Dieses Jahr ist es wieder die Situation direkt nach dem Ende der Abschlussveranstaltung: Die Zuschauer verließen zum Großteil das Zelt und ich saß noch auf dem Platz. Dann kam von der ersten Reihe nach hinten Joe Dante mit seiner Frau gelaufen und setzte sich direkt neben mich, so dass um mich herum Andreas Marschall, Jörg Buttgereit, Michael Kosakowski, Susen Ermich, Damian Chapa und eben Joe Dante saßen bzw. standen. “Stars” zum Anfassen und Unterhalten.
Als sehr nett und aufgeschlossen stellte sich Damian Chapa heraus, mit dem ich einige Zeit “privat” verbrachte, wo er auch sehr Personliches erzählte, was er auf der Bühne beim Q&A zu El Padrino nicht ausführen wollte.
Kurze Gespräche, Photos und Autogramme (sehr zahlreich) mit den Filmschaffenden, auch Sven Nagel und Thomas Morris waren am Samstag vor Ort, und interessante, unterhaltsame Filme sind das Resultat nach 3 körperlich anstrengenden Tagen beim 2. Cinestrange in Dresden.
Bis zum nächten Mal.