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"The Outtake" - die exklusive Kolumne

The Outtake

Zum Geleit: Bin ich zu jung für diesen Scheiß?

28. September 2005 | Stichwörter: keine


“I’m to old for this shit!” (Lethal Weapon)

Silvan Prefetzky aka MoonshadeSoso, hier fängt also alles an…

Eine Kolumne, speziell für das Medium Film und die anhängten Satellitenmedien.

Seiten zu füllen, Herzblut zu Papier zu bringen, Säure zu verspritzen.

Unendliche Weiten, ungezählte Möglichkeiten, schließlich der große weiße Wal: die Welt des Films. Also, nennt mich Ismael.

Oder nein, nennt mich Carrie Bradshaw, nach der ewiglich versingle-ten Thirtysomething-Kolumnistin der Erfolgsserie Sex in the City, die ihre amurösen Erlebnisse, ihren Frust und sämtliche Kuriositäten aus ihren Verhältnissen und Bettgeschichten im Big Apple in Form eines wöchentlichen Berichts in einer New Yorker Tageszeitung veröffentlichte und damit Leidensgenossinnen noch und nöcher faszinierte.

Nie kommt sie an ihr Ziel, nie macht sie den lethalen, den finalen Stich, der da bedeutet: Glück, Zufriedenheit und sexuelle Erfüllung. Die letzte Folge bot eine Art Happy-End, aber man weiß ja nie…

Etwas Ähnliches erwartet der Zuschauer sicherlich auch vom sonstigen TV-Programm, vom aktuellen Kinofilm, von der momentanen DVD-Top20. Und die Welt des Films hat wirklich etwas von Ahab und seinem unerbittlichen Meeressäuger: man kann ihn hassen, man kann ihn lieben, man kann ihm ewiglich folgen und wird doch mit ihm untergehen. Film ist nicht zu fassen, es gibt keine Momentaufnahmen für die Ewigkeit, sondern nur Wellenberge (etwa: der Tag, an dem George Lucas den allerersten Star Wars-Film in die Kinos brachte) und Wellentäler (der Augenblick gegen Ende 2003, als wir uns alle fragten, ob Weihnachten jemals wieder dasselbe sein würde, wenn es keine Herr-der-Ringe-Verfilmung mehr gibt, die dann starten kann).

Man sitzt und schaut, man verfolgt und erarbeitet sich Filme, man kämpft sich durch und erleidet – und trotzdem bleibt alles im Fluß. Man verfällt ihm, aber der Film war noch nie die Geliebte/der Geliebte, der Erfüllung versprach.

Filme sehen erfordert Veränderungen, die Bereitschaft Neues zu entdecken, nicht das Verharren in einer kleinen, wohlgeformten Ecke, Hobbithöhle oder DVD-Sammlung.

Es gilt: dahinten steht ein TV-Gerät oder eine Leinwand – niemand in diesem Raum ist sicher! Fühlen wir uns jetzt noch wohl?

So mache ich mich jetzt also an meine knapp 25 Jahre Filmerinnerungen und prompt schwappt die Frage nach oben: reicht das denn? Noch nicht mal 34 Jahre alt und schon aus dem Nähkästchen plaudern? Bin ich weise genug, bin ich wenigstens spontan ergraut?

Bin ich zu jung für diesen Scheiß?

Definitiv!

Ein Blick zurück und schon stehe ich ohne Hosen da. Irgendwo wuseln immer noch ein paar Hitchcocks rum, die ich noch nicht kenne. Hab noch keinen Fellini ganz gesehen und bin nicht sicher, ob ich was verpaßt habe. Will mich ständig an ein paar Bergmans versuchen und fühle mich 20 Jahre zu jung dafür. Und woher bekomme ich endlich eine ungekürzte Fassung von Dario Argento’s Opera, ohne das Teil gleich kaufen zu müssen?

Stattdessen spült mir meine Mediathek (Videos gibt’s da ja eh nicht mehr…) fortwährend den Bodensatz des Direct-to-DVD-Schatzes durch die Bewußtseinskloschüssel nach oben und über die Schwelle, denn irgendein B-Promi wird sich schon finden, der dafür seinen Namen hergibt, auf daß sich der Scheiß verkaufe wie geschnitten Brot. Man fällt doch immer mal wieder darauf rein – älter als Jesus, aber immer noch nicht über Fast Food erhaben.

