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"The Outtake" - die exklusive Kolumne

The Outtake

Ziel(gruppen)wasser marsch!

8. November 2005 | Stichwörter: keine


“Wenn ich eine Botschaft hätte, würde ich sie mit der Post schicken!” (Woody Allen)

Silvan Prefetzky aka MoonshadeGanz folgenlos ist erst mal Dieses: momentan rolle ich mich jedes Mal weg, wenn während der TV-Werbung Michael Ballack in unserem liebsten Fast Food-Restaurant kopfschüttelnd “DVD??????”-sagend aus dem Bild verschwindet. Hätte dem Mann dieses Comedy-Timing gar nicht zugetraut.
Das mußte mal gesagt werden, auch wenn es sonst mit dieser Kolumne gar nichts zu tun hat – ich wollte den Mann einfach mal loben, der hat bei mir sonst nicht mehr viel zu holen, seit er bei den Bayern gelandet ist.

Ansonsten hat der Mensch ja nicht mehr viel zu lachen.

Gerade erfolgreich das erste OFDB-Meeting samt der kompletten Administratorriege ohne weitläufige Verletzungen hinter mich gebracht und auch endlich über den ersten ernsthaften Kritiker gestolpert. Bis dato haben mir nur anfeuernde Mails den Tag verschönert (was um Gottes Willen keine Beschwerde sein soll), wo ich mich doch schon so über marodierende Horden gefreut habe, die mein Haus belagern oder mich in einer Telefonzelle meucheln wollen!

Ich mache also definitiv etwas falsch. Oder alles richtig?

Egal, Hauptsache Kritik!

Zum Glück war das Gespräch konstruktiv genug, mich nicht in eine Gewissenskrise zu reißen, aber ein paar Denkanstöße für den Hinterkopf gabs schon, zumindest nach längerem In-Sich-Gehen daheim.

Grund der Kritik war im Wesentlichen der mangelnde Perfektionsansatz meinerseits, der mich dazu hat hinreißen lassen, meine bestehenden Wissenslücken in Sachen Film gleich als Entschuldigung in der Startkolumne vorneweg zu stellen.

Damit stiehlt man sich natürlich aus der Verantwortung, könnte man schließen. Wer bin ich denn dann noch, daß ich es wage, hier einen aus der Welt des Film(fan)s zu erzählen, wenn ich nicht minimum mit Roger Ebert mithalten könnte. Das kleine Arschloch, allerhöchstens!

Grundsätzlich bin ich Reviews und Kritiken immer so angegangen, daß sämtliche Bevölkerungsschichten zumindest mit einem Duden in Griffweite den Inhalt ohne größere Zeitverzögerung verstehen könnten. Das bedeutet natürlich: weniger große Kunst und literarischer Anspruch, dafür aber mehr Massenkompatibilität. Kunst ist zwar schön, macht aber viel Arbeit, wie es so schön heißt und faktisch verdiene ich ja hiermit nicht mein Geld, nur einen Hauch von Internetreputation, wenn ich ganz viel Glück habe (und selbstverständlich die 20 kostenlosen DVDs pro Woche, die ich der OFDB-Leitung für diese Texte wöchentlich abgepreßt habe, hähä…).

Was bedeutet das aber faktisch? Arbeitet mein Unterbewußtsein so tatkräftig mit, daß ich schon fast automatisch das Bildzeitungsleser-Niveau streife, damit auch Hans und Karl ihre Freude mit den Texten haben können?

Unterschätze ich jetzt wiederum die Leserschaft, ja, setze ich das Niveau ggf. in Gedanken so weit runter, daß sich alle als für doof erklärt fühlen könnten? Publikumsbeleidigung auf ganz subtile Art?

Okay, schickt mir alle eure Mittelfinger (Fotos reichen!)!

Was habe ich denn nun eigentlich für eine Zielgruppe?

Breite Masse? Randgruppen? Freaks und Fans?

Alles sehr unsicher in einer Zeit, wo man sich den Volkshaß schon durch eine simple Steuererhöhung zuziehen kann. Oder in London in simpler Eile in U-Bahnen von hektischen Terrorfahndern erschossen wird.

Sollte ich vorsichtiger vorgehen?

Andererseits bekommt jeder das Publikum, das er verdient. Und das ist nur bedingt steuerbar, egal was man schreibt.

Also könnte ich die ganzen Überlegungen und Bemühungen aufgeben, weil es ja am Ende doch alles keinen Zweck hat und fröhliche Anarchie walten lassen. Friß und/oder stirb, Leser.

Erwartungshaltungen? Mir doch egal!

Pointen? Maximal mal ein Kalauerchen!

Inhalt? Ihr freßt doch sonst auch jeden C-Film mit Begeisterung…

Insofern hatte mein Kritiker vielleicht doch recht?

