Joseph Sheridan Le Fanu ist eingefleischten Bücherwürmern sicher ein Begriff: die einen kennen ihn aufgrund der Verweise bei seinem Landsmann James Joyce, die anderen kennen ihn direkt über seine phantastischen, unheimlichen Erzählungen, insbesondere die vielfach verfilmte Vampirgeschichte “Carmilla” (1871/1872). Als sein literarisches Meisterwerk gilt indes eher der – anfangs noch als phantastische Erzählung geplante – viktorianische Kriminalroman “Uncle Silas” (1864), der direkt auf “The House by the Churchyard” (1863) folgte und als einer der wenigen Romane des Autors auch ins Deutsche übersetzt und hier mehrfach aufgelegt worden ist.
Eine britische Verfilmung dieses Romans erschien am 8. Oktober 1947 in Großbritannien: mit Jean Simmons ansprechend besetzt, aber von einem doch reichlich unbekannten Regisseur (Charles Frank) umgesetzt. Eine kaum bekannte Verfilmung erschien kurz zuvor im gleichen Jahr bereits in Argentinien, danach folgen neben vielen “Carmilla”-Adaptionen bloß noch weitgehend vergessene oder verschollene TV-Umsetzungen von “Uncle Silas”. Dabei ist der Stoff um eine junge Alleinerbin, deren Vormund im stattlichen Schloss Knowl ausgerechnet ihr als Mörder verrufener, aber nie überführter Onkel Silas ist, reichlich effektiv (und innovativ ohnehin): Das Ausbleiben einer ambitionierten, prestigereicheren Erzählung in den letzten Dekaden verwundert doch sehr: umso erfreulicher ist es, diesen klassischen 40er-Jahre Film sehen zu können, der allerdings bis heute keine Veröffentlichung auf Heimkino-Medien erfahren zu haben scheint. Ein Meisterwerk ist Charles Franks vielleicht nicht gerade – aber doch immerhin einer von zwei nahezu zeitgleich entstandenen Kinofilmen nach einem literarischen Markstein.
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