Schlimmer noch, in Zukunft werde ich mir das zwangsweise reinziehen müssen – nicht der Kunstfilm ist ein Spiegel der Gesellschaft, der Gärschlamm bringt es viel direkter an den Tag und auf den Tisch. Und gegessen wird, was auf den Tisch kommt.

So gesehen hatte es Carrie B. besser, die entdeckte zwar auch am Morgen, daß der Klodeckel obenstand (und der Lover des Spülens vielleicht nicht mächtig war), aber immerhin hatte sie vorher guten Sex! Mist, die Frau hat doch das bessere Ende.

Darüber hinaus bedeutet es, daß ich ab sofort zur allgemeinen Angriffsfläche erklärt bin. Macht auch nicht wirklich was, schließlich ist man ja nebenbei noch Kritiker. Und das heißt, streng genommen, Onanie. Was ein richtiger Kritiker mit Ego und allem ist, der benutzt seinen machtvollen Griffel als Masturbationsobjekt – was leicht ist, solange die FAZ bezahlt. Womit mir dieses Betätigungsfeld etwas anrüchig vorkommt, schließlich steht der Review-Zähler bei mir schon auf über 1200 – ich befürchte extremen Rückenmarksschwund und vorzeitige Blindheit!

Heißt also: besser man nimmt etwas Abstand vom Objekt der Begierde. Die Sache vom Abgrund und wie lange man da reinschauen sollte. Ab in die letzte Reihe also. Gucken wir von hier aus lieber nicht dem Film aufs Maul, sondern auch dem Publikum. Oder der ganzen Industrie. Sitzen wir dem Medium ein wenig im Nacken, philosophieren wir uns einen Wolf und erwischen den Filmfan im Menschen (oder umgekehrt) auf frischer Tat.

Werfen wir fortan einen Blick hinter die Kulisse Realität, erfreuen uns an ein wenig Nostalgie und bereiten uns darauf vor, daß vor uns gerade ein Alptraum von David Lynch Platz genommen hat und der trägt einen gewaltigen Hut.

Ihr wollt nicht? Dann mach ich es allein, einer muß es ja machen.

Nur, dann braucht ihr auf Antworten erst gar nicht zu hoffen – aber ich suche gern ein paar Fragen für euch raus, von denen ihr noch gar nicht wußtet, daß ihr sie nie stellen wolltet.

Undendliche Fragen, unendliche Weiten:

Etwa: was ist so wichtig daran, zu wissen, was in dem Koffer in Pulp Fiction war und würde man glücklicher sterben, wenn man es wüßte?

Wie kann ich als bekennender Giallo-Fan erfolgreich begründen, daß ich kein verdrängter Frauenschänder bin?

Wer kam eigentlich als erster auf die Idee, verhinderten Videoclip-Schnipslern Millonenbudgets in die Hände zu geben, um Comic-Verfilmungen zu ruinieren?

Wenn 1000 Affen 1000 Jahre lang auf 1000 Schreibmaschinen schreiben, muß dann zwangsläufig so etwas wie das Drehbuch von Van Helsing dabei herauskommen?

War die Schlußszene von Casablanca wirklich homoerotisch?

War Käpt‘n Iglo Päderast?

Und wer ist eigentlich Paul?

Mit den aufgeworfenen Fragen lasse ich die Leser dann allein, ein Akt der Willkür, auf daß mich Theorien und Morddrohungen in großer Zahl erreichen werden. Die besten drucke ich ab, die schlimmsten auch…

…genauso hab ich mir das alles gedacht…

…natürlich liege ich wie immer voll daneben…

…egal, warten wir ab, wie es sich entwickelt. Immerhin bin ich nicht zu jung für den Scheiß, denn was nützt es, noch weiter zu reifen, bis man das Publikum gar nicht mehr verstehen kann oder noch schlimmer, einfach nicht mehr wahrnimmt.

Von jetzt an ist die Büchse der Pandora offen, hoffentlich haben einige ihre Freude daran.


Silvan Prefetzky



Kommentare und Diskussionen


1 Kommentar zu „Zum Geleit: Bin ich zu jung für diesen Scheiß?“

  1. ratz sagt:
    16. August 2012 um 14:17

    Dieser Testkommentar wurde maschinell erstellt und ist ohne Unterschrift gültig.


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