Sollte ich mich lieber wie die allwissende Müllhalde geben und unverständliches Zeug brabbeln und zwischendurch augenzwinkernd das coole Arschloch auf der Überholspur raushängen lassen, daß ihr eh alle nur von hinten zu sehen bekommt?

Warum nicht? Darauf stehen doch die Leute offenbar: lässig, locker, halbnackt bis zur Schamhaargrenze, so muß das heute sein, oder?

Ab sofort könnte ich hier den endlos schwafelnden Filmbesessenen geben. Ich suche mir irgendeinen obskuren Film, das Unbekannteste von Kurosawa oder Antonioni, noch nicht auf DVD erhältlich und ohne Sekundärliteratur nicht oder kaum nachprüfbar, um mir einen filmhistorischen Kontext darüber basteln, daß euch die Gehirnrinde blutet. Den einen Durchgeknallten, der den Film tatsächlich gesehen hat und mir wegen meines dem Reich der Phantasie entsprungenen Monologes per e-mail die Hölle heiß machen will, dem sperre ich einfach mal testweise das Profil. Bis er dann zum elektrischen Brotmesser greift…

Anderer Vorschlag: ich greife mir einen populärwissenschaftlich wichtigen Film raus, den fast alle ganz doll lieb haben und dekonstruiere ihn mit völlig wirren, aber filmisch wohlklingenden Argumenten in Grund und Boden, wobei ich nacheinander großspurig nachweise, daß die bisher abgegebenen Kritiken aus diesen oder jenen Gründen nur Zeugnisse absoluten Stumpfsinns sind und ihre Autoren intellektuell natürlich ihren Texten in nichts nachstehen.

Natürlich verbrennt man mich dann schnellstens auf irgendeiner obskuren, windigen Kanalinsel, aber wäre es das nicht wert? Endlich populär, provokativ, prä- und postkoitiv potent pis zum Abwinken? (Pißchen viel P, sorry!)

Und als Kontrast lasse ich mich eine Woche später fünf Absätze darüber aus, welche der Möpse in “Showgirls” echt und welche unecht waren und warum mir diese oder jene Brustform besser oder schlechter gefällt. Bau dir dein eigenes Nippel-Gate!

Wenn dann die feministischen Attentate vorüber ziehen, bringe ich als Ausgleich ein paar knallige Spekulationen darüber, welcher von Hollywoods aufstrebenden Jungstars wohl welche Penisform zur Schau trägt, spekulativ anhand ihrer Filmographie thematisch begründet!

Wieder eine Woche später greife ich zur fein gespitzten Feder und knüppele irgendeinen Rezensenten hier im OFDB-Bereich, den ich selbstverfreilich schon immer zum Kotzen fand, mit geschwungensten Formulierungen nieder, zerhacke Schrift und Form, Ausdruck, allgemeinen Geschmack, vermutliche Herkunft und setze noch ein paar Andeutungen bezüglich abartiger sexueller Gewohnheiten hinzu. Das bringt Quoten, das bringt Aufsehen. Beliebt sein ist doch was für Weicheier!

Nein, lieber doch nicht.

Macht korrumpiert einfach zu schnell und ich möchte meine Arroganz wenigstens hin und wieder noch überblicken können. Dieses “Gier ist gut” haben wir ja bereits verinnerlicht, das beweist jeder unserer Videothekenbesuche, das sollte reichen.

Ich bin eigentlich ganz dankbar, noch nicht auf jede Frage bezüglich Films eine Antwort zu haben, denn ich verrate mal ein ganz offenes Geheimnis: nur durch diese unfreiwillige Unschuld gegenüber gewissen Bereichen, gewissen Genres, gewissen Werken bewahrt man sich das Wunder, sich noch für lange Zeit davon überraschen lassen zu können. Wenn’s recht ist, schreibe ich lieber wie mir mein Schnabel gewachsen ist und dann doch lieber nicht zielgruppenorientiert, sondern für alle oder keinen, je nachdem.

Es gibt keine endgültige Antwort auf alles, kein “42″ in diesem Bereich und deswegen gebe ich auch gar nicht erst vor.

Was immer ich hier schreiben werde, es wird sowieso zweischneidig sein.

Oder wie es Woody Allen in seinem Theaterstück “Gott” schrieb, als der arme Schauspieler die Botschaft für den König liest, auf die entscheidenste aller Fragen: “Die Antwort ist nur ein Wort. Sie lautet: Ja!”

War das nun gut oder schlecht, wird er gefragt. “Ja” sei doch positiv, führt er an.

Darauf kommt die Gegenfrage: “Was, wenn die Frage lautete: Hat die Königin den Tripper?”

Genau das ist der Punkt!

(Verdammungen, konstruktive Kritik und Lob bitte bis auf weiteres an: Everythingcounts@gmx.net)


Silvan Prefetzky



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